Wetter. Das Zauleckhaus war Seniorenheim und wird Flüchtlingsunterkunft. Die Nachbarn durften sich vorab umsehen und sparten nicht mit Fragen.
Wo kommen die Müllcontainer hin, damit schlechte Mülltrennung nicht etwa Nager in Nähe der eigenen Mülltonnen anzieht? Welches Eckchen ist fürs Rauchen der Bewohner vorgesehen? Wo gibt es eventuell Parkplätze? Die Vertreter der Verwaltung wurden von den Anrainern des früheren Zauleckhauses, das ein Flüchtlingsheim werden wird, mit Fragen überschüttet. Drängendste Frage dabei allerdings: Wann geht es los mit der Belegung der bis zu 120 Plätze.
So ganz genau steht das noch nicht fest. Das ehemalige Altenheim ist zwar weitgehend umgebaut. Ganz fertig ist es aber noch nicht. Zwei Rollstuhlfahrer werden wohl in wenigen Wochen den Anfang machen. Flüchtlinge kommen mitunter als Versehrte. Da bietet sich ein Haus zur Unterbringung an, das bereits breite Türen hat und auch sonst barrierefrei ist. Ansonsten soll es keine Belegung auf einen Schlag geben und überhaupt spricht Bürgermeister Frank Hasenberg immer wieder davon, „dass maximale Auslastung nicht das Ziel ist.“ Wetter wolle nur gewappnet sein angesichts der schwer einzuschätzenden Krisen auf der Welt und der erwarteten Zuweisungen.
Nicht alle Zuhörer überzeugt das. Zweihundert Briefe an Haushalte rund um das ehemalige Zauleckhaus sind als Einladung für diese Informationsveranstaltung verschickt worden. Gut 30 Bürgerinnen und Bürger sind gekommen und machen erst mal deutlich, dass sie sich eine frühere Information durch die Verwaltung gewünscht hätten. Einer der Anwohner hält die bisherige Einbeziehung der Nachbarn „für extrem bedenklich“. Der Vorlauf betrage Monate und erst „kurz vor knapp werden wir einbezogen.“ Der Bürgermeister weist den Vorwurf zurück: Über die Diskussion und die Beschlüsse der Politik sei in der Presse vielfach berichtet worden. Mit der Einladung habe die Stadt gewartet, bis sie das fast fertige Heim habe präsentieren können.
Anwohner haben Erfahrung
Das Gebäude liegt mitten in einem Wohngebiet in Alt-Wetter. Auf der Straßenseite gegenüber war früher die Bauverwaltung. Zwischenzeitlich wurde dieser Bau als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Jetzt steht er zum Verkauf. Die Nachbarn verfügen also über Erfahrungen mit einer Flüchtlingsunterkunft. Ein Anwohner berichtet, dass er lange Zeit mit seinen Beschwerden über nächtliche Ruhestörung „vor die Wand“ gelaufen ist. Erst als der Bürgermeister sich eingeschaltet habe, sei etwas passiert. „Wir haben gelernt“, ist die Botschaft, die Hasenberg und das Team vor Kopf vermitteln wollen: Christian Matzko von der Sozialverwaltung, Wencke Habbes als Architektin bei der Stadt und Günter Krämer vom Sozialamt. Dazu zählt, das auch Mitarbeiter des Sozialamtes im neuen Flüchtlingsheim ihre Schreibtische aufstellen werden. Und was ist nach Dienstschluss? Da wird vorerst niemand als Ansprechpartner für Anwohnerklagen benannt, sagt die Verwaltung. Bei Bedarf könnte das immer noch geschehen. Aber der Bedarf soll abgewartet werden.
Unterkunft auf Zeit
Aus Sicht des Bürgermeisters hat die Stadt eine Aufgabe zu stemmen, und sie möchte das möglichst im Einvernehmen mit den Anwohnern schaffen. Wetter muss Flüchtlinge aufnehmen wie andere Städte auch. Die bisherigen Kapazitäten sind bald erschöpft. Dem auf drei Jahre von der Diakonie gemieteten Zauleckhaus kommt dabei eine Reserverolle zu, von der keiner weiß, ob sich die Unterbringung wirklich darauf beschränken lässt. Wichtig aber ist Frank Hasenberg, dass den Menschen auf der Flucht eine menschenwürdige Unterkunft angeboten wird. Das ehemalige Zauleckhaus bietet dafür beste Voraussetzungen. Und deshalb sind die Anwohner auch gebeten, sich nach der Veranstaltung im Saal selbst ein Bild von den Zimmern zu machen.
Zwei Räume sind für neugierige Blicke vorbereitet worden. Jeweils zwei Menschen sollen sie ein Obdach geben. Ein Tisch, zwei Stühle, ein Schrank, zwei Betten. Die Betten sind neu, das ist Pflicht. Die Bezüge sind noch eingeschweißt. Das Bad wirkt modern, auch wenn es nicht eigens umgebaut worden ist, und kann im Bedarfsfalls von einem zweiten Zimmer betreten werden. Wer kann schon wissen, ob alleinstehende Männer oder Familien die ersten Bezieher sein werden.
Wo früher Pflegebäder waren, sind jetzt Küchen eingebaut. Auf die Kühlschränke wird noch gewartet. Es gibt mehr als einen pro Küche. Damit es bei der Unterbringung von Lebensmitteln nicht zur Kollision von Kulturkreisen kommt.