Die schreienden Heimbewohner in Herdecke sind eine Zumutung. Eine Lösung muss schnell kommen. Aber Tempo allein reicht nicht, meint Klaus Görzel
Als Convivo den Bach runter ging, war die Freude groß über die ESV als „Retter“ beinahe aller Senioreneinrichtungen in der Stadt. Umzugsangebote für fast alle Bewohner, Beschäftigungsangebote für die Mitarbeitenden – da kam der Unterbringung schwerstpflegebedürftiger Menschen am Nacken keine besondere Aufmerksamkeit zu. Mehr Pflegebedarf wurde eher für ein Problem auf den Stationen gehalten, nicht aber als eine Zumutung für die Nachbarschaft.
Jetzt ist das Problem da. Ein Video dokumentiert die Schreikaskaden. Aus dem Nichts kommend. Ängstigend. Nicht zu überhören und auf Dauer nur sehr schwer auszuhalten. Ein Weg zur Problemlösung ist das Video nicht, aber es zeigt, welch ein Druck auf dem Kessel ist.
Menschen, die zum Teil 30 oder 40 Jahre am Millöcker Weg wohnen, denken über einen Hausverkauf nach. Wer da auf gute Nachbarschaft aus ist, muss als Heimbetreiber vielleicht auch in Betracht ziehen, die Fenster zur Wohnbebauung hin zu schließen. Das könnte ein erster Schritt sein, dass sich die Anwohner ernst genommen fühlen.
Es ist keine leichte Aufgabe, den sozialen Frieden wieder herzustellen. Stadt, ESV und Anwohner müssen es trotzdem versuchen. Mit Tempo und besonnen zugleich.