Wetter. 500 Euro stehen Redakteurin Corinna Ludwig für Möbel im Wohnzimmer zur Verfügung. Im Sozialkaufhaus an der Kaiserstraße 97 sucht sie Schnäppchen.
Umzüge sind lästig. Sie bringen Stress. Aber sie bergen auch viele Möglichkeiten: Zum Beispiel dann, wenn es ums Einrichten des neuen Zuhauses geht. Das erlebe ich gerade selbst. Auf der Suche nach Schätzen und Schnäppchen fahre ich zu den Möbelhäusern der Region, surfe durch virtuelle Einrichtungswelten, lasse meine Kundenkarte des schwedischen Möbelhauses heißlaufen und schreibe Nachrichten auf Ebay-Kleinanzeigen. Aber wie sieht es eigentlich vor Ort aus? Wo kann man in Wetter Möbel kaufen und das vielleicht sogar günstig? Ich starte einen Selbstversuch und gehe in den Kolping Store im Stadtzentrum. Im Gepäck: 500 Euro und das Ziel, damit ein Wohnzimmer einzurichten.
Die Ladenfläche ist voll
Kaiserstraße 97: Direkt hinter der gläsernen Eingangstür beginnt eine Einkaufswelt aus Second-Hand-Waren. Kleidung hängt an Garderobenständern, die Regale sind gefüllt mit Geschirr und Vasen, mit Lampen und Spielen. Und überall auf der 440 Quadratmeter großen Fläche stehen Möbel. Betten. Küchen. Couchgarnituren. Direkt am großen Glasfenster, das zur Kaiserstraße hinauszeigt, zähle ich allein sieben – in allen Größen, Farben und Formen.
Kolping Store Wetter
Der Kolping Store an der Kaiserstraße 97 wurde 2015 eröffnet. Unter dem Motto „gebraucht und gut“ verkauft das Sozialkaufhaus gebrauchte Möbel, Kleider, Elektro- und Haushaltswaren an.
Ins Leben gerufen wurde der „Store“ in Wetter im Jahr 2015, damit behinderte Menschen im Sinne einer beruflichen Teilhabe einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen können.
Hinter dem Kolping Store steht die Gesellschaft zur Entwicklung und Führung beruflicher Integrationsunternehmen (GEFI).
Ich gehe zu einem Ecksofa aus schwarzem Leder. Für 239 Euro könnte ich es mitnehmen. Zehn Euro mehr und die große SItzkombination aus grauem Stoff wäre meine, allerdings ist die reserviert. Ich setze mich auf die Ledercouch daneben. Der Zettel auf der Sitzfläche verrät: Das ist ein Schnäppchen. „29 Euro. Wir brauchen Platz“, steht darauf. Die Flächen sind voll. „Und es kommt immer wieder Neues nach“, erzählt Store-Leiterin Beate Löhr. Manchmal sehe das Angebot im Laden von einem Tag auf den anderen ganz anders aus. „Vieles was vorne reinkommt, geht auch schnell hinten wieder raus“, sagt sie und schmunzelt. Mein Blick fällt auf zwei Zweisitzer in dunklem Braun. Ich schaue auf den Preis (189 Euro) und setze sie auf die Liste.
Weiter geht´s mit der Suche nach einem passenden Tisch. Ein quadratischer Glastisch mit weißem Fuß steht zur Auswahl. Für 89 Euro.. Der runde Echtholztisch ein Stück weiter ist nicht ganz mein Stil, aber für 149 Euro zu haben. Ich laufe weiter, an zwei Fernsehsesseln vorbei – und fast auch an einem kleinen Beistelltisch aus Korbgeflecht. Für 24 Euro setze ich den auf meine Liste. Und das schlichte Silbertablett für 5,50 Euro, das auf ihm liegt, gleich mit. Während ich die aktuellen Ausgaben überschlage, herrscht in dem Kolping Store geschäftiges Treiben. Die Eingangstür öffnet und schließt sich immer wieder. Zwei Freundinnen kaufen Shirts, ein Vater ist gemeinsam mit seiner Tochter auf der Suche nach einer Couch.
Korbstuhl für 39,90 Euro, Beistelltisch für 24 Euro
Weiter hinten im Laden steht eine große Kommode aus Echtholz. In Gedanken verpasse ich ihr schon einen weißen Anstrich. Doch dann sehe ich das „Reserviert“-Schild. Die sind keine Seltenheit im Kolping Store. „Viele Möbelstücke sind innerhalb von einer Woche weg“, weiß Beate Löhr. Also keine Kommode. Ich schlendere weiter die Regale entlang. Ein Stück weiter entdecke ich einen Korbstuhl der perfekt zum Beistelltisch passt und mit einem Preis von 39,95 Euro auf meine Liste wandert.
Ich bleibe vor dem Regal mit Vasen, Schalen und Schüsseln stehen. Während ich mich nicht zwischen einer schmalen und bauchigen Variante entscheiden kann, versucht ein Herr ein paar Meter den Preis für ein Sofa zu drücken. 129 Euro sind ihm zu viel. „Das Sofa ist hochwertig, der Preis bleibt so“, erklärt Beate Löhr. „Wir sind hier nicht auf einem Basar“, höre ich sie sagen. Der Kunde zieht weiter. Ich entscheide mich derweil für die schlichte, schmale Vase und addiere 7,95 Euro zu den Ausgaben.
Büromöbel wandern ins Wohnzimmer
Mittlerweile ist das Budget um 266,35 Euro geschrumpft. Dabei fehlt noch etwas Entscheidendes: Regale. Oder eine Kommode. Und das für weniger als 250 Euro. Ich überlege kurz, ob ich doch vielleicht etwas von der Liste streichen sollte, als ich zurück im Eingangsbereich des Geschäfts auf Büromöbel stoße. Die drei Schrankelemente sind aus hellem Holzfurnier, haben silberne Griffe und vor allem: viel Stauraum. Alle drei kann ich mir nicht leisten. Aber ein hoher Schrank und die dazu passende kleine Variante kosten zusammen 180 Euro. Da ist dann sogar noch eine Tischlampe drin, die Beate Löhr mir aus einem der Regale reicht. Mit 39,90 Euro ist die zwar kein wirkliches Schnäppchen, aber schön.
Und auch noch im Budget: 486,70 Euro kostet die Wohnzimmereinrichtung auf meiner Liste. Mich freut‘s, Beate Löhr wundert das nicht: „Gleich kommt eine komplette Küche für 300 Euro rein“, sagt sie und erzählt von einem Schlafzimmer, das zum selben Preis angeboten wird. Sie ist sicher: „Hier kann man eine komplette Wohnungseinrichtung für 1000 Euro bekommen.“