Wetter. Die wiedereröffnete Rheinbrücke bei Leverkusen sorgt höchstens für ein leises Aufatmen. Die Probleme der Branche liegen mehr vor der Haustür

Brückensperrungen sind ein Albtraum für Spediteure. Bis zum Wochenende hatten sie noch zwei Gründe für einen schlechten Schlaf. Jetzt ist zumindest der Verkehr über die Leverkusener Brücke der A1 wieder frei gegeben. „Alles was fertig ist, ist gut“, sagt Matthias Wiedemeyer aus Wetter. Der Geradeausverkehr Richtung Aachen macht ihn aber nur bedingt glücklich. Der Spediteur aus Wetter leidet an anderen Baustellen. Philip Zobel immerhin spricht von einem leisen Aufatmen wegen der A1: Seine Spedition fährt täglich vom Schmandbruch auf die andere Rheinseite.

15 Minuten länger haben die Fahrer der Spedition Zobel bisher bis nach Bitburg gebraucht. Wenn es gut lief. Jetzt geht es wieder eine Viertelstunde schneller. Das spart Zeit und das Maut-Geld für die Kilometer mehr. Bei der ersten Tour ist der Fahrer aber der Gewohnheit gefolgt und hat den Umweg über die A46 und Düsseldorf gemacht. Zehn Jahre Umfahrung sind halt eine lange Zeit, sagt Philip Zobel und lacht.

Hoffnung ruht auf neuer Brücke übers Ramedetal

„Viel schlimmer ist die A45“, wird Zobel wieder ernst. Die neuerliche Verschärfung durch eine zusätzlich gesperrte Brücke in Nachrodt-Wiblingwerde berührt ihn nicht. Die Zobel-Brummis nehmen den Weg auf der anderen Seite der Sauerlandlinie, fahren über Breckerfeld schließlich in Meinerzhagen auf die A45 auf. Philip Zobel sieht sich von der Politik nicht im Stich gelassen. Die Proteste und Stellungnahmen unter anderem der SIHK hätten gefruchtet. „Ich glaube“, sagt der Spediteur aus Wetter, „dass der Neubau für deutsche Verhältnisse schnell angegangen wird.“

Kreiselbaustelle in Wetter wird teuer für Spedition im Schöntal

Ein schwacher Trost für Matthias Wiedemeyer. Sein Kostentreiber ist die Kreiselbaustelle über der Bahnlinie in Alt-Wetter. Seit über einem Jahr müssen seine Fahrzeuge auf dem Weg zum Hof über Herdecke fahren, selbst wenn sie von Oberwengern aus die Hallen auf der anderen Ruhrseite schon sehen können: Der Weg über die untere Kaiserstraße ist den Lastwagen verwehrt, die Overwegbrücke über die Ruhr für schwere Fahrzeuge zu marode, die Friedrichstraße nach Vorhalle an der Kreiselbaustelle dicht.

In der Folge müssen die Fahrzeuge der Spedition im Schöntal einen großen Bogen über Herdecke und durch die Klippen machen. Für Matthias Wiedemeyer bedeutet das mehr Zeit, die für LKW-Fahrten veranschlagt werden muss. Vor allem aber verliert er auch Geld. 50 Euro zusätzlich und mehr rechnet er für jede Fahrt, die den erzwungenen Umweg nimmt. Bei rund 15 Fahrten pro Tag an normalen Werktagen. Und zum Wochenende hin sind es dann noch einmal mehr Fahrten, weil alle Fahrer ihr Fahrzeug abstellen wollen auf dem Firmenhof.

Frohe Kunde für Karnevalisten

Nicht nur Lastwagenfahrer waren durch die Arbeiten an der neuen Rheinüberquerung leidgeprüft. Über Jahre standen sie mit im Stau der LKW, die im Leverkusener Kreuz alle von der A1 abgeleitet werden mussten, bevor die Autos mit Tempo 40 über die alte Brücke schleichen durften. In den letzten zwei Wochen ging aber auch für die PKW-Fahrer nichts mehr. Die alte Brücke war gesperrt, die neue noch nicht freigegeben. Der Verkehr rund um Köln stand.

Für Menschen, die statt gewichtiger Fracht auf der Ladefläche nur Köfferchen und Zahnbürste im Kofferraum transportieren, kommt die Nachricht über die Freie Fahrt zum kölschen Karneval jedenfalls gerade recht.