Herdecke. Positive Botschaft des Convivo-Insolvenzverwalters in der jüngsten Ratssitzung: Bewohner und Beschäftigte der Seniorenheime dürfen aufatmen.
An über 80 Standorten ist Convivo vertreten. Herdecke war dennoch die erste Stadt, in der Insolvenzverwalter Dr. Malte Köster einen Besuch im Rat zugesagt hat. Für Herdecke, die Stadt mit Altenheimen bislang ausschließlich in der Hand von Convivo, hatte er viele gute Nachrichten dabei.
Ende Januar war die wirtschaftliche Schieflage von Convivo bekannt geworden. Zunächst einmal sei es darum gegangen, die Versorgung der Einrichtungen sicher zu stellen, berichtete Malte Köster. Lebensmittel wurden weiter geliefert, Energie ebenfalls. Malte Köster: „Das war kein Selbstläufer.“ Gelungen sei es trotzdem.
Die Insolvenz der Unternehmensgruppe, die in Herdecke vier Heime unterhält, sei ein enorm wichtiges Thema für Bewohner und Mitarbeitende gewesen, berichtete SPD-Fraktionschefin Dr. Nadja Büteführ. Sie stellte fest: „Es hat große Ängste gegeben“, mittlerweile aber auch viele Zeichen der Hoffnung. Die nun wurden von Malte Köster noch einmal deutlich verstärkt.
Herdecke sei ein attraktiver Standort, versicherte der vorläufige Insolvenzverwalter. Er sei „sehr zuversichtlich, dass wir für alle vier Einrichtungen Lösungen finden werden.“ Und dann legte er noch einmal nach: Für jeden der vier Standorte gebe es mehr als einen Interessenten. Ob sich steuern ließe, dass künftig nicht wieder ein Anbieter allein in Herdecke alle Heime betreiben würde, wollte Nico Fischer (Die Partei) wissen. Malte Köster zeigte sich „nicht sicher, ob sich das erreichen lässt.“
Mitarbeitende halten zusammen
Zu Convivo zählen in Herdecke das Seniorenhaus Ruhraue, die Parkanlage Nacken, das Seniorenhaus Kirchende und Convivo Parks an der Goethestraße. Hier entstehen gerade zwei weitere Gebäude für Senioren. Die Eigentümer sind unterschiedlich. Auch bei ihnen haben sich Interessenten für eine Übernahme gemeldet, sollte Convivo nicht zu retten sein. Und auch bei Herdeckes Bürgermeisterin Dr. Katja Strauss-Köster haben sich bereits Interessenten gemeldet.
Hat die Beunruhigung der ersten Tage zu Kündigungen bei den Bewohnern geführt? Höchstens zwei, sagt Malte Köster, bei weit über 300 Verträgen. Und wie sieht es bei den Beschäftigen aus? Von Arbeitnehmern gebe es bislang keine einzige Kündigung, gibt er zur Antwort und zeigt sich wenig verwundert: Die Beschäftigten in Senioreneinrichtungen seien eine „relativ eingeschworene Gemeinschaft“, die schon im Interesse der Bewohnerinnen und Bewohner zusammen halten würde. Die grüne Ratsfrau Irmingard Schewe-Gerigk hält daraufhin einen Dank an die Mitarbeiter für geboten, „dass sie nicht das sinkende Schiff verlassen haben.“
Dazu passt auch eine Einladung, die jüngst die Tagespflege am Nacken verschickt hat. Nächsten Samstag stellt sie sich von 11 bis 15 Uhr bei einem Tag der Offenen Tür am Millöcker Weg 6 vor. Von der familiären Atmosphäre und der individuellen Betreuung ist die Rede, von Unsicherheit angesichts der Zukunft gibt es keine Spur.
1. April ist wichtiges Datum
Können auch die Mitarbeiter der Aha-Gesellschaft aufatmen, einer Convivo-internen Servicegesellschaft, fragt Dieter Kempka (Die Linke). Insolvenzverwalter Köster bestätigt: Auch die müssen sich keine Sorgen machen. Eine Frage von Andreas Disselnkötter bezieht sich auf Convivo-Ambulant. Auch hier wollten mögliche Convivo-Nachfolger beschäftigen wie bisher, gibt der Insolvenzverwalter zur Antwort.
Eigentlich gibt es zwei vorläufige Insolvenzverwalter mit abgegrenzten Bereichen bei Convivo. Aber der Mitstreiter von Malte Köster ist aus gesundheitlichen Gründen verhindert und konnte nicht in den Rat kommen. Andere Experten sind in die Sitzung gekommen, überlassen aber Köster das Reden und werden auch von sonst niemandem aus dem Rat gefragt: Die Seniorenwohnbauprojekte GmbH mit Sitz in Hilden ist mit ihren Geschäftsführern Tobias Trost und Sven Rosenthal vertreten. Ihr gehören die Seniorenhäuser in der Ruhraue und am Nacken und die beiden fast fertigen Gebäude an der Goethestraße. Von der Heimaufsicht des Ennepe-Ruhr-Kreises ist Bernd Biewald gekommen, vom Kreis-Gesundheitsamt Astrid Hinterthür.
Bis zum 31. März werden die Gehälter der Beschäftigten von der Bundesanstalt für Arbeit übernommen, sagt Malte Köster zum Stand des Verfahrens. Dann endet diese finanzielle Unterstützung. Die Vielzahl von Interessenten garantiere aber noch nicht eine rechtzeitige Übernahme an allen Standorten, so Köster weiter. Hat ein neuer Betreiber am 1. April noch nicht übernommen, müsse zunächst einmal der Insolvenzverwalter die Verluste etwa durch Lohnzahlungen auffangen.