Herdecke. Ein Seniorenheim zieht um mit allen Bewohnern und Betreuern. In Herdecke ist das der Anfang der Weiterentwicklung an der Goethestraße
Adolf Lojewski gibt seinem Rollstuhl mit den Händen Schwung. Zurückfinden ist auch im neuen Heim leicht. Im Convivo-Seniorenhaus am Nacken hatte er die Zimmernummer 12. Im ESV-Seniorenhaus an der Altstadt jetzt auch. „Es ist praktisch alles gleich geblieben“, sagt der 82-Jährige. Zimmernummer. Tischnachbarn. Pflegepersonal. Die ganze Einrichtung mit 63 Bewohnern und etwas mehr Betreuern ist verpflanzt worden und in ihren Grundzügen doch geblieben.
Café ist Heimbewohner vorbehalten
Das Konzept für den Neubau direkt an der Goethestraße stand, als die ESV im Frühjahr das fast fertig Heim aus der Insolvenzmasse von Convivo übernommen hat. Kleinere Abweichungen gibt es dennoch. Das Café, von Convivo als Angebot für die Öffentlichkeit angekündigt, bleibt Heimbewohnern und ihren Angehörigen vorbehalten. Mehr wäre nicht rentabel, sagt David Siery, Leiter des Seniorenhauses.
Nah am Ursprung
Peter Espey schaut aus dem großen Terrassenfenster rüber zum Gebäude „The View“ von Investor Thomas Schmid-Hansen. Dieser vermietet jetzt selbst an Senioren, wo vorher Convivo Park war und davor der GVS seine Zentrale hatte. Beim GVS hat Espey angefangen. Wie viele Kollegen und Kolleginnen ist er zur damaligen Parkanlage Nacken gegangen. Und mit ihnen ist er nun zurück gekommen ganz nah an den Ursprung. „Wir sind weiter eine Truppe“, freut er sich.
Kurzzeitpflege sucht noch Mitarbeiter
Der Eingangsbereich soll noch etwas gemütlicher werden. Ein großes Anzeige-Board wird künftig die Besucher begrüßen. Einen mit Mitarbeitern besetzten Empfang gibt es nicht. Während im Seniorenhaus der Betrieb läuft, ist es auf dem Dach noch ruhig. Hier soll die Kurzzeitpflege ihren Betrieb aufnehmen - wenn sich genügend Mitarbeitende gefunden haben. Noch ist die ESV bei der Gewinnung von Personal. Eines der bereits eingerichteten Zimmer ist besonders schön: das Eckzimmer. Gleich zu zwei Seiten hin hat es Fenster und kann alle Vorzüge eines Standortes an der Altstadt ausspielen: Über die Kirchturmspitze von St. Marien bis zum Kaisberg-Turm in Vorhalle schweift der Blick von Nicole Kötter. Sie ist zuständig für die Kurzzeitpflege.
Schöne Ausssichten
Zwei Gebäude sind für Convivo an der Goethestraße errichtet. Beide konnten wegen der finanziellen Schieflage des Bremer Altenheimkonzerns nicht mehr von diesem bezogen werden. Die Arbeiten aber liefen weiter und so sind an Goethestraße 20 a nahezu alle Spuren der Bauphase verschwunden. 38 Servicewohnungen sind hier entstanden. Erste unterzeichnete Verträge gebe es schon und viele Anfragen, sagt Koordinatorin Andrea Krämer. Das Servicewohnen ist ein Wechsel auf die Zukunft. Wer heute noch selbstständig lebt, hat morgen vielleicht schon einen Unterstützungsbedarf. Kann dieser nicht mehr ambulant aufgefangen werden, steht das Pflegeheim gegenüber. Besonders für Paare ein Vorteil: Wechselt ein Partner in die stationäre Betreuung, hat er andere es für Besuche nicht weit. „Das fühlt sich gut an für alle“, schwärmt Andrea Krämer beinahe und fährt fort, „an diesem Standort ist vieles möglich.“
Kindergarten ist Mieter
Zu diesem Standort gehört auch das große Gebäude von Thomas Schmidt-Hansen. Einen Kindergarten hat er als Mieter, viele Senioren als Bewohner, sogar einen eigenen Pflegedienst hat er aufgemacht. An der großen Tafel mit den vielen Einrichtungen im Haus gibt es aber auch ein Schild für die Tagespflege der Evangelischen Stiftung Volmarstein. 34 Plätze hat sie an der Goethestraße 20b anzubieten.
Unterhaltung für die Senioren
In einem größeren Raum gleich hinter der gesicherten Etagentüre zieht Rüdiger Drallmeyer die Aufmerksamkeit der Senioren auf sich. Er singt, spielt Gitarre. Regelmäßig ist er da, aber bewusst nicht fest an einem Wochentag. Nicht alle Gäste der Tagespflege kommen an allen Tagen der Woche. Aber alle sollen die Chance haben, sich von Drallmeyer unterhalten zu lassen.
Kino ist geplant
Tagespflege gab es hier auch schon im Convio Park. Ganz ausgelastet war sie aber nicht. Das gilt auch für die Tagespflege am Nacken. Hier wirbt zwar noch ein großes Transparent für dieses Angebot. Tatsächlich sind aber beide Tagespflegen an der Goethestraße zusammengezogen worden. „Hier aus dem Ruheraum wird noch ein kleines Kino“, sagt Leiterin Carmen Förderer. Es ist vieles möglich an der Goethestraße, und noch vieles in Bewegung.