Volmarstein. Der Schritt zum Ausbildungsbetrieb ist für IBS Müller eine Investition in die Zukunft. Denn Azubi Lena Müller ist Tochter der Firmengründerin.
Dass Lena Müller einmal als Auszubildende in der Firma ihrer Eltern einen beruflichen Neustart hinlegen würde, daran hätte sie vor zehn Jahren nicht gedacht. Denn nach dem Abi begann die Wetteranerin zunächst ein Lehramtsstudium für sonderpädagogische Förderung, Mathe und Theologie an der Technischen Universität Dortmund. Doch dann kam alles anders als geplant.
Job neben dem Studium
„Ich habe schon seit 2015 als studentische Hilfskraft hier in der Firma gejobbt und im Laufe der Jahre dann weit mehr gearbeitet als studiert. Das hat mir auch total viel Spaß gemacht“, blickt die 31-Jährige zurück. Die Firma ihrer Eltern, IBS Müller in Volmarstein, berät Unternehmen u.a. in Sachen Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie Brand- und Umweltschutz. Andere Jobs kamen hinzu, so dass das Studium zunehmend in den Hintergrund trat. Im letzten Jahr verbrachte Lena Müller fünf Monate in den USA – eine Zeit, in der die passionierte Football-Spielerin nicht nur ihrem Hobby frönte, sondern die sie auch als persönliche Findungsphase nutzte. „Ich habe mir die Frage gestellt, was ich wirklich will. Klar war und ist, dass ich gerne mit Menschen umgehe. Hinzu kam die Frage, wie es hier mit der Firma weitergehen kann. Dann kam die Idee, ich mache hier weiter und baue die Firma mit auf. Ich kann hier im Ingenieurbüro so viel machen, und es ist nicht jeden Tag das Gleiche. Wobei der Vorschlag eigentlich von meinem Vater kam“, so Lena Müller.
SIHK als Ansprechpartner
Als die Idee stand, führte Dagmar Müllers Weg zunächst zur Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer in Hagen (SIHK). Dort kam dann Ricarda Grabowski vom Team Ausbildungsberatung und Bildungsprojekte ins Spiel, die das kleine Volmarsteiner Unternehmen in Augenschein nahm und auf seine Eignung als Ausbildungsbetrieb hin abklopfte. „Die Kammer checkt, ob das Unternehmen in den Ausbildungsrahmen passt, ob es neben der sachlichen Ausstattung auch fachliche und pädagogisch geeignete Menschen gibt, die den ganzheitlichen Auftrag der Ausbildung abdecken“, erläuterte Thomas Haensel, SIHK-Geschäftsbereichsleiter Bildung, der eigens nach Volmarstein gekommen war, um IBS Müller die Auszeichnung zum Ausbildungsbetrieb in Form einer Urkunde zu überreichen – aber auch um die Bedeutung von Ausbildung zu unterstreichen
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. „34 Betriebe im Bezirk der SIHK haben im vergangenen Jahr erstmals mit der Ausbildung junger Menschen begonnen“, so Haensel. Dazu brauche es aber eben auch geeignete Personen. „Eltern sind da zwar hilfreich, aber die haben so viele Ratschläge“, meinte Haensel mit einem Seitenblick auf Dagmar Müller und ergänzte: „Da braucht es schon einen Dritten, der sich kümmert.“ Und genau das tut der junge IBS-Geschäftsführer Robin Reuter, der für den Einstieg von Lena Müller die Ausbildereignungsprüfung abgelegt hatte.
Generationswechsel beginnt
Lena Müllers Ausbildungsbeginn stand demnach nichts mehr im Wege. „Ich habe meine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement am 30. September letzten Jahres begonnen, fühle mich wohl und arbeite gern hier.“ Für Mutter Dagmar Müller persönlich wie beruflich eine überaus positive Entwicklung, zumal mit dem Eintritt der Tochter auch ein Generationenwechsel in der Firma beginne. Auch Geschäftsführer Robin Reuter lobt: „Lena hat zwar keinen technischen Abschluss, aber sie hat technisches Verständnis und vor allem viele Ideen.“ Aktuell besteht die Firma aus vier Sicherheitsingenieuren plus einer IT-Aushilfskraft und eben der neuen Auszubildenden. Das soll sich perspektivisch ändern, „wir wachsen, aber langsam. Je mehr Leute in einem Unternehmen arbeiten, desto mehr Büroarbeit fällt auch an“, sagt Robin Reuter. Deswegen sei es durchaus möglich, dass bei IBS Müller irgendwann der für Lena Müller neu geschaffene Ausbildungsplatz wieder besetzt werde.