Wetter/Wattenscheid. Lärmbelästigung: Anwohner haben in Wattenscheid erreicht, dass ein Fußballkäfig abgebaut wird. Es gibt Parallelen zum Fall in der Gartenstraße.

Eine Binsenweisheit: Wenn Kinder spielen, geht es schon mal laut zu. Wenn sich junge Leute auf einem Bolzplatz sportlich austoben, bleibt es ebenfalls selten leise. Probleme treten dann auf, wenn sich solch ein Angebot sehr nah an einer Wohnbebauung befindet und sich die Anwohnerschaft wegen Lärmbelästigung beschwert. Das ist – wie berichtet – an der Gartenstraße in Wetter der Fall. Dort haben Nachbarn beantragt, die direkt an die Grundstücke grenzende Anlage zurückzubauen.

Der erste Reflex: Und was ist mit den Kindern oder Jugendlichen? Haben die denn keine Rechte? Und wo sollen die angesichts überschaubarer Örtlichkeiten hier in der Harkortstadt denn hin? Und gehört es nicht zu einer toleranten Gesellschaft, dass Senioren auch mal Geräusche hinnehmen müssen? Alles richtig, in ungefähr diese Richtung hat auch die heimische Politik argumentiert, die nun zwischen beiden Seiten vermitteln will.

Viel Geld von Schalke-Stiftung

Eine neue Richtung könnte die Diskussion durch einen Blick nach Wattenscheid erhalten. Dort verschwindet in diesen Tagen ein „Fußballkäfig“, der erst seit Oktober 2022 vor allem dank 120.000 gespendeter Euro von der Schalke-Stiftung zur Verfügung stand. Anwohner hatten sich – vergleichbar mit der Situation in Wetter – über den Lärm beklagt. Zu Recht, wie sich nach Schallschutzmessungen an der Örtlichkeit am Monte Schlacko herausgestellt hat.

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„Die Konstruktion aus Alustäben und Banden war beim Aufprallen der Bälle einfach zu laut, bei Lärmschutzmessungen wurden Werte weit über 70 Dezibel erreicht“, so Wattenscheids Bezirksbürgermeister Hans Peter Herzog. Er selbst habe zusammen mit anderen Teilnehmern bei einem Ortstermin erlebt, wie laut es war. Auch Wetters Bürgermeister Frank Hasenberg hatte hiesige Anwohner besucht und daraufhin die Politik eingeschaltet.

Nachbesserungen ohne Erfolg

Im besagten Bochumer Fall hatte es mehrfache Nachbesserungsversuche an der Gitter- und Bandenkonstruktion gegeben. Über Monate war der Bolzplatz nach Protesten aus der Nachbarschaft bereits gesperrt. Doch es gelang demnach nicht, den Lärm bei Aufprallgeräuschen so zu reduzieren, um die Vorgaben der Sportanlagen-Lärmschutzverordnung einzuhalten. Die Einfassung sollte dort verhindern, dass beim Spiel die Bälle weit weg gekickt werden. „Wenn der Ball gegen die Bande oder die Gitter prallte, war der Lärm nicht auszuhalten. Auch nicht bei geschlossenem Fenster“, sagte ein Anwohner (62). Ein Nachbar (59) ergänzte im Gespräch mit den WAZ-Reportern, „dass man bei dem Lärm nicht in Ruhe draußen sitzen konnte.“

Der Schalke-Fußballkäfig in Bochum wird derzeit abgebaut. Anwohner hatten sich über den Lärm der Konstruktion beklagt.
Der Schalke-Fußballkäfig in Bochum wird derzeit abgebaut. Anwohner hatten sich über den Lärm der Konstruktion beklagt. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Die Reaktionen: Sabine Hacker nennt es „schlimm, dass sich die Leute beschweren und sehr schade für die Kinder.“ Eine Anwohnerin findet „es gar nicht gut, dass der Platz abgebaut wird.“ Man hätte vorher wissen müssen, wie hoch der Lärmpegel werden könnte. Der Lärm habe sie nicht gestört. „Ein Trauerspiel, wenn man bedenkt, wie viele Kinder und Jugendliche diesen mit Kunstrasen ausgelegten Platz genutzt haben“, so Bezirksbürgermeister Herzog. Er könnte unwissentlich auch an die Anlage an der Garten-/Wilhelmstraße in Wetter gedacht haben, wo sich ebenfalls einige junge Sportler bewegen.

Krach durch Metallgitter

Das Kernproblem in Wetter und Wattenscheid: die Konstruktion der jeweiligen Anlage. „Sie können sich nicht vorstellen, was für ein Lärm entsteht, wenn Jugendliche oder Erwachsene den Ball vor Eisengitter schießen“, heißt es in dem Rückbau-Antrag von Anwohnern der hiesigen Gartenstraße. Und weiter: „Dieser Platz ist immer ein Spielplatz gewesen und eignet sich nicht als Bolz- oder Basketballplatz.“ Durch die erst kürzlich eröffnete Kindertagesstätte Wilhelminengarten und das dortige Seniorenheim wirke die Außenbeleuchtung des Neubaus „wie Flutlicht. Mit der Konsequenz, dass auch bei Dunkelheit Fuß- und Basketball gespielt wird.“

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Das Spielfeld oberhalb des Alten Friedhofes hat die Stadt im Juli 2028 freigegeben. Bürgermeister Hasenberg sagte bei der Einweihung: „Kinder sind unsere Zukunft.“ Wobei sich in dem Fall Eltern, Spielplatzpaten und der Nachwuchs rege sowie konstruktiv mit in die Planung eingebracht hätten. Zudem wurde die einst abschüssige Fläche (zuvor ein Spielplatz) begradigt und hatte einen neuen Belag bekommen – ebenso wie Tore und einen Zaun.

Übrigens: Am Mittwochnachmittag war die Lokalredaktion das dritte Mal binnen zwei Wochen vor Ort – und hat wieder keine spielenden Sportler angetroffen. Ein Paar kam jedoch mit der Tochter vorbei und sagte zum Reporter: „Bei allem Verständnis für Anwohner – wo sollen die Kinder und Jugendlichen denn sonst hin, etwa zum Harkortberg?“