Wetter. Samstags auf Schicht? Bei der Extraschicht mit Kultur und Köstlichkeiten klang das Angebot verlockend. Wetter war dabei
Strahlendes Sommerwetter, ein lauschiges Plätzchen im Park unter uralten Bäumen auf der Wiese, kleine kulinarische Köstlichkeiten, spritzige Weine und leckeres Bier – beste Voraussetzungen, um auch an einem Samstag eine „Extraschicht“ einzulegen. Trotzdem war bei den Teilnehmerzahlen Luft nach oben im Park der Villa Vorsteher oder im historischen Rathaus.
Um den programmatischen Bezug zum Thema „Bergbau“ herzustellen und eine Ahnung von „Glück auf!“-Atmospäre auch in das eher kurparkartige Ambiente hinter der Villa Vorsteher zu zaubern, war eigens ein kleiner Stolleneingang mit Holzbohlen und Grubengeräuschen aufgebaut worden. Inhaltlich passend war dazu die Performance des „Koffertheaters“ Wetter, das Auszüge aus dem neuen Live-Hörspiel „Die Grube“ aufführte.
Hier wird ein jung-dynamisch-erfolgreicher Investor, der einen urigen Stollen zu einem „Erlebnispark mit Bildungs- und Eventcharakter“ sowie einer „Loren-Achterbahn“ umstylen will, mit der Realität eines einsturzgefährdeten Flözes konfrontiert. Der Einschluss-Faktor ist inklusive. Ohne „Schirm, Charme und Melone“, jedoch mit Grubenlampe und Steiger-Schutzhelm brachten die Akteure diese Moritat aus heutiger Zeit mit dem nötigen rauen Ruhrgebiets-Charme auf die Bühne.
Bezauberndes für Auge und Ohr
In kurzweiligen und informativen Führungen konnten sich geschichtsinteressierte Besucher über die Historie von Villa Vorsteher und Rathaus informieren. Diese ist untrennbar mit den Namen des legendären Ehrenbürgers und Stifters Gustav Vorsteher verbunden. Durch Holzhandel zu Wohlstand gekommen, finanzierte er zahlreiche öffentliche Gebäude und trieb die Entwicklung zur eigenständigen Stadt entscheidend voran.
Musikalisch war für die unterschiedlichsten Geschmäcker etwas dabei: Während das Hannah-Shedo-Duo mit vokaler Strahlkraft melodisch klangschöne Pop-Balladen im Stile einer Joni Mitchell oder Joan Baez vortrug (die goldenen Sechziger mit Flower-Power und und Hippie-Flair lassen grüßen), huldigten die beiden „Two Dylans“ mit Klassikern wie „Just like a woman“, „Don’t think twice“ oder „Like a Rolling stone“ dem amerikanischen Altmeister und Literatur-Nobelpreisträger Bob Dylan. Dessen nörgelige Raunzstimme wurde ebenso stilecht getroffen wie die sparsamen, jedoch effektvoll eingesetzten Gitarrensoli.
Nach den atemberaubenden Jonglagen mit Keulen und Diavolos des „Duo Artistico“ spielte zum krönenden Abschluss die junge aufstrebende Formation „Radar“ mit Songs aus eigener Feder auf. Nach pompös orchestriertem Synthie-Intro ließen groovig-tanzbare Rhythmen, eingängige Melodien mit vokaler Ausstrahlung und deutsche Texte mit Verstand die Zuschauer zumindest in Gedanken das Tanzbein schwingen.