Wetter. Als Dachdecker ist Sven Lummel begehrt und kann sich seine Arbeitsstelle aussuchen. Im Vier-Mann-Unternehmen Lamle hat er gefunden, was er suchte.
„Handwerk ist was Schönes“, sagt Sven Lummel mit Blick auf seine Arbeit. „Man ist draußen an der frischen Luft, man bewegt sich.“ Der 38-Jährige ist in die Fußstapfen seines Vaters getreten und Dachdecker geworden. Und kann sich auch nach über 20 Jahren nicht vorstellen, seinen Lebensunterhalt mit einem Schreibtisch-Job oder Schichtdiensten in einem Industrieunternehmen zu verdienen. Ein großes Plus seines Berufs sieht Sven Lummel in den abwechslungsreichen und zunehmend umfangreicher werdenden Aufgaben. Nicht zuletzt aber sei es sein Chef Mathias Lamle, der dafür sorge, „dass man sich bei der Arbeit wohlfühlen kann“.
Der gebürtige Hagener hat nach der Schule mit 17 eine Ausbildung in dem Hagener Dachdecker-Unternehmen Heinrich Hilker absolviert. „Mein Vater hat da als Geselle gearbeitet, und auch ich habe damals in den Ferien dort gejobbt. Ich habe ja immer die Dachdeckerklamotten mit dem ganzen Werkzeug beim meinem Papa gesehen, und so bin ich da reingewachsen. Außerdem habe ich mir gedacht: Eine Ausbildung im Handwerk kann nicht schaden. Das ist keine Fließbandarbeit, sondern abwechslungsreich und kreativ, gerade was Schieferarbeiten angeht. Da kann man sich ein bisschen austoben“, sagt Sven Lummel. Doch vor Beginn der Ausbildung führt der Weg erstmal zum Eignungstest: „Ein Arzt überprüft, ob man schwindelfrei und die Wirbelsäule in Ordnung ist. Also die körperlichen Voraussetzungen müssen schon stimmen.“
Nach der Ausbildung rief die Bundeswehr; Sven Lummel verpflichtete sich für vier Jahre. Als am Ende der vier Jahre die Entscheidung anstand, sich für weitere Jahre zu verpflichten oder in den Job zurückzukehren, „war die Rückkehr in den Job sinniger für mich, sonst ist man irgendwann nach zwölf Jahren ganz raus“.
Viele Aufgaben und Materialien
Und so stellt er denn rückblickend fest: Der Aufgabenbereich wird zunehmend umfangreicher. „Wir kümmern uns um Denkmalschutzangelegenheiten ebenso wie um Kellerabdichtungen, wir bauen Fassaden und stellen Gauben, erledigen also alles, was beim Dachausbau anfällt. Dazu gehört auch das Dämmen. Man arbeitet mit unterschiedlichen Materialien, von Metall über Naturschiefer und Holz bis hin zu Faserzement und Folien. Und tatsächlich kommt immer mehr dazu“, erklärt der 38-Jährige und spielt auf Themen wie Winddichtigkeit und energetische Sanierungen an. „Das gab es früher in der Lehre nicht. Aber man guckt sich ja viel von anderen ab. Mein Vater hat das immer ,Mit den Augen klauen’ genannt.“ Sven Lummel weiß, dass früher ein Zimmermann gerufen wurde, wenn es galt, eine Dachgaube zu stellen. „Heute macht auch das der Dachdecker“, so der 38-Jährige. Sogar beim Thema Photovoltaik sei sein Können gefragt: „Da arbeiten wir mit den Solarunternehmen zusammen. Die schließen Kabel und Wechselrichter an, aber die Halter, Module und Schienen bringen wir dann aufs Dach.“
Dass er als Dachdecker durchaus schwere körperliche Arbeit leisten muss, macht Sven Lummel nichts aus – zumal es heutzutage viele technische Hilfsmittel wie Krahn, Hebebühne, Steiger und ähnliches gebe. „Das hatten die Leute früher nicht. Die mussten alles schleppen. Wobei es hier in Wetter auch viele enge Straßen gibt, in denen man nichts aufstellen kann. Da kommen wir schon mit dem Firmenwagen nicht hin, und da müssen wir dann auch schleppen. Aber solange ich fit bin, gibt es für mich keine Alternative. Wobei er persönlich die Arbeit in der kalten Jahreszeit bevorzugt: „Gegen Kälte kann man was machen, da zieht man eben einen Pulli mehr an. Hitze ist schlimmer; denn wenn das letzte T-Shirt ausgezogen ist, geht nichts mehr. Dazu kommt, dass sich die Dachziegel auch enorm erhitzen.“
