Wengern. Der Bürgerbus-Verein in Wengern kämpft einerseits mit doppelt so hohen Spritkosten und freut sich andererseits über die Resonanz der Markt-Linie.

Es gibt da dieses abgedroschene Sprichwort, wonach Freud und Leid oft dicht beieinander liegen. Beim Blick auf die aktuelle Lage und auch auf die Entwicklungen in den letzten Monaten kann der Vereinsvorstand vom Bürgerbus Wengern genau diese zwei Sichtweisen bestätigen.

Zunächst Erfreuliches. In diesem Sommer hat der Bürgerbusverein eine neue Verbindung eingerichtet. Mit der sogenannten Markt-Linie sollen Menschen auch aus ländlichen Gebieten wie zum Beispiel in Esborn mittwochs und samstags zu den Einkaufsständen am Bahnhofsplatz in Wetter gelangen können.

Die Esborner Heribert Grzeschiok und seine Frau gehören zu den neuen Fahrgästen, die dieses Angebot zu schätzen wissen und immer wieder an der Frauenheim-Haltestelle ein- bzw. später wieder aussteigen. „Wir fahren beide kein Auto mehr, zum Linienbus müssen wir einige Meter mit Steigung gehen. Daher ist die Verbindung mit dem Bürgerbus Wengern ein absoluter Vorteil für uns. Denn mit vollen Taschen müssen wir dann nur eine sehr kurze Strecke zu Fuß zurücklegen“, sagt der 67-Jährige. Zuvor musste er stets umsteigen, um vom Randbezirk auf die andere Ruhrseite der Harkortstadt zu gelangen.

Mittlerweile habe sich die noch junge Linie 6 auch am Böllberg, in Albringhausen oder Voßhöfen herumgesprochen, nachdem in der Anfangszeit zunächst recht wenige Fahrgäste einstiegen. „Es fing dünn an, nach den Sommerferien saßen dann ab August immer mehr Leute im Bus“, berichten Vereinsvorsitzender Reiner Krosser und Fahrdienstleiter Heinz Eggert. „Es braucht halt eine gewisse Zeit, ehe die Mund-zu-Mund-Propaganda wirkt. Es hat sich gemausert, vor allem samstags wollen viele mitfahren. Für uns war im Sommer unklar, worauf wir uns da einlassen, mittlerweile haben wir aber etwas davon.“

Auswirkungen des 49-Euro-Tickets unklar

Aktuell sind für den Bürgerbusverein Wengern ausschließlich Fahrerinnen und Fahrer im Einsatz, die 65 Jahre oder älter sind. „Wir hoffen auf eine Verjüngung und auf neue Leute, damit sich die Arbeit besser verteilen lässt und die Last von einigen Schultern genommen wird“, so Heinz Eggert. „Das Steuern eines Bürgerbusses ist auch kein Hexenwerk, zudem gibt es auch ein Fahrsicherheitstraining, das erst kürzlich wieder auf dem Programm stand.“

Reiner Krosser lobt unterdessen, „dass wir eine tolle Truppe zusammen haben“. Der Vorsitzende kann indes noch keine Einschätzung abgeben, wie sich das von der Bundesregierung beschlossene 49-Euro-Ticket auf seinen Verein auswirkt. Ein erstes Informationsschreiben des VER brachte keine Klarheit.

Insgesamt befördert der Bürgerbus Wengern auf seinen Linien rund 400 Fahrgäste. Wobei auch dieser Verein leidvoll auf die hohen Spritpreise blickt. „Unsere Benzinkosten haben sich verdoppelt, nach 500 zahlen wir nun 1000 Euro im Monat – und das bei gleichbleibenden Ticketpreisen“, so Krosser. Noch lasse sich das auffangen, auch dank der Sponsoren. Hinzu kam aber auch noch das dreimonatige Minusgeschäft durch das Neun-Euro-Ticket, eine Pauschalzahlung der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER) half etwas.

„Wir wünschen uns für die Zukunft aber mehr und vor allem jüngere Mitglieder, um sowohl von deren Beiträgen profitieren zu können als auch hoffentlich neue Fahrer und Vorstandsvertreter zu gewinnen.“ 15 Leute, darunter drei Frauen, sitzen derzeit immer wieder mal am Steuer, elf waren es 2021. Um jede Schicht doppelt besetzen zu können, hofft Wengerns Bürgerbusverein eines Tages auf 22 Ehrenamtler.