Herdecke. Statt Toronto ist es Herdecke geworden: Denn hier hat Karola Lappenbusch ihren Traumjob gefunden. In einem Supermarkt. Und das kam so.
Karola Lappenbusch brennt für ihren Job. Wie soll man es sonst beschreiben, wenn jemand mit so viel Begeisterung und Leidenschaft seiner täglichen Arbeit nachgeht? Sie sagt selbst, dass sie sich am Wochenende schon immer auf den Montag freut. Und: „Da ist ganz viel Feuer dabei.“ Dabei ist die gebürtige Herdeckerin zigtausende von Kilometern gereist und wäre gern in ihrer Traumstadt Toronto geblieben, um am Ende doch wieder zurückzukehren. Klingt ein bisschen nach der Janosch-Parabel „Oh wie schön ist Panama“ – und ist eigentlich noch viel schöner: Denn Karola Lappenbusch hat nach der Rückkehr an die Ruhr eben nicht nur ihre private Heimat (wieder)gefunden, sondern auch ihre berufliche – im Edeka-Supermarkt Grubendorfer an der Mühlenstraße.
Duales Studium
Doch der Reihe nach. Karola Lappenbusch, „Herdeckerin durch und durch“, hat nach dem Abitur an der Friedrich-Harkort-Schule ein Auslandsjahr in Irland verbracht und danach ein duales Studium bei Thalia begonnen. Während sie die Ausbildung zur Groß- und Einzelhandelskauffrau absolvierte, studierte sie parallel Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Handel. „Der Handel ist einfach meine Welt. Unternehmensentwicklung macht mir Spaß, so dass ich nach dem Abschluss noch einmal zehn Jahre bei Thalia an der Schnittstelle von Zentrale und Filialen gearbeitet habe. Dort habe ich den Handel kennen- und schätzen gelernt. Im Mittelpunkt stand und steht immer der Kunde. Wie denkt er? Was muss man ihm anbieten? Dabei war mir immer wichtig, dass ich mich mit den Produkten identifizieren kann. Früher waren das unter anderem Bücher und E-Books, heute sind es Lebensmittel.“
Ein Jahr in Kanada
Wie und warum der Wechsel zu Edeka zustande kam? „Nach zehn Jahren bei Thalia war ich knapp über 30 und hatte schon einen leichten Tunnelblick. Ich wollte aber einfach noch einmal völlig frei sein und habe den Reset-Knopf gedrückt. Ich habe hier meine Wohnung aufgegeben, meine Möbel verkauft, um für ein Jahr nach Kanada zu gehen und dort Work & Travel zu machen. Das war schon mit viel Herzklopfen verbunden, und Familie und Freunde hier in Herdecke zurückzulassen war schwer. Aber als ich in Kanada ankam, habe ich mich in meine Jugend zurückversetzt gefühlt“, berichtet die 36-Jährige. Auf einer kleinen Farm in Ontario erntete sie Gemüse, zog „Karotten im Schnee mit meinen Händen aus dem Boden und sah das erste Mal, wie Brokkoli an einer lange Stange aus der Erde kommt“. Karola Lappenbusch: „Wir haben die Röschen so abgeschnitten, wie er heute bei uns im Supermarkt liegt.“ Nach einer weiteren Station auf einer größeren Farm zog es die Herdeckerin in die Zwölf-Millionen-Metropole Toronto, wo sie in Cafés und Restaurants jobbte und sich unsterblich ins Großstadtleben und besonders in Toronto verliebte.
