Herdecke. Damit die Flüchtlinge aus der Ukraine gut unterkommen, arbeitet die Verwaltung auf Hochdruck. Zahlen und Projekte aus Herdecke
Die Zahl der in Herdecke lebenden Flüchtlinge aus der Ukraine hat sich im Laufe des Monats kaum verändert. 186 Menschen haben Anfang wie Ende Juni in Herdecke Schutz vor Bomben und Aushungerung gesucht, 87 davon waren minderjährig. Vereinzelt seien Flüchtlinge zwar zurückgekehrt oder in andere Länder weitergereist, heißt es auf Nachfrage bei der Stadtverwaltung, man könne aber nicht von einem Trend sprechen.
Weil die Unterbringung von Schutzsuchenden auch Geld kostet, hatte der Kämmerer der Stadt dem Rat einen Bericht auch über die finanziellen Belastungen für Herdecke gegeben. Insgesamt stellt Dennis Osberg, Erster Beigeordneter und Kämmerer, fest: „Die Unterbringung und Betreuung der vor dem Krieg geflohenen Menschen stellt die Stadt Herdecke vor eine große Herausforderung.“ Alle beteiligen Ämter hätten in den vergangenen Wochen unter Hochdruck gearbeitet.
Nicht alles läuft glatt
Für die Unterbringung der Menschen aus der Ukraine sind die Kapazitäten seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ausgebaut worden. Allerdings müssen auch noch Quartiere für Flüchtlinge aus anderen Ländern bereit gehalten werden. Dazu zählen etwa die afghanischen Ortskräfte, die in Deutschland Schutz vor der Verfolgung durch die Taliban finden. 23 Flüchtlinge neben den Schutzsuchenden aus der Ukraine waren das in den vergangenen Wochen insgesamt.
Zwar ist die Stadt Herdecke froh, dass für 155 der Flüchtlinge aus der Ukraine privater Wohnraum gefunden werden konnte. Aber nicht alles läuft reibungslos. Folge der Probleme beim Zusammenleben: Die Stadt wurde teils gebeten, andere Quartier zu finden. Künftig soll im Bereich der privaten Unterbringung darauf geachtet werden, dass es langfristige Lösungen mit abgeschlossenen Wohneinheiten gibt, also mit eigener Küche und Bad. Für Miete sind im laufenden Jahr rund 75.000 Euro veranschlagt.
Hohe Kosten
Gleich mehrfach hat die Stadt angesichts möglicher Flüchtlingszuweisungen auf Containerlösungen gesetzt. Am Oberen Ahlenbergweg ist schon seit Monatsbeginn eine Wohncontaineranlage für 26 Menschen bezugsbereit. Die Kosten belaufen sich für die Mietzeit von 24 Monaten auf rund 221.000 Euro. Eingeschlossen sind Aufbau, Instandsetzung, Möblierung und Endreinigung. Noch ist die Anlage aber nicht belegt, wie eine aktuelle Nachfrage bei der Stadt ergab. Lediglich in dem Gebäude davor leben zwei Familien aus der Ukraine und eine aus Syrien.
Am Kalkheck soll in der zweiten Hälfte der Sommerferien eine zweite Containeranlage aufgestellt werden. Bis zu 38 Menschen kann diese Platz bieten. Sollte mehr gebraucht werden, kann die Stadt noch bis zum 15. September sagen, ob sie aufstocken lassen will. Die derzeitige Aufnahmequote von Herdecke liegt bei 89 Prozent. Das entspricht einer zusätzlichen Aufnahmeverpflichtung von 29 Menschen. Für die Mietzeit von einem Jahr belaufen sich die Kosten am Kalkheck auf rund 163.000 Euro.
Nach eigenen Berechnungen stehen der Stadt Herdecke für die Monate März bis Mai rund 432.000 Euro an Flüchtlingspauschalen des Landes für die Menschen aus der Ukraine zu. Die Pauschale für Mai wird erwartet, die für März und April ist bei der Stadt bereits eingegangen. Auch der Bund beteiligt sich an Kosten für Aufnahme, Unterbringung und Betreuung. Über 200.000 Euro hat die Stadt bekommen.
Kinder brauchen Plätze in Kitas und Schulen
Aktuell warten knapp 20 Kinder aus der Ukraine auf frei werdenden Kita-Plätze.
Darüber hinaus leben rund 73 schulpflichtige Kinder aus der Ukraine in Herdecke. Je die Hälfte davon entfällt auf Grundschulen und die Sekundarstufe 1.
45 Kinder sind in die Schule vermittelt worden, 28 warten noch auf einen Schulplatz. Zudem müssen noch zwölf weitere geflüchtete Kinder aus Syrien und Afghanistan in die Schulen vermittelt werden.
Brückengruppen sollen die Kinder bis zum Eintritt in die Schule aufnehmen.
Viele Flüchtlinge habe auch Anspruch auf Integrationskurse. Die Nachfrage nach Sprachkursen und Spielgruppen sei bisher aber eher gering gewesen, heißt es bei der Stadt Herdecke.