Wetter. Kinder und Sportler machen Senioren, so sagten sie es den Fraktionen, durch eine stundenlange Geräuschkulisse krank. Die Politik will eingreifen.

Die Forderung zu einem Problem an der Gartenstraße lässt keinen Interpretationsspielraum. Anwohner aus drei Häusern „bitten auf dem Gelände des früheren Friedhofs um den Rückbau des Bolzplatzes“, da dieser statt mittig auf der dortigen Spielfläche neben den Grundstücken angelegt wurde. Begründung von einer Wetteranerin, die als Sprachrohr von drei weiteren Senioren nun der heimischen Politik die Lage schildert: „Die Lärmbelästigung ist nicht mehr hinnehmbar und macht krank!“

Im Ausschuss für Anregungen und Beschwerden berichtet die Wortführerin, dass die Anwohnerschaft schon länger mit dem Krach klar kommen müsse und sie auch die Stadtverwaltung inklusive Bürgermeister kontaktiert habe. Als sie vor 35 Jahren in die Gartenstraße gezogen sei, ging es dort ruhig zu. Doch mittlerweile sei es so laut, dass teilweise kaum noch Telefonate möglich seien. „Unser alter Mieter hat deswegen gekündigt. Erst nach längerer Suche haben wir junge Leute als Nachfolger gefunden, wobei die aus den genannten Gründen Probleme im Homeoffice haben“, erzählt die Bürgerin, die nach einigen unangenehmen Vorkommnissen ihren Namen (vorerst) nicht in der Zeitung lesen möchte und noch gesammelte Protest-Unterschriften in der Nachbarschaft erwähnt.

Bedrohungen und Ärger

„Wenn die Anwohner höflich bitten, mal etwas leiser zu sein, werden sie bedroht“, heißt es in den Ausführungen, wonach Gespräche mit vor allem jungen Nutzern des Bolzplatzes eher zu Verstimmungen statt zu Verbesserungen führten. Gegen einen Spielplatz, der sich dort früher befand, hätten die Senioren nichts einzuwenden. Das Grundproblem: Den Bolzplatz nutzen nicht nur Kinder, sondern auch Jugendliche und Erwachsene. Wenn dann ein Fußball vor ein Eisengitter „donnert“ oder Basketballer dank der vorhandenen Außenbeleuchtung vom Seniorenheim und Kindergarten (Neubau an der Ecke Wilhelmstraße) auch spät abends noch spielen, ergebe sich seit dem Vormittag eine mehrstündige und unangenehme Geräuschkulisse. Morgens nutzen demnach seit Corona die Grundschulen aus der Bergstraße und Königstraße die besagte Sportfläche. Nachmittags „kreischen und schreien“ Kinder, ehe auch junge Leute und ukrainische Flüchtlinge sich dort bis teils 22 Uhr aufhalten. Den Vorwurf, etwas gegen Kinder zu haben und ausländerfeindlich zu sein, will die Beschwerdeführerin im Keim ersticken. Sie kämpfe nur darum, Verständnis für die Situation in der Nachbarschaft zu erhalten.

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Gleichwohl habe sie schon mal mit Anzeigen angedroht. Nach zwischenzeitlicher Ruhe sei es dann kurz darauf wieder unerträglich laut gewesen. „Nach Aussage der kontaktierten Polizei ist diese nicht zuständig. Auch das Ordnungsamt könne nicht helfen, da die Mitarbeitenden nicht ständig vor Ort sind“, so die Anwohnerin, die einige der verbalen Auseinandersetzungen mit jungen Leuten auf dem Bolzplatz als Video aufgezeichnet habe.

Auf die grundsätzliche Schwierigkeit, dass seit 2022 durch die neue Kindertagesstätte gewissermaßen eine neue Geräuschkulisse entstanden ist, wollen die Anwohner weniger eingehen als auf ein beachtenswertes Urteil des Verwaltungsgerichts Köln. Das setzte im Jahr 2008 im Sinne einer Vereinbarkeit voraus, dass Bolzplätze einen Mindestabstand von 80 bis 100 Metern zur Wohnbebauung haben müssen. „Bei uns hier sind es 12,50 Meter. Daher erinnern wir an frühere Zeiten, als Anwohner eine andere Platzierung für die Sportfläche forderten“, sagt die Senioren noch.

Thema im Jugendhilfeausschuss

Kirsten Stich, Christa Zinn und Dirk Fröhning (SPD), Karen Haltaufderheide (Grüne) und Jenny Westermann (FDP) äußern dann Verständnis für die Lage der Anwohner. Norbert Nagel von der CDU („Das größte Problem scheint mir der lange Lärmzeitraum zu sein“) und Gerd Michaelis (Bürger für Wetter) können deren Sorgen aufgrund eigener Erfahrungen nachempfinden. Zugleich weisen Redner darauf hin, dass sie auch die Rechte von Kindern sowie Jugendlichen im Blick haben müssen und dies auch weiter haben werden.

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Die Lokalpolitiker stufen den Fall als klassischen Konflikt wegen „widerstrebender Interessen“ (Fröhning) ein und verständigen sich einstimmig darauf, dass sich der zuständige Jugendhilfeausschuss am 9. November konkret mit diesem Thema befassen und beide Seiten berücksichtigen soll. Ausschuss-Vorsitzende Stich weist aber darauf hin, dass die Politik mit städtischen Vertretern vor einiger Zeit bereits den Bolzplatz besucht habe und gewissermaßen mit beiden Lagern geredet hat. „Es ist schwierig. Manchmal steckt hinter womöglich lauten Geräuschen gar keine böse Absicht. Und nach 20 Uhr darf niemand mehr auf Spielplätzen spielen, die Kontrolle ist aber gar nicht so einfach. Generell sage ich, dass Gespräche immer helfen können. Wir sollten auf ein Miteinander hinwirken.“ Fraktionsvorsitzender Fröhning ergänzt, dass Freiraum für spielende Kinder in Wetter begrenzt sei und wenige Orte infrage kommen, wo sich niemand gestört fühle.