Wetter. Menschen mit Handicap haben es schwer eine Beschäftigung zu finden, es sei denn, sie haben auch einen besonderen Arbeitgeber.

Viele haben ein Bild vor Augen, wenn sie an Menschen mit Behinderungen denken. Dabei sind die Handicaps dieser Menschen so verschieden und individuell wie Fingerabdrücke. Die Inklusion in den Arbeitsmarkt gewinnt an Bedeutung, nicht nur in Inklusionsbetrieben wie dem Second-Hand-Warenhaus „Store“ in der Kaiserstraße in Wetter, der nun von der Agentur für Arbeit aus Hagen mit dem Zertifikat für erfolgreiche Inklusion 2021 der Bundesagentur für Arbeit ausgezeichnet wurde.

Gebrauchte Möbel, Haushaltswaren, Mode oder Elektronik: All das und noch viel mehr können Kunden seit 2015 im Kolping-„Store“ in Wetter erwerben. Store-Mitarbeiter Chris Gmireck bringt es auf den Punkt: „Hier kann man auch etwas für die Nachhaltigkeit tun.“ Der Store beschäftigt aktuell fünf Menschen mit Handicap. Vom Möbelpacker, bis zum Verkäufer – im Laden können sich die Mitarbeiter in vielen verschiedenen Bereichen ausprobieren. „Man muss den Menschen mit Handicap die Chance geben, vermittelt zu werden. Man soll sie nicht in eine Ecke stellen“, sagt Gmireck, der vorher in einer Bäckerei arbeitete und schon ein gewisses kaufmännisches Vorwissen mitbringt. Felix Altfeld arbeitet vor allem im logistischen Bereich des Stores: Er holt zusammen mit einem Team Möbel ab und baut diese im Laden oder beim Kunden wieder auf. „Vorab muss aber auch geprüft werden, ob die Ware kaputt oder noch in Ordnung ist“, sagt er. Er sammelte vor seiner Beschäftigung im Store bereits Berufserfahrung in der Metallverarbeitung: Handwerkliches Geschick ist vorhanden.

Konjunktur begünstigt Chancen

Wie auch für alle anderen Arbeitnehmer begünstige eine starke Konjunktur die Vermittlungschancen für Menschen mit Behinderung, erklärt die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Hagen, Katja Heck, im Zuge der Verleihung der Urkunde. Nach dem Lockdown im letzten Jahr habe es nach schwierigen Zeiten zum Sommer eine Entlastung des Arbeitsmarktes gegeben, deshalb seien auch die Chancen für Menschen mit Handicap, einen Job zu finden, gestiegen. Diese Situation halte aktuell an. Die Sorge, dass sich das im Zuge der Pandemie nochmal ändern könnte, bestünde aber.

„Wir zeichnen heute ein Unternehmen aus, das soziale Verantwortung übernimmt und Mitarbeiter und Kunden glücklich macht“, sagt Heck bei der feierlichen Übergabe des gerahmten Zertifikats. Der Store habe über Jahre Erfolge feiern können. Mit dieser Auszeichnung wolle man auf die gute Arbeit aufmerksam machen und Anerkennung ausdrücken, sagt Heck weiter. Meinolf Melcher, Geschäftsführer der GEFI, die den Store unterhält, bedankte sich herzlich für die Auszeichnung und die gute Zusammenarbeit: „Das zeigt mir auch, dass wir 2015 etwas richtig gemacht haben, diesen Weg zu gehen.“ Viele Menschen hätten ein falsches Bild von Inklusionsbetrieben wie dem Store: Ein solcher Betrieb ist ein Wirtschaftsunternehmen. Zwar verfolgten die Betriebe besondere Inklusionsanstrengungen, es müsse jedoch so gewirtschaftet werden, dass alle Kosten gedeckt sind. Wolfgang Gelhard, Geschäftsführer des Kolping-Bildungswerkes Paderborn, prognostiziert dem Store in Wetter eine lange Perspektive, da dieser „wirtschaftlich stabil“ dastehe. In einem Betrieb wir dem Store arbeiten zwischen 25 und 50 Prozent Menschen mit Behinderung. „Finanziell und menschlich werden die Mitarbeiter mit Handicap genau so behandelt wie alle anderen“, erklärt Melcher.

Und dort entstehen echte Erfolgsgeschichten: Vor geraumer Zeit konnte ein Mitarbeiter mit Behinderung vom Store in den freien Arbeitsmarkt vermittelt werden. „Jeder Ort muss eigentlich einen Inklusionsbetrieb haben“, sagt Gelhard stolz.