Wetter. Bei aller Freude über ein neues Fahrzeug: Corona macht es dem Bürgerbus-Verein in Wetter nicht leichter. Auch wenn es unerwartete Freiräume gibt.

Neugierige Blicke von Rainer Schumann ins Cockpit, während Martino Giunta probeweise Platz nimmt. Wolfgang Schäfer dagegen, der dritte Bürgerbusfahrer hier im Bunde, hat den Wagen schon bewegt: Vom Standplatz an der Shell-Tankstelle durfte Schäfer den neuen Bürgerbus für Wetter zur Präsentation vor den Bahnhof lenken. Auf der Rückfahrt war der Bus dann mit Ruhrwasser getauft – von Bürgermeister Frank Hasenberg auf den Namen „Bergsteiger“.

Seit 14 Jahren ist jetzt der Bürgerbus in Wetter unterwegs. „Der Bürgerbus ist wirklich ein Segen“, sagt Karsten Malz. Er ist Pfarrer in Alt-Wetter und sollte sich mit Segen auskennen. Das Lob für den Bürgerbus gibt er weiter im Namen von Senioren seiner Gemeinde. Die Senioren sind es vielfach, denen ein Gang in die Stadt hinunter und dann mit schweren Einkaufstaschen wieder hinauf zu anstrengend geworden ist. Der Bürgerbus macht da das Leben leichter.

Aber zu Corona-Zeiten hat die Einkaufslust gelitten. Der nachmittägliche Einkaufsbummel fällt aus, auch weil ein Tässchen Kaffee im Moment nicht mehr möglich ist. Der Bürgerbusverein hat reagiert und die Nachmittagsfahrten gestrichen. Gerd Michaelis, Vorsitzender des Bürgerbusvereins, ist bei aller Freude über das neue Fahrzeug schnell in der Corona-Wirklichkeit angekommen: Weniger Fahrten, weniger Einnahmen, weniger Ersatz fürs Fahren von Menschen mit Behinderungen, dazu ein Engpass bei den Fahrern, weil viele schon älter sind und sich schützen wollen. Besonders krass ist das beim Bürgerbusverein Wengern, dessen Vorsitzender Michaelis ebenfalls ist: Um 80 Prozent sind die Fahrten seit letztem März eingebrochen.

Hilfe für Hochbetagte

Mit Ruhrwasser getauft: Bürgermeister Frank Hasenberg lässt es vor dem Ruhrtalcenter über der Motorhaube des Mercedes regen. Der stellvertretende Landrat Walter Faupel schaut zu.
Mit Ruhrwasser getauft: Bürgermeister Frank Hasenberg lässt es vor dem Ruhrtalcenter über der Motorhaube des Mercedes regen. Der stellvertretende Landrat Walter Faupel schaut zu. © WP | Klaus Görzel

In Wetter geht’s die Berge rauf und runter, bekräftigt Bürgermeister Frank Hasenberg. Auch deshalb freut er sich über den Bürgerbus als „zusätzliches Verkehrsmittel“, das Bürger zum Einkaufen wie zum Krankenhaus in Ende bringt. 750.000 Kilometer haben Bürgerbusfahrer bisher zurück gelegt, alle sieben Jahre gibt es Fördermittel für ein neues Fahrzeug, 125.000 Euro kostet der neue Benz, 45.000 Euro davon muss der Verein über Spenden und Sponsoren aufbringen - die Geschichte des Bürgerbusses lässt sich in Zahlen erzählen. Aber auch in Geschichten. Gerd Michaelis hat viele mitgebracht. Eine davon handelt von einer sehr alten Dame, die sich die Einkäufe von den Fahrern bis vors Haus bringen ließ – ohne diesen Service hätte sie viel früher in ein Heim gemusst.

Der Wegfall der Nachmittagsfahrten ist für Michaelis schmerzlich, aber auch eine Chance: Nun kann der Verein den Bürgern für zehn Euro Fahrten zum Impfzentrum des Kreises in Ennepetal anbieten. Die ersten Touren gab es schon, 47 Bürger wollen bislang mit dem Bürgerbus zum Piksen.

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