Rückkehr im Lockdown
Mitten im ersten Lockdown, im April 2020, kehrte Karola Lappenbusch zurück nach Deutschland. „Ich habe mich in Zentralen diverser Handelsunternehmen beworben, aber in der Pandemie war ja alles geschlossen, kein Unternehmen stellte Personal ein. Nur der Lebensmitteleinzelhandel blieb geöffnet. Ich war hier in Herdecke, sah die Anzeige von Edeka und dachte: Für den Übergang ist das vielleicht ganz gut. Daraus ist nun etwas geworden, was ich mir bis zu meinem Lebensende vorstellen kann“, so die 36-Jährige. Sie sei zwar anfangs traurig gewesen, dass aus ihrem Großstadt-Traum nichts geworden ist, „aber ich bin jetzt wieder glücklich und kann mir nichts anderes mehr vorstellen. Bei dem, was ich jetzt hier im Lebensmitteleinzelhandel tue, bin ich richtig.“
In Lösungen denken
Zu Beginn ihrer Edeka-Zeit habe sie ein paar Wochen an der Kasse gesessen, „aber ich denke mehr in Optimierungen und Lösungen. Also habe ich Themen gesammelt und sie mit dem Chef Stefan Grubendorfer besprochen. Ich habe auch zügig Social Media etabliert; denn das Marketing war nur mäßig gut aufgestellt.“ Grubendorfer hatte den Edeka-Supermarkt als selbstständiger Marktleiter im November 2019 übernommen und im Februar 2020 umgebaut. Im April stellte er Karola Lappenbusch ein. Als im August 2020 ein Brand den Supermarkt vernichtete und der danach vier Monate geschlossen blieb, sortierten Stefan Grubendorfer und Karola Lappenbusch alles neu. Und sie fand genau den umfassenden Arbeitsbereich, in dem sie heute noch tätig ist.
Chefin der Verwaltung
Als Chefin der Verwaltung hält sie im Hintergrund alle Fäden in der Hand, kümmert sich etwa um die Mitarbeiterstruktur und deren Entwicklung. Sie sagt: „Das Geschäft muss funktionieren, auch wenn wir nicht da sein können.“ Weil sie „zu 100 Prozent selbstständig“ arbeitet, seien ihre Freiheiten entsprechend groß. Auf die Frage nach ihrer Arbeitszeit antwortet Karola Lappenbusch: „Ich gestalte Tage, Wochen und Monate im bestmöglichen Interesse des Unternehmens und habe trotzdem noch genug Zeit für mich. Das ist genau das, was ich möchte. Feste Zeiten von 8 bis 17 Uhr? Nein, so bin ich nicht.“ Heißt: Wenn es nötig ist, arbeitet sie auch frühmorgens, spätabends oder am Wochenende. „Für mich gehört Arbeit zum Leben dazu. Manchmal kommen mir Lösungen zu einem Thema beim Mountainbiken. Ich trenne das nicht und freue mich immer, wenn es montags wieder losgeht“, so die Herdeckerin.
Dass trotz der Hingabe zum Job noch genügend Zeit für Hobbies bleibt, zeigt das E-Piano in ihrem Büro: „Vor anderthalb Jahren bin ich angefangen, Klavier zu spielen. Deswegen steht das E-Piano hier, damit ich vor dem Unterricht in der Musikschule hier üben kann.“ Außerdem geht die 36-Jährige regelmäßig Wandern, fährt Mountainbike, betreibt Crossfit („auch etwas härter“) und geht „zum Ausgleich ins Yoga-Studio gleich nebenan“.
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Fakten zum Unternehmen
72 Mitarbeiter, 1 Standort, Branche: Lebensmitteleinzelhandel
Tarif: nein, Arbeitszeit 10 – 40 Stunden (Vollzeit, Teilzeit und geringfügige Beschäftigung
Arbeitsplatz: Markt, Teambüro
Kooperationen: IKK, Signal Iduna, Handelsverband, DAA – Deutsche Angestellten-Akademie, HSG Herdecke/Ende
Benefits: Weiterentwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten, Inflationsausgleichsprämie, Prämien, Einkaufsgutscheine, Fahrtkostenzuschuss, betriebliche Altersvorsorge, Krankenversicherung und betriebliches Gesundheitsmanagement, Firmenfahrrad, Spotify-Abo, etc.
Weiterbildung: Individuell vom Kassenführerschein bis zum Metzger-Meister, Duales Studium Business Administration an der ADG Business School in Montabaur, Qualifix für Quereinsteiger und vieles mehr
Weitere Besonderheiten: Kajak für Azubis, Firmenausflüge zu Partnern, Betriebsfeiern