Wetter. Das Zauleckhaus in Wetter wird Flüchtlingsheim. Nachbarn fühlen sich von der Stadt nicht ausreichend mitgenommen. So gelinge Integration nicht.
In sechs bis acht Wochen wird mit der Belegung des früheren Zauleckhauses als Flüchtlingsunterkunft begonnen. Bis zu 110 Flüchtlinge, vornehmlich in Familienverbänden, sollen hier untergebracht werden. Diese Informationen wie überhaupt die Absicht, das frühere Seniorenheim als Flüchtlingsbleibe anzumieten, hätten einige Nachbarn gerne schon früher von der Stadt gehabt. Nicht durch entsprechende Berichte in der Zeitung, sondern durch einen Flyer oder eine Infoveranstaltung für Anrainer. Ihre Befürchtung: Die Stadt hat durch ihre zurückhaltende Informationspolitik eine Chance verstreichen lassen, die Flüchtlinge besser willkommen zu heißen.
Die Diakonie Mark-Ruhr-Pflege hatte die Einrichtung an der Wilhelmstraße nicht mehr brauchen können. Andere Heime zogen hier für Umbauzeiten vorübergehend ein. Dann zeigte sich die Stadt Wetter interessiert. Mittlerweile gibt es einen Mietvertrag. Immer mal wieder war davon in Sitzungen der Politik die Rede, und auch in Berichten der Lokalredaktion war von der geplanten Unterbringung von Flüchtlingen zu lesen. Aber schließlich gibt es keine Bürgerpflicht, eine Zeitung zu halten, beharren die kritischen Nachbarn auf anderen Informationswegen. „Die Kommunikation stimmt hinten und vorne nicht“, sagt Matthias Krahn, und Hendrik Reinecke stellt fest: „Wir sind schlecht informiert.“
Ängstliche Nachbarn denken an Videokameras und Wachhunde
Dafür gebe es aber andere Anwohner, die dieses und jenes aufgeschnappt haben und sich nun wappnen wollten. Das berichtet Dr. Kerstin Reinhardt, die unweit des Zauleckhauses wohnt und für die Grünen im Rat sitzt. Gedanklich würden Videokameras, Wachhunde oder ausgeklügelte Alarmanlagen gegen die vermeintliche Bedrohung aus der Unterkunft in Stellung gebracht. „Dabei geht es doch gerade darum, im Zusammenhang mit Flüchtlingen nicht immer zu denken: Da kommt die Gefahr“, findet Ralf Hennemann. Ihm ist es wichtig, die Flüchtlinge einzubinden in die Gemeinschaft. Und das klappe besser, je mehr Informationen die Bürger in der Stadt hätten.
Zu den Geschichten, die unter Anwohnern erzählt werden, gehört diese: Familien, die in der bisherigen Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen Verwaltungsstelle an der Wilhelmstraße für Unruhe gesorgt hätten, würden ins Zauleckhaus umgesiedelt. Die Stadt Wetter dementiert auf Nachfrage der Redaktion eindeutig: „Es ist nicht beabsichtigt, einzelne problematische Familien oder gar straffällig oder anderweitig auffällig gewordene Menschen gezielt dort unterzubringen.“
Wetteraner sind weltoffen
Das Zauleckhaus sei lange Zeit nur eine von unterschiedlichen Überlegungen gewesen, bei mehr Flüchtlingen die Notunterbringung beispielsweise in Turnhallen zu vermeiden, heißt es bei der Stadt. Eine Beteiligung der betroffenen Anwohner sei ohnehin geplant gewesen, „wenn ganz konkret eine Belegung der Unterkunft bevorsteht.“ Beim Zauleckhaus sei das demnächst der Fall. Für die angrenzende Nachbarschaft werde es eine Einladung zur Besichtigung des Gebäudes geben.
Sollte hinter der bislang zögerlichen Informationsweise der Stadt der Gedanke stecken, mit Flyern oder eine Infoveranstaltung schlafende Hunde zu wecken, möchte Matthias Krahn beruhigen: „Ich habe keine Angst vor Austausch und Klartext“, sagt er, und: „Die Wetteraner sind Ruhries und als solche offen und international.“ Nur eine Sache mache ihnen Angst: Wenn sie das Gefühl hätten, ihnen solle etwas übergestülpt werden.