Volmarstein. Das Gewerbegebiet am Stork hat Streit ausgelöst. Nun ist der erste Betrieb zwischen Schwelmer Straße und A1 eingezogen. Den führen Volmarsteiner.
Firmenchef Lothar Ulbrich und seine Frau Diana sehen es pragmatisch. Irgendjemand sei ja immer der oder die Erste. In diesem Fall ist es halt ihre Werbeagentur Markom. Außerdem habe hier ja auch kein Wettrennen stattgefunden. Wer, wo, wie, was? Im neuen Gewerbepark Schwelmer Straße ist das allererste Gebäude bezogen. Während ein paar Meter unterhalb dieses frei stehenden Hauses die große Produktionsstätte von AOS Stahl bald ebenfalls startklar sein dürfte, arbeitet das zehnköpfige Team des Dienstleisters bereits seit einigen Tagen in den frisch gestrichenen Büroräumen.
Die befinden sich – auch der Straßenname klingt noch ungewohnt – An den drei Eichen. „Diese Bäume stehen noch und bleiben auch, die können wir von hier aus gut sehen“, sagt Diana Ulbrich und öffnet die Balkontür. Das bedarf einer Erwähnung, weil sich sofort die Geräuschkulisse ändert. Bei geschlossenem Schallschutzfenster dringt kein Lärm von der nahen Autobahn in den Neubau. Wer draußen auf der Terrasse steht, sieht und hört den Verkehrskrach von der A1. Laut und deutlich. „Das stört uns nicht, wie sind hier zum Arbeiten und wollen hier nicht schlafen“, meint Agentur-Inhaber Lothar Ulbrich.
Übergangszeit in Gevelsberg
Zufrieden blicken die Eheleute auf die Entwicklung in den letzten Monaten. „Es ist alles toll hier.“ Erfreulich lief demnach die Zusammenarbeit mit der städtischen Verwaltung (Bauamt und Wirtschaftsförderer) sowie dem Stadtbetrieb, ein großes Telekommunikationsunternehmen verlegte im vergangenen Jahr leistungsstarke Glasfaser-Leitungen für ein schnelles Internet. Somit kann die Werbeagentur nach knapp einem Jahr Übergangszeit in Gevelsberg nun in der Heimat des Duos sesshaft werden. Sowohl Diana als auch Lothar Ulbrich sind Volmarsteiner durch und durch.
Dazu passt, dass der Firmengründer (hat sich 1999 selbstständig gemacht) nach seiner Anfangszeit in einer Wuppertaler Grafiker-Gemeinschaft zunächst acht Jahre lang an der Knorr-Bremse ein Büro hatte und dann ab 2010 bei Burg an der Hegestraße unterkam. „Schon in dieser Zeit hatten wir ein Grundstück hier im Gewerbegebiet am Stork im Blick. Es ist ja für viele Betriebe in Volmarstein mangels Möglichkeiten schwer, zum Beispiel bei Erweiterungsplänen hier etwas Passendes zu finden.“
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Die Ulbrichs entschieden sich, keine Miete mehr zahlen zu wollen. Ein Ladenlokal kam auch nicht infrage. Also Geld investieren und neu bauen, im Mai 2022 rollten die ersten Bagger an. „Der Standort hier im Gewerbepark hat sich für uns aufgrund der kurzen Wege angeboten“, meint Diana Ulbrich aus dem Markom-Verwaltungs-Team. Nachteile: Die nächste Bushaltestelle kommt erst nach einigen Gehminuten, in Sachen Infrastruktur „gibt es noch Luft nach oben. Hoffentlich kommt mal ein Brötchenwagen vorbei, das liegt schon recht abgelegen.“
Als Volmarsteiner haben die Beiden auch die damaligen Diskussionen rund um das Gewerbegebiet verfolgt. Lothar Ulbrich blickt aus zwei Perspektiven auf den Streit. „Ich verstehe die Kritik, wonach weitere Grünflächen versiegelt worden sind. Ich bin früher hier oft mit dem Rad gefahren. Andererseits sage ich als Unternehmer, dass wir uns nach bestehenden Immobilien umgeguckt und nichts gefunden haben. Es gibt halt fast keine Möglichkeiten oder etwas, was zu unseren Ansprüchen gepasst hätte.“
Nun kann seine Truppe – viele von den zehn Mitarbeitenden agieren weiter im Homeoffice – in fünf Büros werkeln. Das zweigeschossige Haus bietet ebenerdig auch Sozial- und Besprechungsräume, insgesamt stehen zehn Zimmer zur Verfügung. „Das reicht – auch für den Fall, dass die Agentur weiter wachsen sollte.“ Die Digitalisierung und viele dazugehörige Aufträge sorgen demnach für positive Zahlen. Da macht es auch nichts, dass Markom wohl die kleinste Einheit im Gewerbepark Schwelmer Straße bleibe.
Gespannt auf die Nachbarschaft
Viel freie Fläche befindet sich noch in der Nachbarschaft. „Es bleibt spannend, wie das hier in einigen Jahren aussieht und wie sich die Blickverhältnisse ändern.“ Derzeit haben Ulbrich und Co. freie Sicht. Die anstehenden Bauaktivitäten und Beeinträchtigungen durch Staub, Verkehr oder ähnliches akzeptiert das Duo. „Vielleicht müssen wir dann eines Tages die Fassade noch einmal streichen.
Moderner Bau
Die Markom Werbeagentur hat ihren Schwerpunkt mittlerweile auf digitale Medien und Webdesign ausgerichtet, wobei sie für die Kundschaft (vor allem aus Nordrhein-Westfalen, aber auch aus dem Ausland) weiter Print-Produkte anfertigt.
Der Neubau im Gewerbegebiet entstand in Holzständer-Bauweise. Die Ulbrichs ließen ein energieeffizientes Passivhaus (KfW 40) errichten. „Wir können hier nahezu autark heizen, die Zahlen und der Stromverbrauch scheinen sich erfreulich zu entwickeln. Einsparungen zeichnen sich ab, wir sehen uns in unserer Entscheidung bestätigt.“
Seit Dezember befindet sich eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. An heißen Sommertagen soll ein Luftaustauschsystem mit Kühlfunktion helfen.
Abschließend noch eine Anekdote zur neuen Adresse An den drei Eichen 16. Noch nicht alle Online-Karten haben diese Straße aufgeführt, mitunter zeigt das Internet noch eine grüne Wiese an. Diana und Lothar Ulbrich: „Ein verunsicherter Lieferant wollte etwas zu uns bringen, steuerte aber die Kneipe Zur Eiche in Alt-Wetter an...“