Herdecke. Von Personalnot und Ausfallzeiten in Kindergärten ist überall die Rede. In Herdecke auch? Die CDU will es genau wissen.

Die Pandemiezeit war hart für die Eltern. Immer mal wieder hielten Infektionen auch Erzieherinnen und Erzieher daheim. Gruppen mussten geschlossen werden. Der Nachwuchs musste irgendwo anders untergebracht werden. Bis April ging offiziell die Corona-Pandemie. Erstaunliche Feststellung für das ganze Jahr 2023: Es gab beim Gemeinnützigen Verein für Sozialeinrichtungen (GVS) nicht eine einzige Kita, die komplett geschlossen werden musste. Und auch die Schließung von Gruppen hielt sich in Grenzen.

Der GVS ist der größte Anbieter von Betreuungsplätzen in Herdecke. Sieben Kitas sind unter seinem Dach zusammen gefasst, dazu kommt eine Großtagespflege. Nicht nur die Zahlen des GVS stecken in einer Antwort, die jetzt die Verwaltung auf Fragen der CDU im Rat gegeben hat. Die wollte wissen, welche Einschränkungen in der Betreuung es in welchem Umfang im Jahr 2023 in den Kitas gegeben hat.

Früher Schluss und Ausfall von Gruppen

15 Meldungen wegen teilweiser Schließung sind letztes Jahr beim städtischen Jugendamt eingegangen. In acht Fällen waren die Betreuungszeiten verkürzt worden. Siebenmal wurde die Schließung einzelner Gruppen mit dem Angebot einer Notbetreuung pflichtgemäß ans Landesjugendamt weiter gegeben. Meist war die Sache nach zwei bis vier Tagen erledigt. Zweimal dauerte es länger als einen Monat bis zur Rückkehr zu regulären Betreuungszeiten.

Keine Verschlimmerung gegenüber dem Vorjahr

Ist das viel, ist das wenig? Im Vergleich zu den Vorjahren sei die Anzahl der Meldungen in Herdeckem zumindest „nicht erheblich abweichend“, erklärt die Stadt Herdecke auf Nachfrage der Redaktion. Eine Aussage macht sie auch zu den Ursachen für die Teilschließungen oder verkürzten Stundenzahlen in den Kitas: Grund sei der Ausfall von Personal wegen Erkrankung oder weil Stellen nicht besetzt sind. Häufig käme beides zusammen.

Susanne Kipper bestätigt: „Den Personalmangel gibt es.“ Sie ist die Geschäftsführerin des GVS und denkt dabei zunächst einmal an den systembedingten Mangel an Erzieherinnen und Erziehern: Vom Träger abgerechnet werden kann nur das, was den Vorgaben im Kinderbildungsgesetz (KiBiz) des Landes entspricht. „Alles Weitere geht zulasten der Kindergartenbetreiber. Das kann sich keiner leisten.“ Immerhin beschäftigt der GVS ein kleines Springer-Team, das da einspringt, wo die Not am größten ist.

Herdecke steht besser da als andere Städte

Und wie sieht es aus auf dem Fachkräftemarkt? „Es gibt Personal“, sagt Susanne Kipper und erklärt, warum die Lage beim GVS in Herdecke vielleicht anders ist als anderswo. Der GVS gelte auch wegen der Bezahlung als attraktiver Arbeitgeber. Viele bewährte Kräfte und wenig Fluktuation würden das belegen. Aber auch Herdecke locke mit einer anderen Klientel als es größere Nachbarstädte hätten. „Die Personalgewinnung in Herdecke ist aufgrund der guten Standortfaktoren einfacher als in vielen anderen Städten“, fasst die Stadt in ihrer Antwort auf die CDU-Anfrage die Rückmeldungen auch der übrigen Kindergartenbetreiber zusammen.

+++ Hier gibt‘s mehr aus Herdecke und Wetter +++

127 Mitarbeitende hat der GVS im Kindergartenbereich. Lediglich fünf arbeiten in der Verwaltung. Der Abgang aus Altersgründen wird zur Zeit mit vier Azubis aufgefangen. Zudem sind allein im letzten Jahr drei Ergänzungskräfte fertig geworden, die als Alltagshelferinnen angefangen und dann ihre Liebe zur Kinderbetreuung entdeckt haben. Der Winter mit vielen Infekten habe das Personal gerade noch einmal an seine Grenzen geführt, sagt Susanne Kipper und lobt den Einsatzwillen der Erzieherinnen und vier Erzieher. Allen sei klar: „Eine Schließung geht immer zulasten der Eltern.“