Wengern. Wer ein Elektroauto kauft, braucht auch die nötige Stromversorgung. Ein Autohändler aus Wetter hat dafür eine eigene Elektrikfirma gegründet.

Elektro-Autos sind auf der Überholspur, Verbrenner zunehmend abgehängt. Ein Autohaus in Wengern hat die Zeichen der Zeit erkannt und den Geschäftsbereich konsequent erweitert. Hier findet die Kundschaft alles: Vom E-Auto über den Techniker für die Wallbox bis hin zur Installation von Solar-Paneelen auf dem Dach. Auch sonst wird Mobilität hier besonders vielfältig verstanden.

Wer die frisch aufpolierten Verkaufsräume von VW Tepass in Wengern betritt, hat sich meist schon entschieden – für ein Fahrzeug mit herkömmlichem Motor oder mit einem Elektro-Aggregat. „Es gibt aber auch eine Unsicherheit“, weiß Torsten Gert. Er ist Geschäftsführer der Tepass-Autohausgruppe mit zehn Standorten vornehmlich im EN-Kreis, darunter das ehemalige Autohaus Lauterbach am Ortseingang von Wengern.

Unsicherheit spürt Gert dann, wenn nach Reichweiten von E-Autos gefragt wird. Wer geschäftlich viel fahren muss, will wissen, wie viele Zwischenstopps ihm der Akku beschert. „Manche haben Lust auf E-Autos“, spürt Barbara Lusebrink immer wieder. Sie ist bei Tepass zuständig fürs Marketing. Aber dann gibt es Fragen bei der Kundschaft, etwa die nach den technischen Voraussetzungen für eine Wallbox daheim zum Nachladen. Tepass hat für Antworten, theoretisch wie praktisch, eine eigene Abteilung gebildet.

Erste Solaranlagen sind montiert

Die Autoverkäufer müssen Interessenten nicht mehr im Ungefähren lassen. Für eine erste Abfrage reicht ein kurzer Fragebogen. Dann schaut auch schon der Elektromeister aus der eigens gegründeten Tochtergesellschaft Tepass Elektrik vorbei. Erste Erfahrungen mit Elektrobetrieben, an die das Autohaus Kunden verwiesen hatte mit den Fragen zu den Anschlüssen daheim, hatten die Verkäufer schnell kuriert. Hinweise auf volle Auftragsbücher und eine Rückmeldung irgendwann einmal wollen sie ihrer Kundschaft ersparen.

Ahmet Ekeryilmaz montiert eine Photovoltaik-Anlage. Der Geselle ist noch bei einer Zeitarbeitsfirma beschäftigt, wird aber zum 1. Juli bei Tepass fest übernommen.
Ahmet Ekeryilmaz montiert eine Photovoltaik-Anlage. Der Geselle ist noch bei einer Zeitarbeitsfirma beschäftigt, wird aber zum 1. Juli bei Tepass fest übernommen. © tepass

Jetzt dauert es meist nur ein paar Tage, bis sich der Elektromeister aus der Autohausgruppe vor Ort ein Bild gemacht hat. Und auch mit der Montage geht es schnell, versichert Geschäftsführer Torsten Gert. Drei Gesellen hat der Elektromeister mittlerweile. Seit der Etablierung des neuen Geschäftszweiges schon zu Corona-Zeiten ist jedes Jahr ein Mitarbeiter hinzu gekommen. Auch das Aufgabenfeld hat sich verbreitert. Denn an die Frage nach den Anschlussmöglichkeiten für ein Ladekabel schloss sich vielfach die Frage nach einer „Strom-Ernte“ auf dem eigenen Dach an. Die ersten Anlagen sind bereits montiert.

Vor vier Jahren war Tepass-Chef Marcus Lusebrink völlig begeistert von einer Schulung wieder gekommen. Zwei Kurven hatten es ihm angetan, eine rote und eine blaue. Die rote Kurve zeichnet nach, wie sich das herkömmliche Geschäft mit Dieselmotoren oder Benzinern entwickelt. Nach unten. Die blaue Kurve macht deutlich, wohin sich eine modern verstandene Mobilität entwickeln kann. Ganz weit nach oben. Barbara Lusebrink nahm von einer Präsentation für die Beschäftigten mit: „Wir müssen uns keine Sorgen machen. Das wird was.“

Von der Konkurrenz kopiert

Viel ist seitdem geschehen. Mobilität wird längst nicht mehr nur als die Vergabe von Leihautos verstanden, die gebraucht werden, wenn das eigene Auto immobil in der Werkstatt steht. Tepass hat in Schwelm einen Fahrradladen aufgemacht und ist ins Taxi-Geschäft eingestiegen. Für Torsten Gert macht es Sinn, sich bei den derzeitigen Veränderungen als Mobilitätsunternehmen möglichst breit aufzustellen. Er hat dabei besonders die 450 Beschäftigen der Tepass-Gruppe im Sinn, sagt er. Wenn irgendwann mal nicht mehr so viele Mitarbeiter in der Werkstatt für die Verbrenner gebraucht werden, besteht ja vielleicht Bedarf im Fahrservice.

Vor drei bis vier Jahren sei die Firmengruppe noch für ihre Kurskorrektur belächelt worden. „Mittlerweile werden wir eher kopiert“, stellt Torsten Gert fest. Die Kundschaft wisse zu schätzen, dass schon beim Autokauf der nächste und der übernächste Schritt mit gedacht würden, bis hin zur Montage von Solaranlagen auf dem Dach. Die hat momentan allerdings noch Grenzen, etwa da, wo ausdrücklich Dachdecker gebraucht werden. Gibt es bald auch Tepass fürs Dach? „Das macht keinen Sinn“, sagt Barbara Lusebrink, hebt fragend die Arme und fährt nachdenklich fort: „Oder doch?!“