Herdecke. Auch wenn aktuell ein Nachfolger fehlt: Warum Maria Hillebrand Herdecke für ein gutes Pflaster für den Einzelhandel hält
Ohne Tasche kein Eintritt. 20 Taschen kann Franz Hillebrand heraus geben. Gerade hat der Räumungsverkauf bei Hillebrand Schuhe an der Herdecker Hauptstraße begonnen, da sind alle Taschen auch schon vergeben. Mehr Kunden müssen draußen warten als drinnen Platz gefunden haben. Entsprechend lang ist die Schlange auf dem Bürgersteig.
„Wir haben immer noch Corona“, sagt Franz Hillebrand und erklärt damit nicht nur die Beschränkung bei der Kundenzahl. Denn außer Taschenzwang zum Abzählen gibt es auch noch eine Pflicht zur Maske. Wer keine dabei hat, wird von Hillebrand mit einem Mund- und Nasenschutz ausgestattet. Gesundheitsschutz wird groß geschrieben und hat dem Geschäft von Maria Hillebrand auch nicht das Genick gebrochen: Corona habe sie dank ihres engagierten Teams und der treuen Kundschaft gut meistern können, verrät die Inhaberin.
Gutes Miteinander
46 Jahre war sie im Schuhhandel selbstständig tätig. Nach Jahren im Rheinland und in Hagen führt sie seit 2006 das Schuhgeschäft an der Hauptstraße in Herdecke. Mit 70 Jahren möchte sie nun den Schritt ins Privatleben machen. Zwei Tage war das Geschäft für die Vorbereitung des Räumungsverkaufs geschlossen. Die Schaufenster sind ausgeräumt. In großer Schrift auf gelbem Grund wird hinter dem Glas ein weitreichender Preisnachlass angekündigt.
Der Abschied fällt Maria Hillebrand nicht leicht. „Die Jahre in Herdecke haben mir wirklich Spaß gemacht“, sagt sie und denkt an die Gespräche mit der Kundschaft und die Zusammenarbeit mit dem Team. Auch das gute Miteinander mit der Stadt und den Händlerkollegen in der Innenstadt habe dazu beigetragen, dass sie gerne Geschäftsfrau gewesen ist: „Herdecke ist eben eine schöne Stadt, um sich wohl zu fühlen.“ Gerade beim Stadtumbau mit der Neugestaltung der unteren Hauptstraße sei eine enge Zusammenarbeit von Stadt und Handel hilfreich gewesen.
Noch muss Margrit Gorkow auf ihre Tasche warten. Sie ist Stammkundin bei Hillebrand Schuhe und will nur mal schauen, was denn alles aus dem Lager in die Regale gestellt worden ist. Monika Friese hat es schon geschafft. Auch sie ist Stammkundin und „sehr traurig“, dass Hillebrand Schuhe schließt – schon weil Friese „auf großem Fuß lebt“ und hier trotz der besonderen Maße immer etwas gefunden hat. Mit ihr in der Schlange vor der Kasse steht Anke Jörges. Sie schaut bei der Schließung über Herdecke hinaus: „Heute geht alles den Bach runter, weil alle nur nur online bestellen. Da bleibt nichts, wie das Beispiel Galeria-Kaufhof aktuell zeigt.“
Nachfolger weiter gesucht
Ganz so schlimm sieht es Maria Hillebrand wohl nicht. Herdecke bleibt nach ihrer Einschätzung ein guter Standort, um ein Geschäft zu betreiben. Ein Schuhfachgeschäft gehöre unbedingt dazu, sagt sie und will sich weiter um eine Nachfolge bemühen.