Grundschöttel. Grundschötteler sammeln Unterschriften für einen Supermarkt-Nachfolger. Die Resonanz ist riesig.
Als Ursula Schmidt und Gundel Brinkmann vor Wochen aus dieser Zeitung erfuhren, dass der Rewe-Markt in Grundschöttel schließen wird, „haben wir einen Schreck bekommen“. Noch ist nicht sicher, ob es einen Nachfolger für die Nahversorgung in dem Ortsteil geben wird. Und genau dafür kämpfen die beiden Seniorinnen und haben deswegen eine Unterschriftenaktion gestartet. Über 270 Bürgerinnen und Bürger haben bereits auf den Listen mit ihrem Namen ein Zeichen für die Wichtigkeit einer Lebensmittelversorgung in Grundschöttel gesetzt. Nächste Woche wollen die beiden Grundschöttlerinnen die Unterschriftenlisten an Bürgermeister Frank Hasenberg überreichen.
Alteingesessene Familien aus Grundschöttel
Ursula Schmidt (76) und Gundel Brinkmann (78) stammen aus alteingesessenen Familien. „Unser Haus ist von meinem Urgroßvater von 1908“, sagt Ursula Schmidt, die an der Grundschötteler Straße wohnt. „Unser Haus stammt von 1901, und es hat immer die Familie drin gewohnt“, ergänzt Gundel Brinkmann. Vor etwa drei Monaten haben die beiden Frauen überlegt, dass sie sich aktiv für den Erhalt einer fußläufig erreichbaren Einkaufsmöglichkeit einsetzen wollen und haben den Text für eine Unterschriftenaktion aufgesetzt. Nach Ostern sammelten sie die ersten Unterschriften.
Unterzeichner sammeln selbst
„In der Wohnanlage am Heilkenbach war die Resonanz überwältigend. Da leben ja überwiegend Menschen, die über 90 und mit einem Rollator unterwegs sind und auf so ein Geschäft angewiesen sind. Die haben sofort unterschrieben und um Listen gebeten, um selbst in der Anlage zu sammeln“, berichtet Gundel Brinkmann.
„Etwas weiter oberhalb ist die Gert-Osthaus-Anlage der Stiftung. Wenn die Bewohner dort ihr Taschengeld bekommen, kommen die in Scharen zum Rewe. Und die können auch alle nur zu Fuß kommen“, weiß Ursula Schmidt. „Und auch die Mütter, deren Kinder den Kindergarten nebenan besuchen, wollen hier in Grundschöttel einkaufen. Sind die Kinder aus dem Haus, braucht man nicht mehr so viel. Dann will man aber auch nicht mit dem Auto oder dem Bus zum Einkaufen in die Stadt fahren müssen. Das ist ja auch eine Kosten- und Umweltfrage“, fährt Ursula Schmidt fort. Deswegen sei eine gewisse Grundversorgung einfach unerlässlich. Den Seniorinnen ist sehr wohl bewusst, „dass die Politik hier nix zu entscheiden hat, aber die Politiker können sich trotzdem für uns einsetzen. Denn uns ist das nicht egal, was hier passiert.“
Schon über 270 Namen
Über 270 Unterschriften haben die Seniorinnen schon zusammengetragen: „Und ein paar Bögen sind noch im Umlauf. Die kriegen wir aber bis Ende der Woche zurück, solange warten wir noch auf die Rückläufer. Nächste Woche wollen wir sie dann alle zusammen an den Bürgermeister übergeben, zum Zeichen dafür, wie wichtig uns und allen Unterzeichnern das Anliegen ist.“
Ein Lebensmittelmarkt mit Frischfleisch und frischem Käse wäre toll, sind sich die Frauen einig. Doch dann winkt Ursula Schmidt ab: „Aber eigentlich ist das auch egal, Hauptsache, dass wir überhaupt wieder ein Geschäft bekommen.“ Und dann schweifen die Gedanken ein bisschen ab in vergangene Zeiten. „Sieben Lebensmittelläden hatten wir mal hier“, stellen sie fest und zählen auf: Kolossa, der Konsum und Herzog in der Goethestraße, Loth in der Straße Auf der Höhe, Heidelberg an der Eilper Höhe, Zimmermann an der Ecke Lessingstraße, Schött in der Karl-Siepmann-Straße. Dazu noch die drei Metzgereien Piotrowksi, Rutkamp und Dahlhoff. „Und jetzt müssen wir um einen einzigen Laden kämpfen, obwohl heute viel mehr Menschen als damals hier wohnen. Da trauert man doch so einem großen Angebot hinterher“, sagt Schmidt.
Soziale Funktion
Die beiden engagierten Grundschöttlerinnen kämpfen auch deswegen für ein Lebensmittelgeschäft in ihrem Ortsteil, weil sie wissen, dass der Rewe-Supermarkt immer auch ein Treffpunkt war – und ein Nachfolger eben diese wichtige soziale Funktion auch haben würde: „Unsere kleine Gemeinde soll nicht ganz aussterben.“
Verhandlungen
Der Rewe an der Grundschötteler Straße 85 schließt Ende August. Bezüglich der Nachfolge laufen derzeit noch Verhandlungen.
Der Discounter Netto gilt als Favorit auf die Nachfolge.