Herdecke/Wetter. Corona-Nachwirkungen und schlechte Arbeitszeiten. Das macht manchen Gastro-Betrieben in Wetter und Herdecke das Leben immer noch schwer.

Bar- und Restaurantbesitzer Rasim Lahi ist, so wie viele derzeit, vom Personalmangel betroffen. Er betreibt das Blue Jay in der Herdecker Fußgängerzone. Seit Beginn der Corona-Krise fehlen ihn Mitarbeiter. „Es war schon immer schwierig, ausreichend Personal zu bekommen. Zurzeit ist es aber noch schwerer“, beklagt sich der Betreiber.

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Woran es derzeit liegen könnte, kann der Inhaber nur erahnen. Lahi macht unter anderem die schlechten Arbeitszeiten für den Mangel verantwortlich. Mit Furcht schaut er auf den bevorstehenden Sommer. „Wir kommen jetzt schon nur ganz knapp klar, ich weiß noch nicht, wie wir es im Sommer schaffen sollen“, sagt der Besitzer. Um die fehlenden Servicekräfte auszugleichen, stehen seine Frau und er fast rund um die Uhr im Laden und bedienen die Gäste. Die wenigen Mitarbeiter zwingen den Gastronomen dazu, sein Angebot zu reduzieren. Bereits im letzten Jahr musste er in der Maiwoche den Cocktailstand absagen, und auch in diesem Jahr fehlt dafür das Personal.

Hoffnung auf bessere Zeiten

Doch trotz allem bleibt Rasim Lahi zuversichtlich und hofft, dass die Zeiten besser werden. Um seine Gäste auch im Winter draußen bewirten zu können, hat der Inhaber einen Wintergarten bauen lassen. Dort können die Anwesenden selbst bei eisigen Temperaturen geschützt hinter Glas und gewärmt durch Heizpilze sitzen und auf die Herdecker Fußgängerzone blicken. „Im Sommer können Dach und Türen ganz aufgeschoben werden, sodass man, wenn es wieder warm wird, draußen sitzen kann“, erklärt der Betreiber.

Keine Vorkenntnisse nötig

Aber nicht überall sieht die Personallage schlecht aus. Nur wenige hundert Meter weiter im Shakespeare Pub fehlen Kneipenbesitzer Nathaniel Stott keine Mitarbeiter. „Wir hatten noch nie große Probleme, ausreichend Mitarbeiter zu finden“, sagt der Betreiber. Woran das liegen könnte: „Wir suchen keine Spezialisten. Wir bringen unseren Servicekräften bei, was sie können müssen, um hier zu arbeiten.“ In der Gastronomie sei es ein ständiges Kommen und Gehen. Das war schon vor zehn Jahren so, meint Stott. Da gehöre es einfach dazu, dass hin und wieder mal einer fehlen würde. Aber auch er ist dankbar für die Unterstützung seiner Familie während und direkt nach der Corona-Pandemie. „Es hat mir schon extrem geholfen, dass ich wusste, dass sie da sind und mir helfen“, so der Inhaber.

Unterstützung der Familie

In Wetter reicht das Personal in vielen Kneipen und Restaurants noch aus. Das italienische Restaurant Trattoria La Bottega in der Beethovenstraße in Oberwengern wird vor allem von der eigenen Familie unterstützt. „Wir sind ein Familienbetrieb, und da helfen alle mit, die können“, sagt Inhaber Francesco Zelletta. Und wenn doch mal jemand fehle, wie zum Beispiel ein Fahrer, hätte man bis jetzt immer Aushilfen gefunden.

Kontakt zu Studenten

„Ich kenne durch meine Kinder ausreichend junge Leute und wenn ich doch mal jemanden brauche, dann spreche ich Menschen hier an und frage, ob sie Lust hätten, bei mir anzufangen“, antwortet Inhaberin Julia Söhngen auf die Frage, ob sie Schwierigkeiten habe, genug Mitarbeiter zu finden. Vor über zwei Jahren hat sie die Kneipe Kastanie am Hax in Albringhausen übernommen. Durch ihre zwei Söhne (17 und 20 Jahre alt) und ihre Arbeit an der Uni Witten-Herdecke ist sie in Kontakt mit vielen jungen Leuten und potenzielle Mitarbeiter. Daher ist sie nur selten derzeit vom Personalmangel betroffen. Insgesamt 14 Mitarbeiter stehen bei ihr hinter der Theke und bedienen die Gäste, einige davon in Minijobs und die anderen als Werks-Studenten. „Für mich ist es ein großes Glück, ein Team zu haben, auf das ich mich verlassen kann“, so die Kneipenbesitzerin