Wetter. Rewe ist zu, der Cap-Markt schließt. Eine Lösung für die Supermarkt-Situation in Volmarstein und Grundschöttel könnte ein Bürgerbusverein sein.

Die Schließung des Cap-Markts rückt näher, die Verkaufsräume des ehemaligen Rewe stehen schon leer: Die Supermarkt-Situation in Volmarstein ist schwierig und bereitet insbesondere älteren Menschen Sorgen (wir berichteten). Vielerorts herrschen Unverständnis, Unsicherheit und Unmut. Aber es werden auch Stimmen von Bürgern laut, die nach Lösungen suchen. Eine Idee, die in den sozialen Medien geäußert wurde, fand dabei besonderen Anklang: die Gründung eines Bürgerbusvereins für Volmarstein. Doch wie kann ein solches Vorhaben realisiert werden? Und sind die Voraussetzungen für einen dritten Bürgerbusverein in in Wetter überhaupt gegeben? Die Redaktion hat nachgefragt.

Nebenstraßen einbinden

„Ich sehe da große Schwierigkeiten“, sagt Gerd Michaelis. Der Wetteraner kennt sich mit dem Thema aus. Er ist Vorsitzender des Bürgerbusvereins Wetter, war bei der Gründung des Vereins 2005 federführend und hat sechs Jahre später auch das Pendant in Wengern mit ins Leben gerufen. „Bürgerbusvereine dürfen nur fahren, wo der öffentliche Nahverkehr nicht fährt“, erklärt Michaelis seine Skepsis. Die Idee an sich ist „im Prinzip gut“. Nur Volmarstein sei mit den Buslinien 553, 555 und SB 38 „enorm gut angebunden.“ Ganz ausschließen möchte er die Möglichkeit für einen Volmarsteiner Verein aber nicht. „Vielleicht gibt es einen Weg, wenn man die Nebenstraßen mit einbindet“, so Gerd Michaelis.

Schlüssiges Verkehrskonzept

„Offen für alles“ ist die Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER) grundsätzlich, heißt es auf Anfrage der Redaktion. Seit 1997 gebe es Bürgerbusse im gesamten Kreisgebiet, erzählt Pressesprecherin Sandra Bruns. Fünf Bürgerbusvereine werden von der VER betreut, darunter auch die in Wetter und Wengern. Und wie stehen die Chancen, dass mit Volmarstein ein weiterer Bürgerbusverein dazukommt? „Es muss ein schlüssiges Verkehrskonzept vorliegen, das mit der VER abgestimmt werden muss“, so Bruns. Die bereits in Volmarstein fahrenden Buslinien spielten dabei eine zentrale Rolle: „Es darf kein Parallelverkehr entstehen, also es dürfen keine Strecken doppelt bedient werden“, betont Sandra Bruns, die zugleich auf eine weitere Grundvoraussetzung hinweist: die finanzielle Tragfähigkeit des Projekts. „Hierzu muss zum Beispiel von der Kommune eine Erklärung der Übernahme des Kostendefizits vorliegen“, erläutert sie.

Bürgerbusvereine in Wetter

Der Bürgerbusverein Wetter wurde im Oktober 2005 gegründet.

Die Gründung des Bürgerbusvereins Wengern folgte sechs Jahre später.

Beide Vereine bedienen in ihren Stadtteilen drei Linien.

Hinter dem Steuer der Busse sitzen ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer. Unterstützung ist an beiden Standorten immer willkommen.

Weitere Infos: www.buergerbus-wetter.de und unter www.buergerbus-wengern.de

Verkehrskonzept, finanzielle Tragfähigkeit, Verwaltungsaufwand, ausreichend ehrenamtliche Helfer – die Gründung eines Bürgerbusvereins ist komplex. „Es ist ein Fulltime-Job“, bestätigt Gerd Michaelis. „Von der Gründung des Wetteraner Vereins bis zur ersten Busfahrt hat es zwei Jahre gedauert“, bringt es der Vereinsvorsitzende auf den Punkt und bietet Unterstützung an: „Bei einer Gründung bin ich jederzeit behilflich.“ Eine Ausweitung Richtung Volmarstein sieht Gerd Michaelis aber nicht. Zehn Fahrten pro Tag auf drei Routen mit 15 Fahrern: „Wir sind mit unseren schon ausgelastet.“

Keine Kapazitäten für zusätzliche Linien

Zusätzliche Linien in den Nachbarortsteil kann auch der Bürgerbusverein Wengern „nicht stemmen“. Reiner Knosser schüttelt mit dem Kopf. Die Idee findet er gut, die Initiative auch. Kapazitäten, um auch Volmarstein mit zu bedienen, sieht der Vorsitzende des Bürgerbusvereins Wengern nicht. Auch in diesem Stadtteil sind die Bürgerbusse auf drei Linien unterwegs, transportieren jeden Monat 500 Fahrgäste – mit 18 Fahrern. Einer von ihnen ist Ralf Berghaus. Er hat auf Facebook den Anstoß gegeben, über einen Bürgerbusverein in Volmar­stein nachzudenken. „So wäre es dann möglich, die nicht so mobilen Mitbürger sowohl zu den Geschäften als auch zum Medic Center zu bringen“, schreibt er in seinem Post, der mehr als 172 „Gefällt-mir“-Angaben und positive Resonanz bekommen hat. Auch Ralf Berghaus weiß, dass es schwierig sein kann, einen Bürgerbusverein ins Leben zu rufen. „Aber auch der weiteste Weg beginnt mit einem Schritt“, sagt der Wetteraner, der sein ganzes Leben lang schon als Busfahrer unterwegs gewesen ist und damit auch in der Rente nicht aufhören mag, wie er mit einem Lachen erzählt, um dann zu einem weiteren entscheidenden Punkt zu kommen: „Es muss sich jemand finden, der es macht.“ Unterstützung bei einem solchen Schritt biete auch der Bürgerbusverein Wengern an.

Bürgerbuslinien „eine Erfolgsgeschichte“

Auch auf die Unterstützung der Stadt Wetter könnte eine Initiative zur Gründung eines Volmarsteiner Bürgerbusvereins setzen. „Gerade auch in Bezug auf die topografische Lage ist das aus Sicht der Stadt eine gute Idee“, heißt es auf Anfrage der Redaktion. Dennoch seien die rechtlichen Vorgaben für Bürgerbusse und deren Strecken zu klären. Grundsätzlich seien die Bürgerbuslinien in der Stadt seit ihrer Gründung aber eine „Erfolgsgeschichte“. Sie machten Wetter zu einer Stadt „der kurzen Wege.“