Wetter. Trotz wechselhaftem Wetter kommen viele zur Kundgebung. Veranstalter gehen von mehr als 300 Teilnehmern aus.

„Vielfalt statt Einfalt“ steht auf dem Schild, das Familie Kästner für die Demonstration in Wetter gebastelt hat. Bei der Kundgebung, die am vergangenen Samstagvormittag im Rahmen der Wochen gegen Rassismus stattfand, wollen sie gemeinsam als Familie ein Zeichen gegen Diskriminierung und Ausgrenzung und für ein buntes Deutschland setzen.

„Wir müssen mit gutem Beispiel für unsere Kinder vorangehen und zeigen, dass wir alles in unserer Macht Stehende versuchen, damit rechte Parteien nicht an die Macht kommen“, sagt Mutter Karin Kästner. Die Familie ist vor einigen Jahren aus Brandenburg nach Wetter gezogen. „Wir sind hier herzlich willkommen geheißen worden und mit offenen Armen empfangen worden. Ich möchte, dass es jedem in unserer Gesellschaft so ergeht und alle im Einklang miteinander leben und miteinander sprechen“, so Kästner.

Ich möchte, dass die Menschen sich gestärkt fühlen und überzeugt sind, dass wir ein Miteinander auf Augenhöhe brauchen.
Larah Ahmetovic - Schülerin und Mitglied im Kinder- und Jugendparlament

Sonne löst Regenschauer ab

Veranstaltet wurde die Demonstration vom Integrationsrat der Stadt sowie der Stadt Wetter (Ruhr), dem Bündnis WetterWeltoffen, der Lichtburg, dem Frauenheim Wengern und der Evangelischen Stiftung Volmarstein. „Es ist notwendig, dass Menschen sich engagieren“, so Andreas Fieberg, Mitglied des Integrationsrats. Im Voraus hatte sich der Integrationsrat rund 300 Teilnehmer gewünscht – und obwohl das Wetter sich an dem Tag doch sehr unbeständig zeigt, sind die Bürger und Bürgerinnen aus Wetter da: Menschen aller Altersklassen stehen auf dem Vorplatz des Stadtsaals. „Die Demokratie wartet nicht auf gutes Wetter“, sagt Wetteraner Bernd Eichler, der auch zur Kundgebung gekommen ist. Die Teilnehmer haben Glück, denn kurz vor der Veranstaltung löst sich der Regen auf, und die Sonne kommt heraus. „Das habe ich ja auch bestellt“, sagt Andreas Fieberg und lacht dabei. Er ist sehr zufrieden mit der Anzahl der Teilnehmer, die er auf mehr als die erwarteten 300 schätzt.

Im Rahmen der Wochen gegen Rassismus fand eine Kundgebung vor dem Stadtsaal Wetter statt. Das Motto: Hand in Hand für Demokratie und Menschenrechte.
Im Rahmen der Wochen gegen Rassismus fand eine Kundgebung vor dem Stadtsaal Wetter statt. Das Motto: Hand in Hand für Demokratie und Menschenrechte. © WP | Ronja Rohen

Stimmen aus der Mitte der Bürgerschaft

Das Programm besteht am Samstag aus zwei Redeblöcken. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Frank Hasenberg sprechen im ersten Block Larah Ahmetovic und Lilli Meriyem Isemann vom Kinder- und Jugendparlament sowie Pfarrerin Dr. Tabea Esch (Ev. Stiftung Volmarstein). Im zweiten Block kommen Seyfullah Köse vom Landesintegrationsrat, Helge Heisters (Stadtsportbund), Pfarrer Karsten Malz (stellvertretend für die Religionsgemeinschaften) und Matthias Küstermann (Bürger aus Wetter) zu Wort, um ihre Gedanken und Vorstellungen zum Thema Diskriminierung und Vielfalt öffentlich mit den Menschen zu teilen. „Wir wollten Stimmen aus der Mitte der Bürgerschaft“, sagt Andreas Fieberg zur Zusammenstellung des Programms, das musikalisch von Hannah Sedova abgerundet wird, die mit ihrer Akustikgitarre selbst geschriebene Songs präsentiert.

