Wetter. Vor dem Amtsgericht in Wetter fehlt seit zwei Jahren der Bürgersteig. Bei Fußgängern wie Autofahrern sorgt das weiter für Irritationen

Bürgersteig war einmal. Seit zwei Jahren gibt es zwischen Stadtsaal und Amtsgericht nur noch eine gemeinsame Fläche für Fußgänger und Autofahrer. Selbsterklärend ist die Spielstraße in dieser Zeit nicht geworden, wie die Nachfrage eines Lesers bei der „Redaktion von Ort“ gezeigt hat. Warum also sollen sich an dieser Stelle alle möglichen Verkehrsteilnehmer den Weg teilen?

Das kurze Stück der Gustav-Vorsteher-Straße zwischen Kaiserstraße und dem Knick bei der Fußgängerüberführung ist Teil der Umgestaltung des Stadtsaalumfeldes. Der Bereich vor dem Stadtsaal ist auffällig umgekrempelt worden. Offener, mit vielen Sitzgelegenheiten präsentiert sich die Fläche, allerdings auch von deutlich weniger Platanen beschattet als früher. Mit der Ausweisung als Spielstraße sei das Straßenstückchen in den neuen Vorplatz integriert worden, heißt es erläuternd bei der Stadt.

Die breite Fläche für Alle ohne einen ausgewiesenen Schutzbereich für Fußgänger hatte die Wellen zunächst hoch schlagen lassen. Das Straßenstück zwischen Stadtsaal und Gericht ist die Weiterführung der Fußgängerüberführung über die Bahn nach Vorhalle. Viele Kinder aus dem Schöntal nutzen Brücke und Straße für ihren Weg zu einer der beiden Grundschulen am Berg. Besorgte Eltern fürchteten, dass ihre Kinder im buchstäblichen Sinne „unter die Räder“ kommen könnten. „Wieso gibt es hier überhaupt eine Spielstraße?“, fragte auch eine irritierte Mutter.

Schritttempo fällt schwer

Damals wie heute verweist die Stadt darauf, dass eine sogenannte Mischverkehrsfläche gewünscht gewesen sei: „So ist die Straße zwar weiterhin für den Verkehr zugelassen, soll allerdings darüber hinaus nun auch für Menschen zum Verweilen zugänglich sein.“ Von Verweilen ist in der Spielstraße, über die auch der Schulbusverkehr von der Sekundarschule geführt wird, wenig zu sehen. Eher schon ist zu beobachten, wie Eltern ihre Kinder in dem Bereich an der Hand führen, den sie sich als Bürgersteig vorstellen. Zu beobachten ist aber auch eine Mutter, die mit vier Kindern von der Überführung kommt und quer über den Platz zu ihrem Auto geht. Dass es sich bei dem Bereich, auf dem ihr Wagen steht, um eine Spielstraße dreht, nein, das sei ihr noch gar nicht aufgefallen.

Mit Einzelbeobachtungen wollte sich die Stadt nach der Anfangskritik nicht zufrieden geben. Die Auswertung einer Tempo-Anzeige-Tafel ergab:. 85 Prozent der Fahrzeuge waren langsamer als 22 km/h unterwegs, 50 Prozent langsamer als 16 km/h und 10 Prozentunter 8 km/h. Erlaubt ist in einer Spielstraße Schritttempo. Das sind etwa vier bis sieben Kilometer in der Stunde.

Nach den Eltern hatten sich auch insbesondere grüne Ratsmitglieder besorgt gezeigt über die Gefahren der geteilten Verkehrsfläche. Am Ende folgte auch die Politik dem Vorschlag der Stadt, erst einmal abzuwarten. Die wirbt: „Natürlich muss sich die neue Funktion erst einmal bei den Bürgern einspielen.“