Wetter. 20 Jahre führte Bernd Hagedorn den Trägerverein fürs Freibad in Wetter. Ihm folgt Daniela Rettschlag. Disko-Schwimmen ist nicht ihre einzige Idee

Frühlingserwachen im Naturbad: An allen Ecken wird gewerkelt, Becken und Grünanlagen werden fit für die Saison gemacht. Eigentlich ist alles so wie immer, nur hinter den Kulissen hat sich viel verändert. Bernd Hagedorn hat sein Amt als Vorsitzender des Trägervereins „Unser Freibad am See“ niedergelegt und damit den Weg frei gemacht für ein jüngeres Team. Seine Nachfolgerin ist Daniela Rettschlag. Die Lokalredaktion hat über Abschied und Neubeginn mit beiden gesprochen.

Herr Hagedorn, wodurch ist ihr enger Bezug zum Freibad entstanden?

Bernd Hagedorn: Ich bin ab 1966 zum Gymnasium gegangen, das damals noch gegenüber vom Freibad in der heutigen Sekundarschule war. Unser einziger Sommerspaß waren der Sportplatz am Harkortberg und das Schwimmen im Freibad. Das war zu Zeiten, als noch 100.000 Besucher in einer Saison kamen. Man traf sich im Freibad, und deswegen habe ich beim Umbau auch gesagt, dass die Terrassen unbedingt erhalten bleiben müssen. Denn sehen und gesehen werden gehört zum Treff im Freibad, damals wie heute. Und weil meine Frau Petra in der DLRG groß geworden ist, bin ich da mit reingerutscht.

Ende 2003 gab die Stadt Wetter das Freibad auf. Was passierte dann?

Bernd Hagedorn: Die Grünen hatten im Sauerland ein Naturbad gesehen, was der Sportausschuss sich ansehen wollte. Auf Anregung von Inge Holland, die wie ich bei den Bürgern für Wetter engagiert war, fuhren meine Frau und ich sowie Torsten Göse von der DRLG mit nach Saalhausen und ins Veischedetal. Dort sind meine Frau und ich schwimmen gegangen, während Torsten sich die Technik angeguckt hat. Als wir rauskamen, haben wir alle gesagt: Das ist es. Der Unterschied zwischen Chlor- und Naturwasser ist immer noch unbeschreiblich.

Wie ging es weiter?

Bernd Hagedorn: Wir haben uns bei uns im Wohnzimmer getroffen, aber es war von Anfang an klar, dass DLRG und Freibad getrennt sein müssen. Dann haben wir eine Vereinssatzung aufgestellt, und das war sozusagen der Anfang des Naturbades. In der Saison 2004 hat unser Trägerverein das Freibad noch als Chlorbad mit begrenzter Nutzungsgenehmigung übernommen. Der Umbau erfolgte dann 2005/2006 mit finanzieller Unterstützung aus dem europäischen Fond „Städte zurück ans Wasser“. Bis 2010 war Torsten Göse Vorsitzender und ich sein Stellvertreter. Als er starb, wurde ich Vorsitzender und bin es bis jetzt geblieben.

Warum der komplette Rückzug?

Bernd Hagedorn: Daniela Rettschlag und ich kennen uns schon länger, haben ein absolutes Vertrauensverhältnis. Bis hier im Bad alles läuft, arbeiten meine Frau und ich normal weiter. Aber ich habe keine Ämter mehr, weil ich der jungen Generation keinen Druck machen will, es so zu machen, wie wir es gemacht haben. Dass man mal Fehler macht, ist normal.

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Aber ich will kein alter Knebelfritze sein. Dazu kommt, dass ich heute den Elan einfach nicht mehr habe, den ich vor 20 Jahren hatte. Man wird uns hier im Bad noch sehen, aber aus der Verantwortung bin ich komplett raus.

Wie ist Ihre Beziehung zum Freibad entstanden, Frau Rettschlag?

Daniela Rettschlag: Mein Mann ist Volmarsteiner und Freibadgänger. Durch ihn bin ich hergekommen. Als unsere Tochter im Juni 2014 geboren wurde, hat sie die ersten Monate ihres Lebens im Kinderwagen hier im Freibad verbracht. Und unter Führung von Bernd Hagedorn habe ich in der Saison 2015/2016 als Rettungsschwimmerin ausgeholfen; denn ich bin seit meiner Seepferdchen-Prüfung in der DLRG, anfangs noch in Sprockhövel, danach in Wetter. Dadurch, dass ich hier mal gearbeitet habe, kannte ich die Organisation und das Team. Und so ist es auch gekommen, dass ich mir vorstellen konnte, in die großen Fußstapfen von Bernd zu treten.

Was kommt nun als neue Vorsitzende an Arbeit auf Sie zu?

Daniela Rettschlag: Da ist zunächst mal eine Menge Verwaltungsarbeit. Der Trägerverein kooperiert übrigens nach wie vor mit der Stadt, die auch mit Personal unterstützt. Aktuell steht die Saisonvorbereitung an, das bedeutet Grünschnitt und Grünpflege, Sanierung der Silikonfugen im großen Becken, Reinigung der Becken, Pflege der Außenanlagen, Rasenmähen und so weiter. Das alle geschieht in Kooperation mit Mitarbeitern der DLRG und der Stadt. Außerdem werden die Stufen von zwei Durchschreitebecken von einer Fachfirma neu gefliest. Zur Zeit bestelle ich gerade die Gewerke passend, damit der nächste kommen kann, wenn der eine fertig ist.

Haben Sie schon einen Termin für den Saisonstart im Blick?

Daniela Rettschlag: Der Zeitplan ist tatsächlich stramm; denn erst wenn alle Arbeiten beendet sind, können die Becken wieder gefüllt werden. Dann muss der Filter eine gewisse Zeit laufen, bevor extern Wasserproben genommen werden. Und erst wenn die Wasserwerte stimmen, können wir eröffnen. Wünschenswert wäre es, zum langen Wochenende über Pfingsten zu eröffnen, sonst Anfang Juni. Stand heute ist das realistisch. Wir würden uns freuen, wenn es früher geht, aber das hängt eben von vielen Faktoren ab.

Welche Pläne oder Wünsche haben Sie fürs Naturbad?

Daniela Rettschlag: Wir wollen uns im Bereich der sozialen Medien etwas moderner aufstellen, also den Internet-, Facebook- und Instagram-Auftritt modernisieren und aktualisieren. Darauf wird es dann auch tagesaktuelle Infos und Infos zu Veranstaltungen geben. Das soll zu Beginn der jetzigen Saison starten. Dem Naturbad wünsche ich viele Besucher, gutes Wetter und tolle Veranstaltungen. So wird das Seefest wieder auch auf dem Freibad-Gelände stattfinden. Auch eine Ü-57-Party würden wir unterstützen und eventuell neue Veranstaltungen wie eine Schools-out-Party, ein Disko-Schwimmen oder einen Senioren-Badetag ausprobieren. Es gibt ein paar tolle Ideen für mehr Highlights. Das Kanupolo-Turnier und das Hundeschwimmen machen im September dann wieder den Abschluss. Das bedeutet: Die etablierten Veranstaltungen sollen weiter laufen, wir wollen also die Tradition wahren und das mit Modernem verbinden.