Wetter. PCH Fischer in Wetter handelt mit Werkzeugen. Für den Klimawandel hat der Betrieb im Schöntal jetzt einen besonderen Partner.

Vom Dach aus sieht man besser. Torben Putsch hat es ausprobiert und auf sieben Metern Höhe festgestellt: Auf fast allen Dächern der Nachbarbetriebe im Schöntal sind schon Solaranlagen aufgestellt. Beim Fachhändler PCH Fischer jetzt auch. „Wir vollenden die Remestraße”, sagt Fischer-Geschäftsführer Putsch nicht ohne Stolz. Und doch ist die Anlage auf Haus Nummer 10 der Straße etwas ganz Besonderes.

Vor gut einem Monat ist die Anlage in Betrieb gegangen. Die Bürgerenergie-Genossenschaft 58 hat sie aufstellen lassen – als erste Anlage der BEG auf dem Dach eines Gewerbeunternehmens. Seit 2010 gibt es die Genossenschaft. 138 Photovoltaikanlagen hat sie mittlerweile ans Netz gebracht. Mit Wohnungsgenossenschaften hat sie Verträge gemacht, mit den Städten für die Dächer von Schulen, mit der AWo und einem Heimatverein. Trotzdem ist PCH Fischer der erste Gewerbebetrieb, der mit der BEG unterschrieben hat. Wie kann das sein, wo Torben Putsch mit Blick auf die Dächer im Schöntal doch völlig zurecht feststellt: „Das ist ein kleiner Solarpark”.

Ein Gewinn für die Umwelt

Früher habe es öfter mal Anfragen von Betrieben gegeben, erinnert sich Rolf Weber aus Wetter, der lange Jahre Vorsitzender der BEG 58 war. Dass trotzdem keine Anlage auf ein Dach gekommen ist, hat an der Standardempfehlung der Genossenschaft gelegen: “Junge, bau selber. Das rechnet sich mehr” haben Weber und die übrigen Berater der Genossenschaft gepredigt. Offenbar mit Erfolg. Auch ohne ihre Beteiligung schließt PCH Fischer mit den Kollektoren auf dem Dach eher eine Lücke, als dass er die Nachbarn auf neue Gedanken bringen würde. Bei Mikroelektronik Sorel gibt es ebenso Solarpanele wie bei der Earth Music Hall oder etwas weiter weg auf den Hallen der Spedition Wiedemeyer. Was also ist bei Fischer so besonders, dass hier eine Anlage mit der BEG installiert worden ist, obwohl es sich um einen Gewerbebetrieb handelt?

Das passt von der Einstellung her, weiß Rolf Weber, und Thorben Putsch bestätigt: Er ist schon lange nachhaltig unterwegs. Eine kleine Nachfrage hat gereicht, und er war gewonnen für die Idee einer Solaranlage über dem Lagerraum und der Verkaufsfläche für Werkzeuge aller Art. Er sei ideell motiviert und nicht wirtschaftlich, sagt Putsch. Ein bisschen was gibt es von der BEG für die Nutzung des Daches, dazu einen geringen Anteil vom Erlös des gewonnenen Stroms. Den größten Effekt verspricht sich Thorben Putsch aber für die Umwelt.

Industriestrom würde Kalkulation ändern

Für die Solarstromanlage 138 der BEG gibt es einen Anlagenpass. Aufgeführt sind der Anlageninstallateur, der Anlagenbetreiber und der Gebäudeeigentümer. Nur ein Feld ist leer geblieben: Es ist das für den Darlehensgeber. In diesem Fall gibt es keinen. Die Bürgerenergiegenossenschaft hat die Solarpanele auf dem Dach von PCH Fischer aus Bordmitteln bestritten. Das hat die Sache für Torben Putsch noch einmal leichter gemacht. Fließt Geld von einer Bank in den Bau einer Anlage, steht die BEG mit im Grundbuch. Viele Betriebe schreckt das ab. Putsch wäre trotzdem dabei gewesen, sagt er.

Auf dem Gelände der ehemaligen Panzerreparaturwerkstatt der Engländer im Schöntal sind viele neue Betriebe entstanden, und fast überall knallt das Sonnenlicht nicht ungenutzt auf die modernen Flachdächer. Ob es sich für die Eigentümer der noch verbliebenen Dächer lohnt, die Kraft der Sonne zu nutzen, ist derzeit zumindest fraglich. Kommt als Folge der Debatte über die Energiepreise und den Standort Deutschland ein verbilligter Industriestrom, „machen viele Betriebe einen Rückzieher”, sagt Jürgen Blasius. Er hat mehr als die Hälfte aller BEG-Anlagen auf die Partnerdächer gebracht.

Wenig Aufwand für den Hausherren

Auch bei PCH Fischer im Schöntal ist der Installateur aus Gevelsberg auf die Leiter gestiegen. Viel Arbeit muss er dem Hausherren nicht gemacht haben. Der sieht nur wenig eigenen Aufwand und findet es äußerst angenehmen, dass das Einsammeln der Sonnenenergie ganz nebenher läuft. Die Panele machen ihre Arbeit lautlos, von unten vom Parkplatz aus sind sie wie bei den meisten Nachbarn auch nicht zu sehen. Wird PCH Fischer eine Tafel am Eingang aufstellen und darauf hinweisen, dass das Unternehmen auf dem Dach die BEG Gutes für die Umwelt tun lässt? Kann sein, kann auch nicht sein. Torben Putsch: „So was vergessen wir leider immer.”

Strom für 1250 Haushalte

Die Bürger-Energie-Genossenschaft (kurz BEG) 58 wurde vor zwölf Jahren gegründet.


Sie ist Investor und Betreiber von Bürgerkraftwerken.


138 Anlagen erzeugen aktuell jährlich ca 4,3 MWh Strom. Das reicht umgerechnet etwa für 1250 Haushalte.

Würde damit Braunkohlestrom ersetzt, brächte die BEG 58 eine Ersparnis von 4822 Tonnen CO2 durch den gewonnenen Solarstrom.


Aktuell denkt die BEG auch an die Nutzung von Freiflächen für Photovoltaikanlagen und die Beteiligung an Windkraftwerken in der Region.