Wetter. Anwohner finden den Lärm der Ballspielfläche auf dem Alten Friedhof in Wetter „unerträglich“. Jetzt wird ein Kompromiss gesucht.
Ob die Handvoll Anwohner wirklich damit gerechnet hatte, dass der Jugendhilfeausschuss ihrer Bitte entsprechen würde? Die Forderung war jedenfalls deutlich genug: „Der Bolzplatz muss weg“, erklärte eine Nachbarin des alten Friedhofs. Grund: „Die Beschallung ist unerträglich.“ An Verständnis fehlte es nicht. Und doch gibt es erst mal nicht mehr als einen Prüfauftrag, wie sich der Kinderkrach dämpfen lässt.
Lärm macht krank
Bei gutem Wetter herrsche von 9 bis 19 Uhr Betrieb auf der Ballspielfläche, mit beinahe unentwegt kreischenden Kindern. Der Lärm mache krank, Arbeiten im Homeoffice sei bei solch einer Kulisse nicht möglich. „Keiner will das neben seiner Terrasse oder dem Balkon haben“, warb die Anwohnerin bei den Ausschussmitgliedern um Verständnis. Morgens kämen häufig Schulklassen auf den Platz, abends stießen Erwachsene hinzu, der neue Kindergarten Wilhelminengarten habe die Probleme verschärft.
Ein klassisches Dilemma
Aus Sicht von Dirk Fröhning, dem Vorsitzenden des Jugendhilfeausschusses, handelt es sich um ein klassisches Dilemma: Es gebe das berechtigte Interesse der Anwohner nach Ruhe. Auf der anderen Seite aber seien die Kinder. Sie sollten spielen und sich frei entfalten können. Ähnlich beschrieb es Dr. Kerstin Reinhardt von den Grünen: „Wir können das den Kindern nicht wegnehmen, aber auch nicht die Bürger so lange dem Lärm aussetzen.“
Platz für mehrere Generationen
Für das Ballspielfeld gibt es eine Baugenehmigung. Es gehört zum Gesamtkonzept für den Spielplatzbereich auf dem früheren Friedhof. Eine Mehrgenerationenfläche solle hier entstehen, berichtete Dagmar Schumacher-Herold vom Stadtbetrieb. Für bauliche Veränderungen zu einer Verringerung des Lärms sah sie „relativ wenig Spielraum.“ Genau in diese Richtung aber gab es viele Anregungen von den Ausschussmitgliedern.
Verwaltung soll prüfen
Wird es leiser, wenn ein Netz statt eines Metallgitters die Bälle hinter dem Tor auffängt? Sollten die hohen Begrenzungen, gegen die die Bälle immer wieder lautstark prallen, abgebaut werden? Hier soll die Verwaltung zunächst einmal prüfen. Auch in andere Richtungen gingen die Überlegungen: Können die Nutzungszeiten verkürzt werden? Reichen die Kontrollen von Ordnungsamtsmitarbeitern aus? Könnten die Schulen nicht Bereiche der Grünanlage nutzen, die weiter weg sind von der Wohnbebauung?
Bolzplatz oder Ballspielfläche?
Die Hoffnung der Anwohner, dass Urteile zu Bolzplätzen aus anderen Städten auch in Wetter ein Ende der Bolzerei bringen könnten, wurden von der Verwaltung nicht geteilt. Die Verbote bezögen sich auf Bolzplätze. Im alten Friedhof aber gebe es eine Ballspielfläche. Ballspielflächen seien vom Grundmaß her kleiner und für eine jüngere Nutzergruppe bestimmt als Bolzplätze. Wo denn genau die Grenze bei den Größen liege, konnte Dagmar Schumacher-Herold aber auch nicht sagen. Ausschussmitglied Michael Mohring nahm die Perspektive der lärmgestraften Anwohner ein: „So eine feinsinnige Unterscheidung fällt schwer, wenn der Ball ans Gitter donnert.“
Ein Schutz gegen den Schall
Die hohe Frequentierung des Ballspielplatzes zeigt, wie hoch der Bedarf ist, stellte Jenny Westermann von der FDP fest. Daher müsse geprüft werden, was an Maßnahmen noch geht. Für die Anwohner, die nach der Behandlung ihres Tagesordnungspunktes noch vor der Tür standen, „muss es leiser werden“. Eine Kompromisslösung, die für sie vorstellbar ist: Eine Mauer oder eine effektive Folie zum Schutz vor dem Schall.