Herdecke. Die Stadt geht von weiteren Zuweisungen aus. Damit auch künftig keine Turnhallen belegt werden müssen, wurde ein Häuser-Ensemble angemietet
Es wird eng bei den Unterkünften für Geflüchtete in Herdecke. Aktuell ist die Stadt zur Aufnahme von 60 Personen verpflichtet. Die Kapazitäten in den Sammelquartieren wie auf dem freien Wohnungsmarkt sind ziemlich erschöpft. Gerade 15 freie Plätze gibt es noch - und die Hoffnung, bald ein zusätzliches Objekt beziehen zu können.
Ein Gebäudeensemble am „Weg zum Poethen“ soll Entlastung bringen, zumindest vorläufig. Denn keiner weiß, wie es mit den Zuweisungen weiter geht. Sollte es beim bisherigen Umfang der Aufnahmeverpflichtungen bleiben oder zu einer Erhöhung der Quote kommen, wird auch die zusätzliche Aufnahmekapazität nicht reichen. Aber 60 Plätze mehr auf einen Schlag ist schon eine ganze Menge.
Höfe bieten sich zum Spielen und Wäschetrocknen an
Das Ensemble am „Weg zum Poethen“ 5 bis 7 besteht aus drei frei stehenden Häusern. Vor dem Leerstand wurden sie immer als Wohnimmobilien genutzt. Seit längerem standen die Gebäude zum Verkauf. Seit Mitte Dezember gibt es einen neuen Eigentümer, bei dem nun die Stadt Herdecke einen Mietvertrag unterschrieben hat.
Aus Sicht des Herdecker Sozialamtes sind die drei Häuser gut für die Unterbringung von Flüchtlingen geeignet. Alle Einzelgebäude verfügen über einen kleinen Hof oder eine Gartenfläche. Die Höfe bieten sich als Spielfläche oder auch zum Wäschetrocknen an, heißt es in einer Mitteilung, die die Stadtverwaltung für die Politikerinnen und Politiker verfasst hat. Ein Hausmeister soll Ansprechpartner für die Bewohner und zugleich Kontaktperson für die Nachbarn vor Ort sein, so die Ankündigung.
Vorwiegend Familien sollen in der neuen Unterkunft am „Weg zum Poethen“ untergebracht werden. Die Stadt sieht dabei einen Spielraum, tatsächlich Familien an diesem Ort bündeln zu können. Auf Nachfrage der Redaktion heißt es: „Nach den Zuweisungen entscheidet das Team des Sozialamtes darüber, wer wo untergebracht werden kann.“ Die AfD hatte bereits kritisch angemerkt, dass abzuwarten bleibe, ob die Stadt Herdecke „überhaupt irgendeinen Einfluss auf die Zuweisung von Flüchtlingen hat.“
Zunächst war die Verwaltung davon ausgegangen, dass bereits zum Jahresbeginn ein Teil der Wohnungen für die Unterbringung von Geflüchteten zur Verfügung steht. Nun heißt es etwas vorsichtiger, dass die Belegung der ersten Wohneinheiten im ersten Quartal 2024 erfolgen könne. Das liege an dem späten Eigentümerwechsel und dem dann erst möglichen Mietvertrag. Erforderliche Sanierungsarbeiten würden jetzt zeitnah durch den neuen Eigentümer erfolgen.
Container am Kalkheck größte Flüchtlingsunterkunft
Bislang stehen der Stadt Herdecke acht größere Wohnobjekte zur Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung. Die größte Kapazität haben dabei die Wohncontainer am Kalkheck, die die Stadt gemietet hat. Bis zu 72 Menschen finden hier ein Dach über dem Kopf. Immerhin 45 Personen finden Platz in Mehrfamilienhäusern auf dem Brennen. Auch am „Weg zum Poethen“ gibt es bereits eine Gemeinschaftsunterkunft. Sie liegt am oberen Ende der Straße und kann bis zu 32 Menschen aufnehmen. Laut einer Übersicht aus dem Herbst ist sie nahezu vollständig belegt.
Mit der Anmietung der Häuser verschafft sich die Stadt zunächst einmal Luft. Die weitere Anmietung von teuren Container-Anlagen oder die problematische Belegung von Sporthallen könnten damit erst einmal abgewendet werden, heißt es in der Mitteilung vom Ende letzten Jahres. Aktuell spricht die Verwaltung von einer „großen Entlastung in der Unterbringungsfrage.“