Herdecke. Eine Kita in Herdecke sollte deutlich vergrößert werden und so die Not bei Betreuungsplätzen lindern. Das Scheitern hat einen zentralen Grund.

Doppelt so viele Stockwerke, beinahe doppelt so viele Gruppen: Vor ziemlich genau zwei Jahren haben Vertreter der katholischen Kitas Ruhr-Mark Pläne für einen Neubau des Kindergartens an der Wallstraße in Herdecke vorgestellt. Bislang ist nichts davon verwirklicht worden. Das hat die Stadt unter Druck gesetzt, die dringend mehr Plätze für Kinder ausweisen muss. Eine neue Kita in den Räumen der früheren Grundschule Vinkenberg soll Abhilfe schaffen. Betreiber wird dort vermutlich der Gemeinnützige Verein für Sozialeinrichtungen (GVS). Was aber steckt hinter der Verzögerung an der Wallstraße?

Im Ausschuss für Schule und Kultur hat die Verwaltung jüngst den Grund für den Stillstand benannt: Die Kindergarten-Gemeinschaft mit Sitz in Dortmund hat bislang keinen Investor gefunden. Thorsten Herrmann, Geschäftsführer der Kita-gGmbh, bestätigt: Es habe zwar Gespräche mit mehreren Interessenten gegeben. Richtig angebissen hat aber bislang keiner. Der Krieg in der Ukraine und die wirtschaftliche Lage hätten die Suche nach einem Investor nicht erleichtert, so Herrmann. Auch die Baukosten seien stark gestiegen. Dennoch werde weiter nach einem Geldgeber gesucht, der mit Blick auf den sozialen Zweck der Einrichtung die Gewinnerwartungen vielleicht etwas dämpft.

Neubau als sinnvolle Alternative

In anderen Städten kämen andere Mischfinanzierungen zum Zuge. Als Beispiel nennt Thorsten Herrmann die Kombination von Kindergarten und Seniorenwohnen in einem Neubau. In Herdecke bietet sich das nicht an. Auf dem Gelände an der Wallstraße kann zwar ein vergrößerter Kindergarten entstehen. Für eine Kombi mit einer anderen Nutzung aber ist der Platz nicht ausreichend. Das hatte die Kita-Gemeinschaft bei der Vorstellung ihrer Pläne vor zwei Jahren bereits deutlich gemacht: Eine einmalige Vergrößerung sei drin, ein darüber hinaus gehender erneuter Ausbau nicht.

Im März 2022 hatte der Kindergarten-Träger Zahlen genannt: Über zehn Jahre verteilt, würden sich die Investitionen vor allem für Dachsanierung und mehr Brandschutz auf rund 900.000 Euro addieren. Für etwas mehr als das Doppelte könne der Kindergarten neu gebaut und dabei wesentlich vergrößert werden. Ein regelrechter Instandhaltungsstau wurde damals eingeräumt. Bodenbeläge, Bäder und Schallschutz müssten erneuert werden, ebenso Fassade und Fenstern. Thorsten Herrmann über die aktuelle Einrichtung aus dem Jahr 1970: „Veraltetes Raumkonzept, geteiltes Außengelände, Gebäude abgängig.“

Es gibt zur Zeit keine Überlegungen, den Standort aufzugeben.“
Thorsten Herrmann, - Geschäftsführer der Kita-gGmbh

Wenn der Zustand des Gebäudes so schlecht sei: Was wurde unterdessen getan, um den Betrieb weiter möglich zu machen? „Nur das Nötigste“, sagt Herrmann auf Nachfrage der Redaktion. Das hat auch damit zu tun, dass ein Neubau weiterhin das angestrebte Ziel an der Wallstraße ist. Finde sich kein Investor, gebe es auch andere Überlegungen für eine Finanzierung. Über eine Schließung jedenfalls werde nicht diskutiert, versichert der Geschäftsführer der Kindergarten-Gemeinschaft: „Es gibt zurzeit auch keine Überlegungen, den Standort aufzugeben.“

Der Zeitungsbericht über den neuen Kindergarten in der Ex-Vinkenbergschule als Folge der Verzögerung bei der katholischen Kita an der Wallstraße hat einige Eltern überrascht. Solch eine klare Aussage über die Schwierigkeiten bei der Investorensuche hätten sie vom Betreiber erwartet, hat ein Vater die Redaktion wissen lassen. Thorsten Herrmann verweist auf regelmäßige Gespräche mit der Kirchengemeinde als Grundstückseignerin und der Kindergartenleitung. Einen Brief an die Eltern zum Sachstand allerdings habe es nicht gegeben.