Herdecke/Wuppertal. Fluchtfahrt mit Totalschaden: Ein 31-jähriger Angeklagter aus Herdecke belastet in einem Wuppertaler Kokainprozess eine mutmaßliche Mittäterin.

In einem laufenden Strafprozess hat ein Angeklagter aus Herdecke erstmals eine mutmaßliche Mittäterin belastet. Der 31-Jährige hatte sich nach einer Fluchtfahrt in Wuppertal mit Totalschaden der Polizei gestellt. Er soll über Monate einige Kilogramm Kokain und Marihuana in Großhandelsqualität aus seiner Wohnung am Semberg vertrieben haben.

Bei der gemeinsamen Flucht vor der Polizei habe die mutmaßliche Mittäterin am Steuer des hoch motorisierten BMW gesessen, der Herdecker habe sie zu der halsbrecherischen Fahrt angestiftet und ihr gesagt: „Wenn wir jetzt kontrolliert werden, haben wir ein Problem.“

In dem Auto fand sich mehr als ein Kilogramm Kokain plus Marihuana (Straßen-Verkaufspreis mehr als 100.000 Euro). Der Angeklagte muss laut Staatsanwaltschaft mit fünf bis sechs Jahren Freiheitsstrafe rechen. Zuständig ist das Landgericht Wuppertal. Der Herdecker hat sechs Anklagepunkte zu Drogenverbrechen bestätigt; in einem siebten Fall ging es laut seiner Darstellung um geringere Mengen als die Staatsanwaltschaft annimmt.

Ausgangspunkt der Ermittlungen war die Fluchtfahrt am 19. März. Das Auto des Mannes fiel durch drängelnde Fahrweise auf der Autobahn zwischen Düsseldorf und Wuppertal auf. Als an einem Polizeiwagen ein Schild „Bitte folgen“ aufleuchtete, beschleunigte der BMW. Über mehr als zehn Kilometer ging die Jagd nach Wuppertal, laut Schätzung der Polizisten teilweise mit mehr als 180 km/h. Nach einem abschüssigen, innerstädtischen Abschnitt überfuhr das Auto mit voller Wucht einen begrünten Kreisverkehr. Alle Reifen zerrissen, der Wagen schlug in eine Bordsteinkante ein. Der Angeklagte flüchtete zu Fuß, stellte sich aber später. Die Frau soll vor Ort erklärt haben, sie kenne ihn nur über das Internet, sie seien nun verabredet gewesen.

Weitere Ermittlungen hat das Gericht nachvollzogen: Eine erste Wohnungs-Durchsuchung in Herdecke ergab nur Polizeifotos von aufgeräumten Räumen. In einem Zimmer lag eine legale Schreckschusspistole, auf einem Tisch ein verbotenes Faustmesser. Im Flur stand eine Damentasche mit Kleidung und Kosmetik-Artikeln.

Auch interessant

Fündig wurden die Beamten auf dem Handy des Angeklagten: Zwei Videos zeigten große Mengen Drogen in der Wohnung. Aus der Küche gibt es Aufnahmen von Beuteln voller Marihuana, die auf einer Waage liegen, sogar Zahlen sind erkennbar. In einer Fensterscheibe sieht man das Spiegelbild des Angeklagten, der die Bilder mit seinem Mobiltelefon aufgenommen hat. Vom selben Telefon haben Richterinnen und Richter nun Chat-Nachrichten vorgelesen: Es ging um Drogen, Mengen und Preise. Laut Angeklagtem wusste die Frau am Steuer seines BMW, dass er Drogen mit sich führte, nicht aber, dass es um Kokain ging oder um welche Menge.