Herdecke. Die Herzen sind schwer vor Schmerz: Nach zwei Jahren Krieg gegen die Ukraine gehen Menschen auf die Straße. Sie haben ein gemeinsames Ziel.
„Jemand muss etwas sagen, und mir war es wichtig, das zu tun“, sagt Natalia Klymchuk. Sie ist im März 2022 mit ihren beiden Kindern nach Deutschland geflohen und lebt jetzt in einer kleinen Wohnung in Herdecke. Mit rund 80 Anderen steht sie auf dem Kampsträter Platz - Geflohene mit ihren Kindern, Gastgeber aus Herdecke. Zu der Mahnwache genau zwei Jahre nach Kriegsbeginn eingeladen hat die SPD.
Natalia Klymchuk spricht öffentlich über den Verlust ihrer Heimat und den Schmerz, den sie und so viele andere empfinden. Sie ist gleichzeitig aber auch sehr dankbar für die Hilfe und Unterstützung, die sie in Herdece bekommt. Für sie ist es keine Selbstverständlichkeit, sagt sie ins Mikrofon.
Von Kiew nach Herdecke
Die erste Zeit verbrachte Natalia Klymchuk mit ihren Kindern bei Silke Edelmeyer und ihrem Mann. „Mittlerweile sind wir wie eine Familie“, sagt Silke Edelmeyer. „Ich bin dankbar für die emotionale Unterstützung“, so Klymchuk. Mittlerweile hat sich die kleine Familie gut in Herdecke eingelebt und fühlt sich wohl. „Es ist sehr gemütlich“, sagt die Ukrainerin, die vorher in der Großstadt Kiew gelebt hat und sich daher an das Kleinstadtleben gewöhnen musste.
Auch die Sprachschwierigkeiten zu Beginn haben die Fünf überwunden. „Am Anfang haben wir vor allem Englisch gesprochen“, sagt Natalia Klymchuk. Mittlerweile sprechen die drei Geflohenen aber auch Deutsch. Ihre Rede hält Natalia Klymchuk dennoch auf Ukrainisch, und Silke Edelmeyer spricht die deutsche Übersetzung. Ob sie und ihre Kinder nach dem Krieg wieder zurückgehen, weiß die junge Frau noch nicht. „Ich warte, bis der Krieg irgendwann vorbei ist, und mache mir dann einen Plan“, so Klymchuk.
Der Mann kämpft in der Heimat
Neben Natalia Klymchuk eröffnet Klaus Klostermann die Veranstaltung. Er ist Vorsitzender des SPD-Ortsverein Herdecke-Ende. Auch der SPD-Europaabgeordnete Dietmar Köster aus Wetter hält eine Rede und spricht darin unter anderem über die Position Deutschlands in dem Krieg und die Bedeutung für Europa.
Natalia Klymchuks Worte rühren viele Menschen zu Tränen, sowohl Betroffene als auch Menschen, die gekommen sind, um ein Zeichen zu setzen. Auch Nadiia Chornobryar laufen die Tränen über die Wange. Sie ist vor zwei Jahren mit ihrem Sohn Svan Chornobryar und ihrer Schwester Iryna Kachurivska und deren Sohn Danylo Kachurivska nach Deutschland geflohen und lebt derzeit in Hagen. „Unsere Herzen sind schwer vor Schmerz“, sagt Nadiia Chornobryar. Ihr Mann kämpft als Soldat an der Front in der Ukraine. Sie ist dankbar für die Unterstützung, die sie in Deutschland bekommt, gleichzeitig schmerzt sie der Verlust ihrer Heimat noch sehr, und ihr größter Wunsch sei endlich Frieden.
Krieg soll nicht zum Alltag werden
Auch wenn bei vielen der Anwesenden ein Gefühl der Rat- und Hilflosigkeit besteht, wollen sie ein Zeichen gegen den Krieg und für den Frieden setzen. „Wir wollen nicht, dass der Krieg und die Grausamkeit zum Alltag werden“, so Barbara Degenhardt-Schumacher. „Es ist eine kleine Möglichkeit, etwas zu tun“, sagt auch ihr Mann Meinolf Schumacher.
Die SPD Herdecke zeigt sich positiv gestimmt wegen der Anzahl der Anwesenden. „Es ist ein schrecklicher Anlass, aber es ist schön zu sehen, dass sich Bürger der Stadt Herdecke und betroffene Ukrainer hier zusammenfinden, damit der Krieg in den Köpfen präsent bleibt und wir ein Zeichen für den Frieden setzen“, so der Mitverantwortliche Gustav Müller.