Wetter/Herdecke/Ennepe-Ruhr. Polizei im Ennepe-Ruhr-Kreis verstärkt den Kampf gegen Wohnungseinbrüche nach Rückkehr auf Vor-Corona-Niveau.

Die gute Nachricht vorweg: Der Ennepe-Ruhr-Kreis gehört weiterhin zu den sichersten Kreisen im Land NRW. Das geht aus der Kriminalitätsstatistik hervor, die die Kreispolizeibehörde am Mittwochmittag vorstellte.

Acht Prozent weniger Straftaten

Demnach gab es 2023 insgesamt 11.855 Fälle, die von der Kriminalpolizei bearbeitet wurden. Das sind acht Prozent weniger als noch im Vorjahr. Gleichzeitig stieg auch die Aufklärungsquote, wenn auch nur marginal um 0,6 auf 56 Prozent. Das bedeutet, dass mehr als die Hälfte aller Straftaten im Ennepe-Ruhr-Kreis aufgeklärt werden konnten.

Täter werden gerissener

Doch was fließt eigentlich in diese Kriminalitätsstatistik ein? Kriminaloberrat André Pieper als Leiter der Direktion Kriminalität erklärt: „In der Statistik finden sich Verbrechen und Vergehen, aber keine Ordnungswidrigkeiten, sondern nur Straftaten. Weder Verkehrsdelikte noch politisch motivierte Straftaten sind hier zu finden.“ Außerdem weist er darauf hin, dass die Statistik eine sogenannte Hellfeldstatistik ist. Das bedeutet, dass sich in einigen Kriminalitätsfeldern durchaus mehr Straftaten ereignet haben könnten, diese aber nicht zur Anzeige gebracht wurden. „Die Täter werden immer gerissener und bringen neue Ideen mit“, so Pieper.

68 Fälle mehr in Wetter

In Wetter gab es allein im vergangenen Jahr 1235 Straftaten. Das ist ein Plus von 68 Fällen gegenüber 2022. Gleichzeitig stieg jedoch auch die Aufklärungsquote um 8,6 auf insgesamt 58,95 Prozent. Im Mittelpunkt stehen dabei insbesondere zwei Treiber: die gefährliche Körperverletzung sowie der Diebstahl. Herdecke hingegen darf sich freuen. Mit insgesamt 1027 Straftaten und damit 104 Fällen weniger gibt es hier einen Rückgang der Kriminalität.

Einen beträchtlichen Anteil am Rückgang der Kriminalitätsfälle im EN-Kreis hat der Bereich Sexualdelikte. Während die Zahlen 2022 noch mit 591 Fällen sehr hoch war, gab es 2023 nur noch 375. 156 dieser Fälle gehen auf die Verbreitung, den Erwerb, Besitz und die Herstellung kinderpornografischer Schriften zurück. Hier waren es 2022 noch 384. Trotzdem gab es 45 neue Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern in 2023 (2022: 44). „Wir haben eine dauerhafte Projektgruppe, die sich mit Kinderpornografie beschäftigt“, erklärt Pieper. „Die Kollegen müssen wir aber nach einer gewissen Zeit herausnehmen, denn wenn man sich die Bilder und Filme den ganzen Tag ansieht, macht das was mit einem“, fügt er hinzu. Neben der Arbeit der Polizei seien aber auch die Menschen sensibler geworden. Ärzte und Schulen würden oftmals Anzeichen schneller erkennen und einordnen können. Und trotzdem: „Jeder der 45 Fälle von sexuell missbrauchten Kindern ist einer zu viel“, sagt Pieper.

Taschendiebstahl wird erst spät bemerkt

Eine Zunahme vermerkt die Polizei bei der Straßenkriminalität. In Wetter und Herdecke stiegen die Fallzahlen hier um sieben beziehungsweise 13 an. „Das Problem hierbei ist, dass viele Menschen beispielsweise einen Taschendiebstahl erst spät bemerken. Wenn ihnen beim Einkaufen die Geldbörse gestohlen wird, kann es sein, dass sie es erst eine Stunde später merken, wenn sie etwas bezahlen wollen. Und das ist dann natürlich sehr spät, um noch einen Tatverdächtigen zu stellen“, erklärt Frank Kujau, Abteilungsleiter der Kreispolizei. Und dennoch ist die Aufklärungsquote auch in Wetter und Herdecke gestiegen.

Höhere Gewaltbereitschaft

Besorgniserregend sei jedoch der Anstieg der Gewaltkriminalität, insbesondere in Bezug auf die gefährliche und schwere Körperverletzung. Hier steht insgesamt ein Plus von 18,7 Prozent im Ennepe-Ruhr-Kreis. Allein der Bereich der gefährlichen Körperverletzung sei um 12,2 Prozent gestiegen. NRW-Innenminister Reul hatte dieses Phänomen auf der Pressekonferenz zur Vorstellung der Landeskriminalitätsstatistik bereits mit einer „Verrohung der Gesellschaft“ begründet. Die Zündschnur sei bei vielen einfach kürzer. Insgesamt musste sich die EN-Polizei mit 384 Straftaten im Bereich Mord, Totschlag, Raub, räuberische Erpressung, gefährliche und schwere Körperverletzung sowie Vergewaltigung und sexuelle Nötigung beschäftigen.

Mehr Wohnungseinbrüche

Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist wieder auf Vor-Corona-Niveau angestiegen. „Während der Pandemie waren die Menschen viel zu Hause, das hat es den Tätern schwerer gemacht“, so die einfache Erklärung von André Pieper. 359 Mal musste die Polizei wegen einer solchen Straftat ausrücken. Bei 42,1 Prozent der Fälle blieb es jedoch beim versuchten Einbruch. Während die Einbruchszahlen fast im gesamten Kreis gestiegen sind, geht der Trend in Herdecke nach unten. Dort gab es immerhin acht Einbrüche weniger. Die Gesamtzahl liegt hier bei 36. In Wetter sind es mit 31 Einbrüchen noch weniger, aber hier ist ein Plus von zwei Fällen zu verzeichnen. Die Kreispolizei hat aufgrund der gestiegenen Zahlen die Verhinderung von Wohnungseinbrüchen zu einem Behördenschwerpunkt erklärt. Verstärkte Präsenz und mehr Aufklärung sollen helfen.

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