Wetter/Herdecke/Ennepe-Ruhr. Der Traum vom Eigenheim: Stefan Schocke von der Sparkasse an Ennepe und Ruhr erklärt, worauf Verkäufer und Käufer achten sollten.
Der Traum vom Eigenheim: Für viele war der aufgrund sehr hoher Immobilienpreise in weite Ferne gerückt. Jetzt sinken die Preise wieder – auch für gebrauchte Einfamilienhäuser in Wetter und Herdecke. Die Preise in Wetter sind im ersten Halbjahr 2023 durchschnittlich um 14 Prozent zurückgegangen. Das zeigt eine Auswertung der LBS West. Wie macht sich diese Entwicklung bei Käufern und Verkäufern bemerkbar? Die Redaktion hat mit Immobilienmakler Stefan Schocke von der heimischen Sparkasse an Ennepe und Ruhr gesprochen.
Die Angebotspreise für Wohnimmobilien gehen zurück. Können Sie diesen Trend auch für Wetter und Herdecke bestätigen?
Die Kaufpreise sind seit April 2022 bis circa in den Februar 2023 hinein um rund 15 bis 20 Prozent zurückgegangen. Dieser Rückgang bezieht sich aber auf die sehr hohen Preise aus dem Jahr 2021 bzw. von Anfang 2022. Die waren in dieser Zeit allerdings auch sehr „überhitzt“. Seit zwei bis drei Monaten stellen wir allerdings auch fest, dass sich für Familien geeignete Einfamilienhäuser oder Eigentumswohnungen mit vier Zimmern oder mehr preislich wieder ganz leicht nach oben bewegen. Allerdings bezieht sich das nur auf Immobilien in gutem Zustand und guter Lage.
Was sind Ihrer Einschätzung nach die Gründe für den Preisrückgang?
Der Preisrückgang war meines Erachtens hauptsächlich durch die im Frühjahr stark gestiegenen Finanzierungszinsen bestimmt. Es gab quasi einen „Zinsschock“. Hinzu kamen die hohe Inflationsrate und die Verunsicherung der Käuferinnen und Käufer durch den Krieg in der Ukraine.
Reagieren interessierte Käuferinnen und Käufer verstärkt auf diese Entwicklung? Also nimmt die Nachfrage spürbar zu?
Die Nachfrage nimmt in diesem Jahr wieder an Fahrt auf, das ist deutlich zu spüren. Leider kompensieren die niedrigeren Kaufpreise nicht die im Schnitt viermal höheren Zinsen. Gegenüber 2020 bis Anfang 2022 ist die Nachfrage nach Immobilien daher deutlich geringer.
Was sollten Hausbesitzer beachten, die ihre Immobilien verkaufen möchten? Sollten sie ihr Eigentum möglichst schnell veräußern, da die Preise weiter sinken werden?
Inzwischen haben potenzielle Käuferinnen und Käufer erkannt, dass die Finanzierungszinsen wahrscheinlich nicht mehr kurzfristig sinken werden und es keinen Sinn macht, den Wunsch nach einer eigenen Immobilie als Familienheim und Altersvorsorge nach hinten zu schieben. Die hohen Mietpreise spielen sicherlich auch eine Rolle. Die Nachfrage ist somit vorhanden, und die Preise für Bestandsimmobilien bleiben unseres Erachtens stabil. Die gerade beschlossene Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes wird sich meiner Einschätzung nach nicht negativ auf die Kaufpreise auswirken. Erst ab dem 1. Juli 2028 müssen unter anderem neu eingebaute Heizungen in Kleinstädten wie Wetter zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Im Grunde ist es ja auch heute schon so, dass Käuferinnen und Käufer einer Altimmobilie sowieso sofort eine energetische Sanierung vornehmen, um die Energiekosten zu senken. Heizungs- und Fenstertausch sowie eine Dachdämmung gehören eigentlich zum Standardprogramm einer Renovierung nach dem Erwerb.
Zur Person
Stefan Schocke hat seine Ausbildung bei der Stadtsparkasse Wetter (Ruhr) absolviert.
Gerade das Thema Immobilienwirtschaft hatte schon nach dem Abitur sein Interesse geweckt.
1998 übernahm er die Leitung des damals neu gegründeten ImmobilienCenters.
Seit 2004 ist er Geschäftsführer der S-Projekt an Ennepe und Ruhr, die sich mit der Entwicklung von Wohnbauland beschäftigt.
Aktuell ist Stefan Schocke Teamleiter des ImmobilienCenters der Sparkasse an Ennepe und Ruhr.
Der 58-Jährige ist verheiratet, Vater von drei Töchtern und seit kurzem auch Opa.
Was empfehlen Sie interessierten Käufern, die auf der Suche nach einem Eigenheim in Wetter und Herdecke sind? Worauf sollten sie bei der Auswahl und Besichtigung von Immobilien besonders achten?
Unser Eindruck bei der Beobachtung des Marktes ist, dass nach wie vor eine große Zahl an Immobilien zu viel zu hohen Preisen angeboten werden. Hier sollten Kaufinteressenten sich Zeit für einen Vergleich nehmen und auch mit der Bank ihres Vertrauens Rücksprache halten. Schwierig, wenn auch ein wenig besser geworden, ist die Verfügbarkeit von Handwerkern für Renovierungs- oder Sanierungsarbeiten. Hier müssen Käuferinnen und Käufer längere Zeiten bis zum Einzug einkalkulieren, die natürlich auch Zwischenfinanzierungskosten verursachen.