Herdecke. Corona, Kostenfragen oder Folgen des Neun-Euro-Tickets: SPD-Bundestagsabgeordneter Echeverria erfährt im Bürgerbus Herdecke von vielen Problemen.

Einsteigen, hinsetzen, Eindrücke gewinnen. Der heimische SPD-Bundestagsabgeordnete Axel Echeverria fuhr kürzlich mit dem Bürgerbus durch Herdecke. Ein Termin in seinem Wahlkreis – eigentlich nichts Besonderes. Doch im Gespräch mit dem Vereinsvorsitzenden Eberhard Dickow erfuhr der Politiker, dass sich die hiesigen Ehrenamtler seit einiger Zeit mit zahlreichen Sorgen herumplagen und über teils gravierende Änderungen nachdenken (müssen).

Corona, Spritpreise, Neun-Euro-Ticket: In einer Vorstandssitzung besprachen die Verantwortlichen des Bürgerbusvereins kürzlich über verschiedene Herausforderungen. Tendenz: Hier und da könnte es bald zu Anpassungen kommen. „Wir sind uns noch nicht im Klaren, wann und wie genau wir was umsetzen“, sagt Dickow, der grundsätzlich für seine Truppe erst einmal ein Lob vom Wittener Bundestagsabgeordneten erhält. „Das läuft hier sehr professionell, bemerkenswert ist die Hilfsbereitschaft der Fahrer beim Ein- und Aussteigen der Gäste, mein tiefer Respekt“, so Echeverria.

Doch die lange Liste der Herausforderungen überlagert die „spannende Fahrt“. Da wären zum Beispiel die Spritpreise. „Wir müssen regulär tanken und seit einiger Zeit in dieser Hinsicht einen Aufschlag von 100 Prozent pro Monat verkraften“, berichtet Dickow. „Noch haben wir Rücklagen, daher können wir das auffangen. Aber es wird natürlich immer schwieriger.“

Mehr Geld über Werbung im Bus

Ein Lösungsansatz: eine erhöhte Zuwendung der Sponsoren. „Wir planen zum Beispiel, die Werbung auf unserem Monitor im Bus von 20 auf 30 Euro zu erhöhen. Darüber haben wir bereits informiert und keine Kritik erhalten.“

In der Vorstandssitzung besprachen die Vereinsvertreter auch, wie sich Einsparungen bei den Fahrten erzielen lassen könnten. Der Ansatz: hier und da Strecken verkürzen, früh morgens oder später am Abend auf einzelne Touren verzichten, Fahrpläne anpassen. „Wir werten noch die Frequenz auf einzelnen Abschnitten aus und wollen dann nach einer Analyse über einen längeren Zeitraum entscheiden, ob und wie es zu Änderungen kommen könnte. Im Spätherbst und Winter nehmen wir zu bestimmten Zeiten ohnehin weniger Leute mit“, sagt der Vorsitzende des Vereins.

Dickow blickt zwiegespalten auf die drei Sommermonate, in denen das Neun-Euro-Ticket auch im Bürgerbus galt, zurück. Einerseits habe das neue Kunden angelockt, von denen manche immer noch mit den Ehrenamtlern unterwegs seien. Andererseits verdiente der Verein in dieser Phase weniger, ein ausgezahlter Zuschuss habe das Loch in der Kasse etwas aufgefangen. „Ich glaube aber nicht, dass sich die ganze Aktion für uns amortisiert. Für uns bleibt wohl ein Minus stehen.“ Echeverria meint: „Wenn man ehrlich ist, hat bei diesem guten Angebot niemand so richtig an die Auswirkung für Bürgerbusse gedacht.“

Bliebe noch das Corona-Problem. „Wir haben immer noch weniger Fahrgäste als vor der Pandemie. Wir hoffen, dass die Anzahl wieder steigt, sehen aber keine Trendwende und blicken jetzt im Herbst ungewiss in die Zukunft“, sagt Dickow. Daher laufen Überlegungen, den Fahrpreis um 50 Cent zu erhöhen. Auf dem Prüfstand stehen auch Mehrfach-Tickets. „Falls wir das beschließen, sollte man berücksichtigen, dass wir die Preise zehn Jahre lang konstant gehalten haben.“

Neuer Halt im Schöntal

Die geschilderten Bürgerbus-Schwierigkeiten in Herdecke treten in ähnlicher Form auch in Wetter zutage, wie Vorsitzender Gerd Michaelis auf Anfrage erklärt. Auch in der Harkortstadt spüre der Verein die Inflation. „Mit uns fahren derzeit weniger Passagiere, es gehen auch weniger Leute beispielsweise auf dem Markt einkaufen.“

Corona habe zudem die Beförderungszahlen nach unten gezogen. Zum Neun-Euro-Ticket soll der Bürgerbusverein Wetter von der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr einen Zuschuss erhalten, die Abrechnung stehe aus. „Das wird ins Verhältnis zu drei Monaten aus 2019 gesetzt“, so Michaelis. Im Sommer 2022 konnten die Ehrenamtler während der Rabatt-Phase einige neue Gäste begrüßen, vom Harkortberg etwa nutzten manche den Bürgerbus, um dann beispielsweise weiter nach Hagen zu fahren. „Ob diese Kunden uns treu bleiben, ist doch eher fraglich, auch wenn das bei einigen noch der Fall zu sein scheint.“ Sollte es ein Nachfolge-Ticket geben, befürchtet der Wetteraner gravierende Umsatzeinbußen.

Auch interessant

Die gestiegenen Spritkosten veranlassen auch den Verein in Wetter, über Fahrpreiserhöhungen nachzudenken. „Wenn das so weiter geht, müssen wir das irgendwann tun“, so der Vorsitzende. Michaelis bleibe aber optimistisch und hofft, „dass sich manche Probleme regeln lassen.“ Dazu regt er an, grundsätzlich über finanzielle Fragen und Unterstützungsformen nachzudenken.

Unterdessen bedient der Bürgerbus Wetter seit dem 4. Oktober eine neue Haltestelle und stoppt nun vor der Werkstatt des Frauenheims Wengern im Schöntal. Morgens und nachmittags, also zweimal täglich, steuern die Fahrer diese Örtlichkeit in der Wasserstraße an