Wetter. Elektromobile bleiben auf halber Strecke den Berg herauf stehen. Eine Wetteranerin will Abhilfe schaffen.
Was sieht aus wie eine Laterne, gibt aber statt Licht kostenlos Strom ab? In einer Kleinstadt bei Aachen ist die Lösung für das Rätsel zu finden und in Wetter an der Ruhr bald auch. Das hofft jedenfalls Monika Borngräber. Sie hat im WDR-Fernsehen einen Beitrag über eine solarbetriebene Ladesäule gesehen, an deren Steckdosen Akkus von Handys, E-Bikes und Rollis aufgeladen werden können. Ihr Gedanke: Rollifahrer gibt es allein schon wegen der Evangelischen Stiftung Volmarstein viele in Wetter. Da wäre eine solche Nachlademöglichkeit doch sicherlich sinnvoll.
Probleme besonders im Winter
„Voller Akku - gute Laune“ fängt der Beitrag im Fernsehen an. Obwohl es eher ebenmäßig aussieht in Herzogenrath, berichtet eine Rollstuhlfahrerin von ihren Problemen besonders im Winter. Dann macht der Akku ihres Gefährtes schnell mal schlapp. Sie muss immer mal wieder eine Pause einlegen, damit sich der Energiespeicher etwas erholt. Am Ende hüpft sie mehr nach Hause als dass sie fährt, erzählt die Rolli-Fahrerin vor der Kamera. Eine Behinderteninitiative hat sich dafür stark gemacht, dass nun kostenlos nachgeladen werden kann.
Kontakt zur Stadt
Monika Borngräber hat die Idee so gefallen, dass sie gleich den Kontakt zur Stadtverwaltung in Wetter gesucht hat. Irgendeine Mailadresse beim Sozialamt hat sie sich herausgepickt und ihre Frage unterbreitet: Wäre das nicht auch etwas für Wetter, die Stadt mit vielen behinderten Menschen, die noch dazu in der Regel oben auf einem steilen Berg wohnen? Mittlerweile ist die Mail auch an der richtigen Stelle in der Stadtverwaltung angekommen, die eigentlich im Internet Extra-Anlaufstellen für Anregungen geschaffen hat. Wegen eines Hackerangriffs auf den IT-Dienstleister gibt es aktuelle aber nur Notseiten.
Thema im Beirat
Die Stadtverwaltung hat bereits Kontakt zum Forum für Menschen mit Behinderung in Herzogenrath aufgenommen, hat die Stadt Monika Borngräber jetzt in einer Antwort auf deren Mail geschrieben. Erste Informationen zu der Ladesäule und ihrer Nutzung lägen im Rathaus vor. Und obwohl der Fernsehbeitrag erst Mitte Januar gelaufen ist, war der Vorschlag bereits Thema im Beirat für Menschen mit Behinderungen. Unter dem Tagesordnungspunkt „Mitteilungen“ wurde er kurz angesprochen. Im April soll der Vorschlag dann noch einmal behandelt werden. Dann tagen Behindertenbeirat und Seniorenbeirat gemeinsam.
Externe Ladegeräte
Uneingeschränkte Zustimmung hat der Vorschlag für die Ladesäulen im Behindertenbeirat nicht gefunden. Eine solche Lösung sei nur bedingt für Menschen im E-Rolli geeignet, kam als Hinweis: Elektrorollstühle verfügten meist über externe Ladegeräte, „die in der Regel nicht ständig mitgeführt werden“, heißt es in einer Antwort der Stadt Wetter auf Fragen der Redaktion. Die Notwendigkeit von Ladegeräten bestätigt Fabian Klemp. Mit seinem E-Rolli ist er im Bus von der Stadt in Richtung Berufsbildungswerk der ESV unterwegs. Die Idee mit den Ladesäulen verwässert das seiner Meinung nach aber nicht.
Bergauf wird es eng
Fabian Klemp macht am BBW seinen Haupschulabschluss und kann sich noch gut erinnern, wie ihn am Anfang Kälte und Berge in die Bredouille gebracht haben. Er bestätigt: Bei winterlichen Temperaturen geht der Rolli-Akku deutlich schneller leer als an warmen Tagen. Eine Fahrt runter in die Stadt könne da auf dem Weg zurück zum Stiftungsgelände schnell mal auf halber Strecke den Berg hinauf zu Ende sein. Eine Ladestation in der Stadt wäre was Schönes. Noch dazu soll sie ja öffentlich sein und den von der Sonne abgeluchsten Strom gratis abgeben.
Cafés oder Geschäfte helfen aus
Julian Klemp hat an kalten Tagen sicherheitshalber auch sein Ladegerät dabei. „Eine Steckdose findet man immer“, sagt er. Ob er dafür bald nicht mehr in einem Café oder Geschäft nachfragen muss, hängt von den weiteren Beratungen im Beirat ab. Gegebenenfalls werde ihr Vorschlag in die Politik weiter gegeben, schreibt die Stadt zu dem Vorschlag von Monika Borngräber. Sie selbst braucht keinen Rollstuhl, „denkt aber an die Anderen.“ Wenn auch genügend Sponsoren das tun würden, so ihre Hoffnung, könnten bald Rollifahrer von einer Solarladesäule in Wetter profitieren. E-Bike-Fahrer und Handy-Nutzer mit schlappen Akkus natürlich auch.