Volmarstein. Die Baustelle für ein Seniorenheim hat alles noch viel dramatischer gemacht: Was in Volmarstein passieren soll, damit den Kindern nichts passiert
Seit Jahren schon haben die Eltern von Grundschulkindern in Volmarstein Angst. In ihrer Whatsapp-Gruppe „Verkehrshelfer“ regeln sie, wer sich morgens in der dunklen Jahreszeit mit an den Straßenrand stellt, damit den Kindern beim Überqueren der Straße nichts passiert. Neuerdings ist es noch einmal dramatischer geworden an der Einmündung der Hartmannstraße. Hier baut die Evangelische Stiftung Volmarstein (ESV).
Entlang der Von-der-Recke-Straße führt der Schulweg zur Grundschule Volmarstein. Auf der Seite zum Friedhof der ESV hin sind weiße Fußabdrücke auf den Gehsteig gesprüht, auf der anderen Seite auch. Hier, zur Osthausstraße hin, sollen die Jungen und Mädchen aktuell eigentlich bis runter zum „Dorfschatz“ gehen, dem Laden auf Höhe des Dorfplatzes. Aber vielfach wird vorher abgekürzt, weiß Dominic Schatz. Er ist einer der Elternvertreter, die sich frühmorgens an der Einmündung der Hartmannstraße aufbaut – nicht als Lotse. Eher schon als mahnende Figur auch für die Autofahrer.
27 Eltern sind aktuell in der Whatsapp-Gruppe „Verkehrshelfer“. Das sind vergleichsweise viele. Zwei Helfer braucht es pro Tag, einer für den Übergang der Von-der-Recke-Straße nahe der Gaststätte Margarethenhöhe, ein zweiter für die Kreuzung mit Hartmannstraße und Kleiner Kampstraße. Alle zwei Wochen ist mit einem Einsatz zu rechnen. Katharina König zählt zum Team. Ihr Sohn Lukas geht in die zweite Klasse. Erst kürzlich wieder hat sie erlebt, dass manchmal schon die Anwesenheit eines Elternteils am Straßenrand die Autofahrer vorsichtiger werden lässt.
Lastwagen auf dem Bürgersteig
Wie immer nach den Herbstferien haben die Eltern ihren Helferjob aufgenommen. Aber diesmal ging es nicht nur um PKW, deren Insassen am frühen Morgen vielleicht zur Arbeit fahren oder Brötchen holen. Die Evangelische Stiftung Volmarstein baut an der Ecke Von-der-Recke-Straße und Hartmannstraße ein Seniorenheim. Während der Aushubarbeiten parkten beidseitig schwere Lastwagen auch auf dem Bürgersteig und warteten darauf, rückwärts auf das Baugelände zu fahren. „Ich will mir nicht vorstellen, dass dabei einmal ein Kind in der Dunkelheit übersehen wird“, hat Alexander Stuckenholz auch im Namen der anderen Eltern aus der Whatsapp-Gruppe an die Stadtverwaltung geschrieben. Stuckenholz ist für die FDP Mitglied im Rat der Stadt Wetter, und er hat einen Sohn, der in die dritte Klasse der Grundschule Volmarstein geht.
Vor wenigen Wochen hat Stuckenholz in einer Ratssitzung auf die besondere Gefährdung für Schulkinder entlang der Von-der-Recke-Straße hingewiesen. In dem späteren Schreiben an Baufachbereichsleiterin Birgit Gräfen-Loer musste er dann allerdings feststellen: „Bislang hat es diesbezüglich allerdings leider offenbar noch keine nachweisbare Initiative der Stadtverwaltung gegeben.“ Das war vor knapp drei Wochen.
Hochbau fängt bald an
Dabei herrscht an Vorschlägen zu einer Verbesserung der Situation kein Mangel. Einer davon: Der weitere Baustellenverkehr soll erst um 8.15 Uhr starten dürfen, nach Schulbeginn, am besten von Warteplätzen nicht nahe der Baustelle. Aktuell gehen die Jungen und Mädchen zwar nicht mehr unbedingt auf Höhe der Hartmannstraße über die Von-der-Recke-Straße, aber doch wenig geschützt ein kleines Stück weiter runter. So kommen sie am schnellsten wie gewohnt auf den oberen Schulhof. Muss der offizielle Schulweg überhaupt entlang der Von-der-Recke-Straße bleiben, fragt Dominic Schatz. Er hat Sohn und Tochter auf der Schule im Dorf.
Einen entsprechenden Vorschlag hat auch Alexander Stuckenholz der Bauverwaltung unterbreitet. Für ihn könnte Teil einer Lösung sein, den offiziellen Schulweg in die Osthausstraße zu verlegen. Schüler, die aus dem oberen Teil Volmarsteins zur Schule gelangen wollten, sollten lieber an der Sparkasse vorbei und dann von unten wieder in die Schulstraße gelangen. So soll es auch nach dem Willen der Stadt sein: Ab sofort sollen die Jungen und Mädchen über die Kleine Kampstraße in die Osthaus-Straße ausweichen und den Bogen gehen.
Die Stadtverwaltung verweist auf einen frischen Ortstermin mit Polizei, Fachabteilungen, Stadtbetrieb und ESV. Ergebnis: Der Schulweg wird über die gesamte Bauphase geändert. Für die Überquerung der Kleinen Kampstraße sowie der unteren Von-der-Recke-Straße werden Querungshilfen geschaffen. Die Seite der Von-der-Recke-Straße zur Baustelle hin soll nicht mehr als Fußweg genutzt werden. Das sei wegen der Baustelleneinfahrt zu gefährlich für Fußgängerinnen und Fußgänger, heißt es auf Anfrage der Redaktion. Die Baustelleneinrichtung werde über den Gehweg geführt und die Haltestelle verlegt. Die Tiefbauarbeiten sind mittlerweile fast abgeschlossen. Demnächst soll der Hochbau beginnen.
Probleme beim Bus
Eltern der Grundschule Volmarstein hatten auch auf ein anderes Problem aufmerksam gemacht.
Immer wieder sind Schulbusse sehr verspätet oder gar nicht gekommen, die Kinder zur Schule oder zu Sporteinrichtungen bringen sollten.
Dabei war die Stadt wegen ihrer Vergabepraxis in die Kritik geraten. Mittlerweile ist der Bustransfer wieder nach einer Ausschreibung vergeben worden.