Notdienste kein Problem
Da sei gute Abstimmung wichtig: „Wir machen das mit meinem Chef Mathias so, dass wir um 6 anfangen und um 14 Uhr aufhören. Das ist perfekt. Aber ich kenne auch Firmen, da fängt man um 6 Uhr anfängt und arbeitet dann bei großer Hitze trotzdem bis abends 17 oder 18 Uhr. Das geht gar nicht.“ Und eben weil er schon in vielen Firmen gearbeitet habe, wisse er zu schätzen, was er jetzt habe: „In großen Firmen ist man nur eine Nummer. In einer kleinen Firma ist alles ein bisschen menschlicher.“
Dass im Unternehmen Lamle in Wetter auch Notdienste angeboten werden, ist für ihn kein Problem. „Im Winter war der Chef mal eine Wochen im Urlaub, da habe ich das dann übernommen. Die meisten Leute sind ja dankbar, wenn man kommt. Wobei auch das immer weniger wird. Früher gab es mal ein Brötchen oder einen Kaffee, das ist ganz selten heutzutage. Wobei das für uns ein Zeichen von Wertschätzung ist“, meint Sven Lummel. Dennoch zeigt er sich zuversichtlich, dass er seinen Beruf auch bis zur Rente ausüben kann: „Wenn die Bedingungen stimmen, kann man das schaffen bis 67. Aber ich habe wie gesagt schon in Firmen gearbeitet, wo die Mitarbeiter verschlissen werden. Außerdem bin ich immer dafür, ordentlich zu arbeiten. Das ist besser als nachzuarbeiten.“
Apropos ordentlich arbeiten: Weil es nur so wenige ausgebildete Dachdecker gibt, kann Sven Lummel sich seine Stelle aussuchen: „Es war nie einfacher als heute, sich als Dachdecker einen Job zu suchen. Und es kommen keine nach, weil das keiner mehr machen will.“ Woran das liegt, kann auch er nur erahnen. „Die Jungs stehen rum und man hört: ,Ich hab Durst’ oder ,Mir ist heiß’. Da muss man dann halt mal durch. Aber es scheitert ja oft schon am Fegen. Die Jungs schaffen das einfach nicht, eine Baustelle anständig sauber zu machen. Und auch der Ton muss möglichst sanft sein“, so seine Erfahrungen. Er sei gern bereit, alles drei mal ruhig zu erklären, „aber wenn einer beim vierten Mal wieder alles falsch macht, muss der Ton auch mal rauer werden“, meint der Geselle. „Nur vom Streicheln bleibt es nicht hängen.“ Dabei sei es gerade in seinem Beruf wichtig, korrekt und verlässlich zu arbeiten: „Wenn die Steckleiter oder Haken nicht richtig montiert sind, kann das für uns gefährlich werden.“ Und mit Gefahren geht der 38-Jährige bei seiner Arbeit hoch oben auf den Dächern tagtäglich um: „Das höchste Dach, auf dem ich je gearbeitet habe, war das 65 Meter hohe Flachdach der Müllverbrennungsanlage in Köln. Von da oben haben Autos nur noch Legogröße. Aber als Dachdecker macht man keinen Unterschied, ob man oben oder unten läuft.“ Einen Unfall habe er weder persönlich erlebt noch miterlebt. „Wenn etwas passiert, dann ist oft Leichtsinn oder Unachtsamkeit die Ursache. Mit dem Handy übers Dach zu gehen, ist schlecht. Man muss sich schon ein bisschen konzentrieren. Auch wenn man nur läuft.“
Unternehmenspass
Mitarbeiter: 2
Standorte: 1
Branche: Handwerk
Tarif: Ja
Arbeitszeit: 39 Stunden-Woche, 5-Tage-Woche
Arbeitsplatz: An der frischen Luft
Weiterbildungen: Regelmäßige Fortbildungen