Wetter/Herdecke. Für die Markthändler in Wetter und Herdecke wird alles teurer. Einfach weitergeben können sie die gestiegenen Kosten aber nicht.

Brokkoli und Bananen, dazu Wirsing und Tomaten. 31,28 Euro zeigt die Kasse an. „30 Euro“, sagt Frank Tesch, kassiert ab und reicht der Kundin einen Korb prall gefüllt mit Obst und Gemüse. Tesch steht mittwochs und samstags mit seinem Wagen auf dem Markt in Wetter, dienstags und donnerstags klappt er seinen Stand in Langendreer auf. „Die Leute achten schon mehr auf ihr Geld als früher“, sagt er. Das macht sein Geschäft gleich doppelt schwer.

Die Fahrten zum Großmarkt sind teurer geworden, seit die Spritpreise so angezogen haben. Und auch die Einkaufspreise sind gestiegen. Die Kostensteigerungen an die Kundschaft weitergeben, kann Frank Tesch nicht. „Dann verkaufe ich gar nichts mehr“, sagt er über den versperrten Ausweg und fährt fort: „Die Schallgrenze ist erreicht bei den Preisen.“

Punkten mit Qualität und Vielfalt

Wie schafft er es, trotzdem nicht ins Minus zu kommen? Durch Verzicht. Wenn er weiß, dass es preislich nicht passt, streicht er die Ware von seinem Einkaufszettel im Großmarkt. Bei Stielmus ist das aktuell der Fall. Das kann er einfach nicht gewinnbringend an den Mann oder die Frau in Wetter bringen. Bei frischem Spargel aus deutscher Produktion scheint das anders, wie das Angebot an seinem Stand zeigt. Da kann er mit Qualität punkten oder der besonderen Vielfalt.

An diesem Mittwoch ist es ruhig auf dem Wochenmarkt in Alt-Wetter. Der Stand von Frank Tesch ist einer von sechs Ständen, die vor dem historischen Bahnhof aufgebaut sind. „Der Samstag ist immer noch der beste Markttag der Woche“, sagt Tesch. Immer mehr Frauen gingen arbeiten. Die „klassische Hausfrau“ gebe es eigentlich nicht mehr. Da hätten immer weniger Menschen an einem Mittwochvormittag Zeit für einen Bummel über den Markt.

Sechs Stände vor dem historischen Bahnhof: der Mittwochsmarkt in Alt-Wetter
Sechs Stände vor dem historischen Bahnhof: der Mittwochsmarkt in Alt-Wetter © Klaus Görzel | Klaus Görzel

Gegenüber ist ein Stand mit Bekleidung. T-Shirts, Strickpullis oder Hosen. Eine Dachplane schützt sie vor dem Regen. Zwischen den Ständern mit der Ware steht Navjot Kaur. Auch für sie sind Sprit und Einkauf teurer geworden. Manche Artikel muss sie auch gleich in Paketen abnehmen. Bis das mal alles verkauft ist, kann einige Zeit vergehen. Vieles bei ihr kostet nicht mehr als vor drei oder vier Jahren. „Sonst wird es zu teuer und die Kunden meckern.“

Vor dem Stand mit Eiern und Kartoffeln steht ein Kunde, am Wurstwarenstand und dem Grillimbiss ist gerade gar nichts los. Beide Verkäufer haben sich mit dem Handy in eine Ecke verzogen. An der Fischbude von Peter Koslitz dagegen sieht das anders aus. Er kommt kaum zur Ruhe. Eine Kundin bestellt Backfisch. Koslitz begrüßt sie mit Vornamen. Ein Kunde aus Herdecke schwärmt von der Qualität und den Preisen am Fischstand in Alt-Wetter. Das Angebot seit besser als direkt an der See..

Homeoffice schafft Freiraum für Einkauf

Seit der Corona-Zeit läuft das Geschäft bei Koslitz stabil. Vielleicht sogar mit einer Tendenz nach oben. Homeoffice mache es auch schon mal möglich, an einem Mittwoch kurz auf dem Markt vorbei zu schauen. Außerdem werde wohl mehr gekocht, sagt der Fischhändler. Festmachen kann er das an der Nachfrage nach Rezepten. Die kämen immer häufiger. Bei den Preisen ist er von den Fängen abhängig. So lange es da keine gravierenden Sprünge gebe, würde er das auch nicht an die Kundschaft weitergeben.

Für eine Krise der Wochenmärkte, von der andernorts die Rede ist, will Peter Koslitz nicht sprechen. Der heutige Tag sei besonders ruhig. Januar und Februar seien aber ohnehin Monate, in denen auf dem Markt weniger los ist. Koslitz, der auch Marktmeister ist, verweist auf den Regen. Und auf die Unsicherheit im Verkehr: Wenn wieder mal die Busse nicht fahren würden, blieb eben auch die Kundschaft aus Volmarstein oder Wengern aus.

Mix stimmt auf dem Wochenmarkt in Herdecke

Sechs Stände in Wetter, beinahe das Zehnfache davon in Herdecke: Der Donnerstagsmarkt in Herdecke ist weiterhin beliebt. Gut die Hälfte der Angebote gibt es jede Woche, beispielsweise ein Eisenwarenhändler aber ist nur sporadisch beim Markt in der Fußgängerzone vertreten. „Wöchentlich zu kommen lohnt sich nicht für den“, sagt Joachim Jodzio, einer von zwei Marktmeistern in Herdecke.

Der Wochenmarkt in der Herdecker Fußgängerzone 
Der Wochenmarkt in der Herdecker Fußgängerzone  © WP | Steffen Gerber

Lebensmittelstände sind auf dem Herdecker Markt bevorzugt, dazu kommen Kleidung, Blumen oder ein Messerschärfer. „Bei uns kann man noch den kompletten Einkauf erledigen“, sagt Joachim Jodzio. Selbst in größeren Städten sei das auf den Märkten nicht mehr der Fall. Herdecke dagegen rühmt er: „Wir haben einen Markt, wie er sein soll, mit einem guten Mix und attraktiv.“

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Typisch für den Markt in Herdecke ist auch das Wechselspiel mit dem vorhandenen Einzelhandel. Die Cafés profitieren von zusätzlicher Kundschaft, andere Händler wie der Metzger kommen mit einem Stand am Markttag vor ihren Laden und werden somit Teil des Marktes.