Larah Ahmetovic und Lilli Meriyem Isemann (links) vom Kinder- und Jugendparlament  gehörten zu den Rednerinnen und Rednern, die am Samstag auf der Bühne standen.
Larah Ahmetovic und Lilli Meriyem Isemann (links) vom Kinder- und Jugendparlament gehörten zu den Rednerinnen und Rednern, die am Samstag auf der Bühne standen. © WP | Ronja Rohen

Miteinander auf Augenhöhe

Für Larah Ahmetovic und Lilli Meriyem Isemann vom Kinder- und Jugendparlament ist es der erste öffentliche Auftritt. „Es macht Spaß, seine Meinung öffentlich zu vertreten“, so Larah Ahmetovic. Die beiden Schülerinnen sind seit Beginn im Jugendparlament aktiv und engagieren sich seitdem für ihre Stadt. „In einer Sitzung wurde angesprochen, dass die Möglichkeit besteht, hier eine Rede zu halten, und da wir beide sehr gerne ausprobieren wollten, öffentlich zu sprechen, haben wir uns freiwillig gemeldet“, sagt Lilli Meriyem Isemann. Für beide ist es wichtig, sich einzubringen und zu zeigen, wofür sie stehen. „Ich möchte, dass die Menschen sich gestärkt fühlen und überzeugt sind, dass wir ein Miteinander auf Augenhöhe brauchen“, so Ahmetovic. Ihre Mitschülerin nickt zustimmend.

Auch Matthias Küstermann (Bürger aus Wetter) spricht in seiner Rede über Diskriminierung und Ausgrenzung und seine Erfahrungen damit. Denn in der Vergangenheit hat der jüngste Sohn des mehrfachen Familienvater Diskriminierung erleben müssen (wir berichteten). „Ich möchte deutliche Stoppsignale an rechte Parteien senden und zeigen, dass ich damit nicht einverstanden bin, wenn der Sprachgebrauch von Rechten immer weiter in die Mitte der Gesellschaft wandert“, so Küstermann.

Deutschland ist bunt: Für Natja Arntzen bringt ihr Schild auf den Punkt, was ihr wichtig ist.
Deutschland ist bunt: Für Natja Arntzen bringt ihr Schild auf den Punkt, was ihr wichtig ist. © WP | Ronja Rohen

„Wetter geht Hand in Hand“

Die Bürger und Bürgerinnen aus Wetter können bei der Veranstaltung „Hand in Hand“ auch selbst aktiv werden. Dafür hat sich das Frauenheim Wengern eine Mitmachaktion ausgedacht. Die Anwesenden können Hände aus Papier bemalen und anschließend an Stäben befestigen, um zu zeigen, „Wetter geht Hand in Hand“ .Es ist ein Anliegen der Bürgerinnen und Bürger, die sich auf dem Stadtsaalvorplatz versammelt haben, ein Zeichen für Vielfalt und Buntheit in Deutschland zu setzen. „Wir müssen zeigen, wie viele wir sind, dass die Demokratie die Mehrheit ist“, sagt Ralf Hennemann. „Jeder sollte hier willkommen sein und sich ausleben dürfen, solange demokratische Werte nicht verletzt werden, unabhängig von Hautfarbe, Herkunft und Glauben“, sagt Natja Arntzen. Sie hält ein Schild in der Hand, auf dem steht „Deutschland ist bunt“, das, so sagt sie, fast alles zusammenfasst. Annkatrin Malz ist zudem der Auffassung: „Vor allem in der eigenen Heimatstadt finde ich es wichtig, präsent zu sein und sich gegen Diskriminierung auszusprechen.“