Herdecke. Der katholische Kindergarten an der Wallstraße ist marode. Das lockt neues Personal nicht gerade an. Auch die Anmeldezahlen gehen zurück.

Der katholische Kindergarten an der Wallstraße in Herdecke ist marode. Unbestritten. Vor zwei Jahren stellte der Kindergartenträger Pläne für einen Neubau vor. Immer wieder hieß es, „wir sind nah dran“, sagt Andreas Ziaja. Seine Tochter geht in die Kita. Längst schon glaubt er nicht mehr an die Versprechen und will die „Lippenbekenntnisse“, wie er sagt, nicht mehr hören.

Der Kindergartenträger ist die katholische Kita gGmbH mit Sitz in Dortmund. Das Bistum hat alle Kitas angehalten, unter das Dach solcher Gemeinschaften zu schlüpfen, berichtet Franz Drüke, unter anderem Leiter des Pastoralverbunds an den Ruhrseen. „Wir haben früher bis zur Gehaltsabrechnung fast alles gemacht“, erinnert sich Hans-Willy Delbeck. Er ist in der Gemeinde St. Philippus und Jakobus zuständig für den Kindergarten.

Investor fehlt

Der Gemeinde sind viele Arbeiten abgenommen, und doch wird der Ordner von Hans-Willy Delbeck immer dicker. Grund: Der Kindergarten aus den siebziger Jahren. 2017 fielen Steine vom Dach, mitten im laufenden Betrieb. Die Außenfläche musste gesperrt werden. Auch sonst stellte sich ein ziemlicher Sanierungsstau heraus. „Das Thema geht ins siebte Jahr“, stellt Delbeck fest.

Seit einiger Zeit schon ist nicht mehr von einer Renovierung die Rede. Die Kindergarten-Gemeinschaft hat vor zwei Jahren auch in der Herdecker Politik Pläne für einen großzügigen Neubau vorgestellt. In künftig zwei Stockwerken sollte sich die Zahl der Gruppen von zweieinhalb auf vier Gruppen erhöhen. Das war Balsam für die geplagten Mitarbeiter der städtischen Jugendpflege. Die Stadt braucht dringend zusätzliche Plätze. Sie rechnete den Zugewinn an der Wallstraße ein - und wieder raus. Es gibt immer noch keinen Investor, gab sie als Begründung für den Stillstand an die Politik weiter.

Wurde der Zeitpunkt zum Bauen verpasst?

Thorsten Herrmann hat das kürzlich im Gespräch mit der Redaktion bestätigt. Corona, der Ukraine-Krieg, die Inflation, der Mangel beim Baumaterial, die Preise beim Bauen - alles das hätte die Suche nach einem Investor nicht leichter gemacht. Hans-Willy Delbeck überzeugt das nur zum Teil. Die Missstände im Gebäude sind lange vor der Pandemie öffentlich geworden. Hat die Kita-Gemeinschaft womöglich den richtigen Zeitpunkt verpasst, um - beflügelt sogar von einem historischen Niedrigzins - den Standort Herdecke nach vorne zu bringen?

Nicht nur hier stutzt Hans-Willy Delbeck. Auf Nachfrage hatte Herrmann der Redaktion gegenüber erklärt, dass es einen regen Informationsaustausch mit der Gemeinde gebe, der das Gelände und das jetzige Kita-Gebäude gehören. In der Gemeinde wird das anders gesehen. Zwar habe es immer wieder, wenn auch schleppend, Reaktionen auf Vorstöße der Gemeinde gegeben. Aber eigentlich sei es doch Aufgabe der Kita gGmbH gewesen, aktiv zu werden. „Wir haben viele Vorschläge gemacht“, so Franz Drüke, „aber wir können keinen Vertrag abschließen.“

Wenig attraktiv: „Es müffelt nach Feuchtigkeit“

Auch beim Informationsfluss zu den Eltern scheint es nicht so richtig zu laufen. Dass die Investorensuche seit Monaten ohne Ergebnis geblieben ist, hätte Andreas Ziaja lieber direkt im Kindergarten erfahren als aus der Zeitung. Nach der zweiten oder dritten Elternratssitzung ohne erkennbare Fortschritt beim Sanierungsstau habe er „ordentlich Puls bekommen“, sagt er. In Gesprächen mit der Kindergarten-Gemeinschaft seien vierteljährliche Elterninfos zugesagt worden. Bislang ein bloßes Versprechen, so der Vater.

+++ Hier gibt‘s mehr aus Wetter und Herdecke +++

Die Lage hat sich nicht nur nicht verbessert. Sie ist auch noch schlimmer geworden, berichtet der Ziaja. Zu den baulichen Problemen sei ein massiver Personalnotstand gekommen. Ziaja kann verstehen, dass bei der großen Nachfrage Erzieherinnen lieber in moderneren Kindergärten zusagen. Und neuerdings bröckele es auch bei den Anmeldezahlen der Kinder. „Schlimm, schlimm“, sagt auch Ina Spannagel. „Es müffelt nach Feuchtigkeit“, weiß die Elternvertreterin und kann andere Mütter und Väter verstehen, die ihr Kind nicht mehr an der Wallstraße anmelden möchten.

Antworten der Kindergartengemeinschaft bleiben aus

Sie hat auch geschwankt. Nach reiflicher Überlegung hat sie sich dann doch einen Schubs gegeben und auch ihr zweites Kind in die katholische Kita gegeben. Sie ist weiter begeistert von der Arbeit der Erzieherinnen und der Kindergartenleitung. Auch Andreas Ziaja schwärmt von den pädagogischen Qualitäten der Mitarbeiterinnen. „Alles andere ist eine Katastrophe“, sagt er. Seine Überzeugung: Wenn die Kita Ggmbh wirklich zum Standort Herdecke stehe, wie sie gegenüber der Zeitung erklärt hat, verlange das ein deutlich stärkeres Engagement.

Die Kindergarten-Gemeinschaft hat auch nach über einer Woche Bedenkzeit auf Fragen der Redaktion, trotz wiederholter Nachfrage, zu der Darstellung von Gemeinde und Elternrat nicht geantwortet.