Herdecke/Wuppertal. Landgericht Wuppertal: Ein Angeklagter aus Herdecke (31) hat angeblich eine Kilogramm-Lieferung Kokain im Kofferraum und flieht vor der Polizei.

Bei einer Fluchtfahrt mit Totalschaden soll ein 31 Jahre alter Angeklagter aus Herdecke ein Kilogramm hochreines Kokain im Kofferraum gehabt haben. Seine in einem eigenen Verfahren verfolgte Begleiterin berichtete der Polizei bei ihrer Festnahme am Unfallort, sie kenne ihn lediglich aus dem Internet. Sie hätten sich gerade auf einem Date befunden; er sei für sie überraschend vor einer Verkehrskontrolle geflüchtet. Das berichtete nun ein Beamter am dritten Prozesstag. Dem Angeklagten wirft die Staatsanwaltschaft monatelangen Handel mit Kokain und Marihuana aus seiner Wohnung am Semberg heraus vor.

Das Verfahren führt das Landgericht Wuppertal, in dieser Stadt endete am Abend des 19. März 2022 die Flucht: Der BMW soll bei mehr als Tempo 100 innerorts auf schnurgerader, abschüssiger Strecke zusätzlich beschleunigt haben, um am unteren Ende mit voller Wucht einen begrünten Kreisverkehr zu überfahren. Das Auto kam mit geplatzten Reifen an einem Gehwegrand zu liegen. Der Polizist sagte: „Ich glaube, es hatten alle Airbags ausgelöst.“ Ein Mann sei auf der Fahrerseite ausgestiegen und noch kurz in der Nähe geblieben, ehe er weggerannt sei. Der Angeklagte stellte sich am folgenden Tag. In dem Auto lag seine Jacke mitsamt Ausweis. Die Begleiterin wurde leicht verletzt am Unfallwagen festgenommen. Dabei soll sie von der angeblichen Verabredung gesprochen haben. „Sie zeigte sich total erstaunt, dass Betäubungsmittel in dem Wagen lagen“, so der Polizist.

Im Zweifel für den Angeklagten

Für eine Verurteilung müssen Angeklagte zur zweifelsfreien Überzeugung des Gerichts überführt werden. Kommen – wie bei der Fluchtfahrt – zwei Personen für eine Tat in Frage und kann man die nicht gemeinschaftlich begehen, muss aufgeklärt werden, wer Täter war. Im Zweifel gelten beide als unschuldig.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte bei sieben einzelnen Gelegenheiten mehrere Kilogramm Drogen besaß – Kokain in Großhandels-Qualität und Marihuana. Er habe sich spätestens im November 2021 zum Handelt mit Betäubungsmitteln entschlossen. Die Anklage benennt Drogenübergaben in Herdecke und Dortmund, teils auf die Minute genau. Seiner Begleiterin aus dem BMW soll der Mann schon vor der Festnahme Drogen verkauft haben.

Die Staatsanwaltschaft teilte mit, sie werde nach derzeitigem Stand gegen den Mann eine Freiheitsstrafe von fünf bis sechs Jahren beantragen. Eine Bewährung wäre bei dieser Höhe nicht möglich. Nach Durchschnittswerten hätte das Kokain-Paket im Auto 30.000 Portionen ergeben, der Straßenpreis liege im sechsstelligen Euro-Bereich. Die Richterinnen und Richter müssen die Vorwürfe unabhängig prüfen.

Ablauf im Fluchtwagen unklar

Dazu gehört die Frage, wer den Fluchtwagen fuhr. Die Staatsanwaltschaft geht bislang davon aus, dass der 31-Jährige Beifahrer war. Dem widersprechen nach derzeitigem Stand Aussagen von Polizisten. Einer der Beamten sagte: Es sei ein Mann gewesen, der links aus dem Auto ausstieg; das habe er anhand der Statur erschlossen. Am Unfallort sei es so schnell gegangen, dass er sich einen Platztausch des Mannes und der Frau im Auto nicht vorstellen könne.

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