Wetter. Auch wenn an der Tür nur „Vorübergehend geschlossen“ steht - das Café Herzgold in Wetter ist Vergangenheit. Nach nur anderthalb Jahren

Die Kippen in den aufgetürmten Gastro-Aschenbechern draußen unter den Arcaden könnten fast noch warm sein, und doch wird so schnell niemand mehr seine Zigarette in die Ausbuchtungen legen: Das Café Herzgold im Herzen von Alt-Wetter ist geschlossen, und diesmal endgültig.

Das Ende kam zwar nicht überraschend, aber doch sehr plötzlich. Seit dem 18. Dezember sind die Türen des Café Herzgold an der Kaiserstraße endgültig geschlossen. Dabei hatte der Betreiber noch im Oktober mit einem neuen Konzept den Betrieb retten wollen – letztlich ohne Erfolg.

„Unsere Bemühungen sind ins Leere gelaufen. Egal, ob wir Live-Bands oder DJs da hatten, bestimmte Feiern veranstalteten oder Themennachmittage, selten waren mehr als zehn bis 15 Besucher da, der Rest war meist Bekanntschaft der Künstler oder der Mitarbeiter. Davon kann ein Café aber nicht leben“, erklärt Inhaber Dirk Jaeger.

Mit gemischten Gefühlen hatte Jaeger im Sommer bereits auf das erste Herzgold-Jahr zurück geblickt. „Viele Höhen und Tiefen“ hatten er und sein Team nach eigenem Bekunden da bereits hinter sich. Als reines Café gedacht, war die Angebotspalette vergrößert worden und Frühstück ebenso wie Mittagessen dazu gekommen. Besonders draußen und weniger in den weitläufigen Innenräumen hatten die Gäste Platz genommen.

Gutscheine sind noch einlösbar

Was hatte nicht alles auf dem Zettel gestanden, um dem Café den nötigen Schwung zu geben: Bayrische Wochen und Live-Musik sollten dem Café an der tempoberuhigten unteren Kaiserstraße die erhoffte Aufmerksamkeit geben. Von Dart­automaten, die Turnieranforderungen gerecht würden, war die Rede, Bierpong-Tische waren aufgestellt, Gesellschaftsspiele konnten an der Theke ausgeliehen werden. Das alles passt zum Traum von Dirk Jaeger: Menschen der älteren wie der jüngeren Generation sollten sich im Herzgold einfinden, um gemeinsam zu spielen.

Ausgeträumt war da schon lange die Sache mit dem Gesellschaftsraum, der sich an den Café-Bereich anschließen sollte – wenn da nicht 22 Zentimeter gefehlt hätten: Die Eingangstür sei mit 78 Zentimetern zu schmal. Aus Brandschutzgründen müsse sie einen Meter breit sein, beklagte Betreiber Jaeger die fehlende Genehmigung für das Extra-Angebot gleich nebenan. Und eine fünfstellige Summe in die Hand nehmen wollte er für bauliche Veränderungen auch nicht.

Nach der Aufregung der vergangenen Wochen ist die Entscheidung der Schließung eine Art Befreiung, auch wenn sie ihm nicht leicht gefallen ist. „Wir haben alles versucht, aber Wetter wollte uns nicht“, so Jaeger.

Derzeit laufe die Suche nach einem Nachmieter. „Es gibt drei Interessenten“, verrät ­Jaeger. Es gebe Überlegungen, ein türkisches oder ein italienisches Restaurant dort zu etablieren. Ein weiterer Interessent würde gerne weiterhin ein Café dort betreiben, allerdings – anders als bisher – mit einem Frühstücksbuffet. „Konkret ist aber noch gar nichts“, bremst Jaeger die Erwartungen.

Er selbst wird sich nun wieder seinem Hauptberuf als Heilpraktiker in seiner Bochumer Praxis und Chef der Magic Beauty Agents sowie als Betreiber diverser Foodtrucks kümmern. Außerdem will er künftig auch im Veranstaltungssektor tätig werden.

Wer noch Gutscheine aus dem Café Herzgold hat, kann sich die Beträge erstatten lassen. „Dafür brauchen wir die original Gutscheine und eine Bankverbindung. Beides kann per Post an uns geschickt werden“, erklärt Jaeger.