Herdecke. Herdeckes größter Stadtteil Ende braucht weiter ein Seniorenheim. Das sagen CDU, Grüne und FDP. Ein Vorschlag soll den Standort sichern.

Während der Insolvenzverwalter für die Immobilie mit dem auslaufenden Altenzentrum Kirchende nach einem Käufer sucht, gibt es einen Vorstoß, Kirchende als Standort für eine Senioreneinrichtung zu erhalten. CDU, Grüne und FDP wollen über eine Änderung des Bebauungsplans ein Mitspracherecht der Stadt bei der Nutzung des Areals Am Berge erreichen.

Das Altenzentrum Kirchende wurde an seinem Standort konzipiert, um den Senioren in diesem Ortsteil ein altersgerechtes Wohnen zu ermöglichen. So steht es in einem Antrag, mit dem sich zunächst der Bauausschuss in der nächsten Woche beschäftige soll. Die drei Parteien, die in der Herdecker Kommunalpolitik ein Bündnis bilden, halten dies „für einen Teil der Daseinsvorsorge und für unverzichtbar für die Funktionen des bevölkerungsreichsten Siedlungsschwerpunktes Ende.“

In Herdecke gab es bislang vier Seniorenhäuser – alle von nur einem Anbieter. Convivo. Der bundesweit vertretene Konzern ist aber insolvent. Das berührt auch seine drei Einrichtungen im Kerngebiet von Herdecke und das Convivo-Seniorenhaus in Kirchende. Dieses ist das einzige Convivo-Haus im Stadtgebiet, für das sich kein Interessent gefunden hat. In wenigen Wochen soll der Betrieb hier ruhen. Nur spezielle Seniorenwohnungen können noch ein bis zwei Jahre weiter bewohnt werden, so der Insolvenzverwalter. So lange brauche er wohl für den Verkauf.

Ende stünde dann ohne Einrichtung für Senioren da, obwohl in diesem Stadtteil mehr als die Hälfte aller Herdecker lebt.

Langer Leerstand schadet Ende

Durch eine Änderung des Bebauungsplans soll sicher gestellt werden, „dass auch zukünftig in diesem Bereich weiter ein Seniorenheim neben anderen Formen altersgerechten Wohnens betrieben werden kann.“ So haben es die drei Koalitionsparteien geschrieben. Das könnte den Insolvenzverwalter in seinen Möglichkeiten beim Verkauf des Gebäudes einschränken, was CDU, Grünen und FDP wohl bewusst ist. Es könnte im äußersten Fall aber auch verhindern, dass ein Interessent das Gebäude kauft, abreißt und durch Wohnungen ersetzt, heißt es aus der Koalition.

Selbst wenn der Bedarf an neuem Wohnraum in der Stadt groß ist: Für Andreas Disselnkötter, Fraktionssprecher der Grünen, ist klar: „Was in Ende am dringendsten gebraucht wird, ist ein Seniorenheim.“ Disselnkötter fürchtet dabei auch nicht eventuelle Überkapazitäten. Zu den vorhandenen drei Häusern im Herdecker Kerngebiet kommen noch zwei weitere hinzu, die für Convivo erstellt worden sind und die kurz vor der Fertigstellung stehen. Die Zahl der Menschen, die über 60 Jahre alt sind, nimmt zu, so Disselnkötter, und damit auch der Bedarf an Alten-WGs mit Pflegemöglichkeit.

Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus zeigt sich grundsätzlich gesprächsbereit. Aus seiner Sicht sollte man auch über neue Wohnformate des generationsübergreifenden Wohnens nachdenken. Denkhaus: „Ob hierfür eine Änderung des Bebauungsplans erforderlich ist, kann ich derzeit nicht einschätzen.“ Sieht er seine Möglichkeiten der Vermarktung eingeschränkt? Seine Antwort auf diese Frage lautet: „Ich denke, dass es im Sinne der Stadt Herdecke und ihrer Einwohner ist, in jedem Fall zu vermeiden, dass ein zu langer Leerstand der Teilflächen des Pflegeheims entsteht, mit dem immer ein Verfall der Immobile verbunden ist. Das wäre für diesen wirklich schönen Stadtteil schade.“

Denkhaus ist Insolvenzverwalter für den Gebäudeeigner. Hält er es für möglich, dass ein Interessent mit anderen Nutzungsabsichten wegen eines geänderten Baurechts nicht zum Zuge kommen könnte? Stefan Denkhaus: „Da sich das Verfahren noch in einem frühen Stadium befindet, ist eine Interessentenansprache noch nicht erfolgt.“

Als vorübergehende Flüchtlingsunterkunft nicht im Gespräch

In Wetter gibt es Verhandlungen, das frühere Seniorenheim Zauleck-Haus der Diakonie als Unterkunft für Flüchtlinge zu nutzen.

Auf diese Weise soll verhindert werden, dass bei einer stärkeren Zuweisung Flüchtlinge etwa in Turnhallen untergebracht werden müssen. Das könnte zu Akzeptanzproblemen bei den Sporttreibenden führen.

Gibt es auch in Herdecke Überlegungen, zumindest vorübergehend das Seniorenhaus in Kirchende, das gerade frei gezogen wird, für die Unterbringung von Flüchtlingen zu nutzen?

Bei der Stadt Herdecke gibt es keine Überlegungen, im bisherigen Convivo-Altenheim in Kirchende Flüchtlinge unterzubringen, so die Antwort aus dem Rathaus.

Aktuell bekommt Herdecke wöchentlich Zuweisungen, heißt es auf Nachfrage. Die Kapazitätsgrenzen seien noch nicht erreicht, in der Containeranlage Kalkheck und in der Flüchtlingsunterkunft am Ahlenberg gebe es noch wenige freie Plätze.

Weiter heißt es bei der Stadtverwaltung: Die wenigen freien Plätze könnten jedoch schnell ausgeschöpft sein, sollte beispielsweise eine Familie mit mehreren Kindern der Stadt Herdecke zugewiesen werden.