Volmarstein. Als Hilfskraft hat Lisa Lutterbeck in der Stiftung Volmarstein angefangen und sich hochgearbeitet: „Ich wollte ein Vorbild für meinen Sohn sein.“
Der Werdegang von Lisa Lutterbeck ist alles andere als gewöhnlich. Denn als die Wetteranerin vor neun Jahren erstmals im Haus Bethanien der Evangelischen Stiftung Volmarstein jobbte, ahnte sie selbst noch nicht, dass dies der Anfang eines bemerkenswerten Aufstiegs werden sollte. Heute sagt sie: „Ich habe meine Passion gefunden.“
Erster Kontakt durch eine Bekannte
Rückblick: Nach der Schule begann Lisa Lutterbeck eine Ausbildung zur Zahnarzthelferin, die sie allerdings abbrach. Dann kam Sohn Malo zur Welt, der in diesem Jahr zwölf wird. Irgendwann rief eine Bekannte mit Kontakten zur Pflegedienstleitung im Haus Bethanien der ESV an. „Sie fragte mich, ob ich Lust und Zeit hätte, dort auszuhelfen, weil damals Not am Mann war. Mein Sohn war da schon im Kindergarten, und so bin ich mit einer halben Stelle dort als Pflegehilfskraft angefangen“, erzählt die Wetteranerin. Und ergänzt: „Ich war 24, kam am ersten Tag dort an und hörte, wie es unter den Kollegen morgens um kurz vor sechs ziemlich lauthals zuging. Ich überlegte: gehen oder bleiben? Ich bin geblieben. Inzwischen weiß ich, dass der Dampf manchmal einfach raus muss. Aber zehn Minuten später beim nächsten Kaffee ist es auch wieder ok.“ Elf Dienste im Monat habe sie damals in der Einrichtung geleistet, in der schwerstmehrfach behinderte Menschen und Menschen mit besonderen Erkrankungen sowie hohem Pflegebedarf betreut werden.
Start in die Ausbildung
Beim Aushilfsjob sollte es allerdings nicht bleiben, beschloss Lisa Lutterbeck damals. Und begann ihre Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin. „Das habe ich in Vollzeit gemacht, aber ich hatte meine Mutter und meine ganze Familie im Rücken, die sich ums Kind gekümmert hat. 2017 war ich fertig und habe sofort nebenberuflich eine Weiterbildung zur Pflegedienstleiterin gemacht
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. Das hieß: Vollzeit arbeiten und dienstags und donnerstags Abendschule bis neun Uhr in Dortmund. Anderthalb Jahre habe ich das gemacht. In dieser Zeit konnte ich gut das Angebot der Mutti-Zeit nutzen“, so die 33-Jährige. Die sogenannten Mutti-Vati-Dienste der ESV ermöglichten der Mutter, morgens erst um 8 oder um 8.30 Uhr mit der Arbeit zu beginnen – je nach Beginn der Kita-Zeiten ihres Kindes.
Studium an der Fern-Uni
Zu Beginn des Jahres 2020 wechselte Lisa Lutterbeck ins Hans-Vietor-Haus, in dem schwerstmehrfach behinderte junge Erwachsene untergebracht sind. „Da bin ich schon als stellvertretende Pflegedienstleiterin angefangen und wurde nach einem Jahr Pflegedienstleiterin und Leiterin der Einrichtung. Zwischenzeitlich habe ich noch an der Fern-Uni studiert und meinen Fachwirt für Soziales und Gesundheitswesen gemacht“, zählt die Wetteranerin weitere Stationen ihre Werdegangs auf. Ach, die Zusatzausbildung zur Pflegeexpertin für außerklinische Intensivpflege hätte sie beinahe vergessen. „Und demnächst werde ich Leiterin der Einrichtung Jonathan, der Kinderspezialpflegeeinrichtung, die noch im Aufbau ist“, fährt sie fort.
Dienstpläne und Finanzen
Wie ein ganz normaler Arbeitstag bei ihr aussieht? „Der fängt damit an, dass ich meinen Sohn zur Georg-Müller-Schule bringe und um 8 Uhr den Dienst beginne, der bis 16 Uhr dauert. Das Schöne ist, dass ich meinen Rauhaardackel Bruno mitnehmen kann – beantragt und offiziell genehmigt“, so Lisa Lutterbeck. Pflegekräfte einteilen, Dienstpläne schreiben, die Finanzen des Hauses regeln – das sind einige der Aufgaben, um die sie sich kümmert. „Und wenn Not am Mann ist, stehe ich auch noch selbst für die Pflege am Bett. Aber dann ziehe ich schon mal die Orthesen falsch rum an, weil ich sie nicht mehr auf Anhieb erkenne.“ Dass sich die Kollegen darüber amüsierten, sei klar. Mit ihrem „ganz jungen Team aus elf Nationalitäten“ komme sie sehr gut klar: „Das funktioniert richtig gut.“
Mentor mit Zuversicht
Probleme, als Chefin auch für aktuell rund 30 Mitarbeitende verantwortlich zu sein, hat Lisa Lutterbeck nicht. Das habe sie ihrem ehemaligen Pflegedienstleiter und Mentor Daniel Berenbruch zu verdanken: „Als ich damals gesagt habe: Ich kann das nicht, ich kann nicht entscheiden und sagen, was andere machen sollen, hat er immer an mich geglaubt und gesagt: Du kannst das.“ Zudem sei sie im Hans-Vietor-Haus auch sehr herzlich aufgenommen worden: „Da haben es mir die Kollegen wirklich sehr leicht gemacht. Das ist ein ganz tolles Team.“ Dann hält Lisa Lutterbeck kurz inne und versichert: „Ich habe hier meine Passion gefunden. Und kann meinen eigenen Anspruch verwirklichen, meinem Sohn ein Vorbild zu sein. Dem sage ich nämlich immer: Von nichts kommt nichts.“
Freie Entfaltung
Rückblickend sagt die 33-Jährige: „Ich war hier in der Stiftung gut aufgehoben, um meinen eigenen Weg zu gehen. Ich konnte mich frei entfalten, die Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung nutzen und jede Menge Erfahrungen sammeln. Dazu ist so ein großer Betrieb natürlich gut.“ Und dann fügt sie mit einem Augenzwinkern hinzu: „Also fertig bin ich übrigens noch nicht.“ Im Blick hat sie die stiftungseigene Bildungsakademie Volmarstein in Haspe, wo Pflegefachkräfte und Operationstechnische Assistenten ausgebildet werden. Lisa Lutterbeck: „Ich hätte Lust, dort als Dozentin zu arbeiten.“ Ein Ende der Karriere von Lisa Lutterbeck in der Stiftung scheint in der Tat noch lange nicht in Sicht.
Das Unternehmen
4000 Mitarbeiter an 55 Standorten
Branche: Gesundheit und Soziales
Tarif: Ja
Arbeitszeit: 39h-Woche
Arbeitsplatz: Home-Office-Option in der Verwaltung, Kantine und Café, moderne Büroausstattung, digitale Patientendokumentation
Kooperationen: IU Internationale Hochschule
Benefits: Job-Bike, Betriebliche Altersvorsorge, Jahressonderzahlung, Kinderzulagen, Corporate Benefits, 5-Tage-Woche, Teamevents
Weiterbildung: Großes externes und internes Weiterbildungsprogramm
Weitere Besonderheiten: Hunde erlaubt, Mutti-Vati-Dienste, interkulturelles Team, Diversity, Dienstplanvorschlag vier Wochen im Voraus.