Wetter. Westconnect will in Volmarstein und Wengern Glasfaseranschlüsse legen. Ob das für Anwohner kostenlos gelingt, hängt von verschiedenen Faktoren ab
Eine schnelle Internetleitung – früher ein Wunsch, heute ein harter und wichtiger Standortfaktor. Somit nachvollziehbar, dass dieses Thema nun im Stadtentwicklungs-, Wirtschaftsförderungs- und Bauausschuss viel Raum eingenommen hat. Zumal drei Redner sowohl auf ländliche Gebiete als auch auf zwei Stadtteile zu sprechen kamen.
Peter Uphoff von der städtischen Wirtschaftsförderung skizzierte zunächst die zweiteilige Entwicklung beim Breitbandausbau. Einerseits sei das Aufgabe der Kommunen oder im hiesigen Fall des Ennepe-Ruhr-Kreises, wobei auch Fördergeld des Bundes bereit steht. Andererseits brauche es auch privatwirtschaftliche Unternehmen, die ebenfalls einen wichtigen Beitrag zu einer möglichst optimalen Abdeckung leisten. „Das ergänzt sich, wobei wir hier in Wetter schon ganz gut vorangekommen sind.“
Ausbau fast abgeschlossen
Der Breitbandbeauftragte des Kreises bestätigte für die Harkortstadt: „Wir haben hier den Breitband-Ausbau fast abgeschlossen“, sagt Ulrich Schilling und erwähnt das bundesweite „Graue-Flecken-Programm“. Diese Förderung soll auch Glasfaseranschlüsse für vermeintlich unwirtschaftliche Adressen in Außenbezirken ermöglichen. Bedingung sei, dass dort aktuell Downloadgeschwindigkeiten von unter 100 Megabit pro Sekunde vorliegen.
Info-Abend
Peter Uphoff wies auf einen zweiten Info-Abend hin. Wer am Mittwoch nicht in den Stadtsaal von Wetter (der Ort wurde wegen des großen Interesse anstelle der Lichtburg geändert) komme, kann am 22. November Fragen im Haus Herbede, Von Elverfeld-Allee 12 in Witten, stellen.
Der städtische Wirtschaftsförderer abschließend: „Je mehr der eigenwirtschaftliche Glasfaser-Ausbau gelingt, desto größer sind die Förderchancen für Randbezirke, da sich dort dann ja die Haushalts-Anzahl verringert.“
2500 Anschriften liegen diesbezüglich für Wetter vor. Schilling äußerte sich angesichts einer vorläufigen Förderzusage zuversichtlich, dass sich nach einer baldigen Ausschreibung Anbieter melden und diese Anfang 2024 mit Bautätigkeiten (und entsprechenden Beeinträchtigungen in den Straßen) für neue Glasfaserleitungen beginnen. „Das dauert dann insgesamt ungefähr vier Jahre. 2028 sollten dann 99,8 Prozent aller Adressen in Wetter mit mehr als 100 Mbit/s ins Internet gelangen.“
Der Breitbandbeauftragte betonte, dass der EN-Kreis bei diesem Thema Spitzenplätze in Nordrhein-Westfalen einnehme. Zudem wolle er hervorheben, dass in spätestens vier Jahren Glasfaser auch in allen Gewerbegebieten an Ennepe und Ruhr liege. Wobei auch Schilling ein Zusammenspiel von öffentlicher Hand und Privatwirtschaft für sinnvoll hält. Erst recht, wenn Unternehmen im Vorfeld ihrer Infrastruktur-Vorhaben Kontakt zu den Ämtern suchen.
Partnerschaftliche Kooperation
Das habe nun das Eon-Tochterunternehmen Westconnect, ehemals bekannt als Westenergie, getan. Regionalmanager Dr. Peter Brautlecht erläuterte den Fraktionen, dass seine Firma partnerschaftlich mit der Stadt Wetter und dem Kreis zusammenarbeiten wolle, zugleich aber natürlich auch mit einer neuen und hochwertigen Glasfaser-Struktur hier Geld verdienen wolle.
Und zwar – wie berichtet – in Volmarstein sowie Wengern. In beiden Stadtteilen habe Westconnect rund 5700 Haushalte mit Informations-Schreiben versorgt und im Zuge der Vorvermarktung auch eine Frist genannt: Wer kostenlos einen Glasfaseranschluss bekommen möchte, muss innerhalb von drei Monaten eine Grundstückseigentümererklärung unterschreiben. Brautlecht erklärte, dass unentschlossene Bürger womöglich auch im Nachgang noch einen schnellen Internetzugang bekommen können, dann aber für ca. 1500 Euro. Baubeginn sei meist ein halbes Jahr nach dem Ende der Vermarktungsphase, wobei dies in Absprache mit der Stadt Wetter erfolgen soll. Brautlecht: „Wir würden vor 2028 damit fertig.“
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Das Unternehmen verhandle derzeit mit anderen Anbietern wie Telekom oder 1&1, ob auch diese oder andere eines Tages ihre Produkte über die installierte Technik von Westconnect zur Verfügungs stellen können. Auf diesen Punkt wies Norbert Nagel von der CDU hin. Aus den besagten Informationsschreiben lasse sich nicht genau erkennen, ob Interessierte nach ihrer Grundstückseigentümererklärung auch Verträge mit anderen abschließen können. Der Regionalmanager bestätigte, dass Mitarbeitende bei ihren künftigen Hausbesuchen diese Unklarheit berücksichtigen und verdeutlichen sollen: Aktuell gehe es nur um eine Bereitschaftserklärung für einen Anschluss, es gebe keine Produktbindung. Das sei später eine freie Entscheidung der Kunden, die also etwas vom Partnerbetrieb „Eon Highspeed“ oder auch andere Anbieter auswählen können. Das beinhalte auch die Möglichkeit, einen Übergang unter Berücksichtigung von Kündigungsfristen und ähnlichem einzuleiten. „In 99,9 Prozent der Fälle erfolgt das reibungslos“, so der Regionalmanager, der noch auf einmalige Anschaltungskosten hinwies.
Quote erfüllen
Trotz dieser vermeintlich liberalen Haltung verdeutlichte Brautlecht auch: „Wir brauchen hier in Wetter Unterstützung, Sie in den Fraktionen möchte ich als Multiplikatoren gewinnen.“ Hintergrund: Nur wenn sich genügend Interessierte melden und die Grundstückseigentümererklärung (ca. 40 Prozent von 5700) unterschreiben, lohne sich das Glasfaser-Vorhaben. Sollte dies in Volmarstein und Wengern erfolgreich laufen, könnten auch andere Stadtteile hinzukommen.