Herdecke. In der Sommersprechstunde der Lokalredaktion standen nun zwei Themen im Fokus: Rundflüge ab Hengstey sowie das Herdecker Denkmal Koepchenwerk.
Wenn sich ein Mitglied der Lokalredaktion auf Sommertour begibt und mit der Leserschaft am Schiffswinkel ins Gespräch kommen möchte, hat Peter Arnold nur einen kurzen Fußweg vor sich. Der Herdecker, der gegenüber am Hagener Ufer in Hengstey aufwuchs und sich sehr für die heimische Geschichte interessiert, berichtet dem Reporter nun von einem spannenden Gespräch mit lokalen Bezügen.
Vor einigen Monaten habe er sich mit einem Hagener Senior (dieser verstarb in diesem Frühsommer drei Wochen vor seinem 100. Geburtstag) unterhalten, der lange für die Flugzeug-Firma Junkers gearbeitet hat. Während des Gesprächs erfuhr Arnold viel über Motoren und technische Hintergründe. Zudem erinnerte sich der Hobby-Historiker daran, dass es in Hengstey an der Stadtgrenze mal einen Flugplatz gab und darüber auch verschiedene Berichte existieren.
Flugtage an der Stadtgrenze
Der Herdecker vom Herrentisch hat Unterlagen zusammengestellt, in denen sich zum Beispiel ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 1925 mit der Überschrift „Rundflüge über Hagen“ befindet. Vor der Errichtung des Hengsteysees starteten demnach samstags und sonntags auf einer Ruhrwiese oberhalb vom Strandbad Junkers-Flugzeuge (zwischen Herdecke und Hagen gelegen). Das geschah auf private Initiative hin, da den Angaben zufolge die örtlichen Behörden dafür nicht zu gewinnen waren. „Trotz überstürzter und ungenügender Vorbereitung hatte sich bei prächtigem Herbstwetter eine nach vielen Tausenden zählende Menge eingefunden, um ihr Interesse an der Verkehrsluftfahrt zu bekunden.“ Der Eintrittspreis war demnach recht niedrig, ein Flug über das hiesige Ruhrtal kostete 15 Mark.
In einem anderen Text geht es um Bernhard Wischewski, „einem der tollkühnen Männer in den fliegenden Kisten“. Der Pilot, von dem Arnold eine Fotografie aus dem Jahr 1911 vorliegen hat, habe den Flugplatz angelegt. Er erhielt Unterstützung von den Starthelfern Clemens Osthoff und Rudolf Siepmann. Ein Schuppen auf Beckmanns Wiese diente als Unterstand für sein „Rumpler Taube Sportflugzeug“.
Weiter heißt es: Um Geld zu verdienen, veranstaltete Wischewski in Hengstey und 1911 auf dem Höing Schauflüge, die beispielsweise viele Schulklassen anlockten. 1913 rief der Hagener Verkehrsverein unter der Schirmherrschaft des damaligen Oberbürgermeisters Cuno (nach ihm wurde das Herdecker Kraftwerk am Harkortsee und der markante Schornstein an der Wetterstraße benannt) auf Emst den ersten Flugtag in der Volmestadt aus, auch dieser habe viel Zuspruch erfahren. Wenige Monate später musste Wischewski seine Halle in Hengstey abreißen, da der Ruhrverband das Gelände gekauft hatte und laut Peter Arnold die Ära von dem „Flughafen Hengstey“ schon nach kurzer Zeit wieder endete.
Sollbach schreibt über Harkortsee
Im Jahr 2020 hatte der Herdecker Historiker Gerhard E. Sollbach in einem Beitrag für diesen Lokalteil an eine „heute völlig vergessene Flugwoche“ am Harkortsee erinnert.
Sollbach schrieb: „Es war das erste und bisher auch einzige Mal, dass auf dem erst in demselben Jahr aufgestauten See ein Wasserflugzeug startete und landete. Allerdings hatte es bereits drei Wochen vorher, am 22. Juni 1931, einen Probeflug gegeben, um festzustellen, ob sich der See zum Landen und Starten eines Wasserflugzeugs eigne.“ Das Wasserflugzeug, das am ersten Tag erfolgreich auf dem See landete, war eine Junkers, Modell F 13.
Koepchenwerk in Südwestfalen bekannter machen
Nicht allzu weit ist es vom sommerlichen Arbeitsplatz des Redakteurs bis zum historischen Koepchenwerk in Herdecke, das sich am Ende der Straße Im Schiffwinkel befindet. Für die Weiterentwicklung des Denkmals am Hengsteysee setzt sich seit Jahren eine gleichnamige Arbeitsgemeinschaft (AG) ein, deren Mitglieder regelmäßig und auch an diesem Wochenende wieder Gästeführungen durch die große Maschinenhalle am Ufer anbieten.
AG-Vorsitzender Peter Gerigk berichtet nun von zwei Neuerungen. Die Arbeitsgemeinschaft hat ein Faltblatt drucken lassen, um sich selbst und das einstige Pumpspeicherkraftwerk von RWE (heute im Besitz der Stiftung für Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur) vorzustellen. „Das Koepchenwerk, so erfahren wir es immer wieder in verschiedenen Gesprächsrunden, ist eines der bedeutendsten Aushängeschilder in der hiesigen Region“, berichtet Gerigk, der seitens des Vereins auch auf weitere Mitglieder (regulärer Jahresbeitrag 24 Euro) hofft.
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Außerdem ist die AG nun Mitglied im Verein Wasser-Eisen-Land. Diese Gruppe mit Sitz in Hagen fördert auch auf touristischer Ebene die Industriekultur in Südwestfalen und unterstützt technische Kulturdenkmäler vor allem im Märkischen Kreis, richtet den Blick aber auch immer mehr an Ennepe und Ruhr