Herdecke. 500 Fahrten in zehn Jahren. Dieter Grabowski weiß aus Erfahrung, warum der Bürgerbus so wichtig ist für Herdecke.

Dieter Grabowski ist ein Mann der ersten Stunde beim Bürgerbusverein in Herdecke. Jetzt hat er die 500. Fahrt gemacht und kann von vielen Begegnungen erzählen.

Erinnern Sie sich noch an das Gefühl bei der allerersten Fahrt als Bürgerbusfahrer?

Dieter Grabowski: Ja. Das war die zweite Tour, die Nachmittagstour am Eröffnungstag. Es war schon ein gutes Gefühl, weil da die ersten Fahrgäste standen, die dankbar waren und sagten: Endlich fährt er auch bei uns, der Bürgerbus.

War es für Sie eine Art Jugendtraum, Busfahrer zu sein?

Nein. Den Anstoß lieferte der Bürgerbus in Wetter. Da hatte ich vorher auch mal angefragt. Das habe ich dann fallen gelassen, weil unser Bürgerbusverein für Herdecke gegründet wurde. Herdecke stand da für mich als Herdecker einfach näher.

Das Fahrgefühl eines Pkw liefert so ein Kleinbus ja nicht – hatten Sie Angst vor der Größe?

Nein, nein. Ich hatte den Führerschein Klasse 2, weil ich den beruflich benötigt habe für meine Meisterprüfung. Daher war das für mich kein Thema, mit dem Bus die engen Straßen zu bewältigen, auch wenn man dafür einiges Gefühl haben muss. Ich hatte die nötige Fahrpraxis, weil ich auch beruflich viel unterwegs war.

Was sind das für Menschen, die den Bürgerbus nutzen?

Das sind überwiegend Leute, die nicht mobil waren. Durch uns sind sie wieder mobil geworden. Angesprochen fühlt sich nicht nur die ältere Generation. Alle Altersklassen sind vertreten. Der Bus wird mittlerweile von vielen, vielen Bürgern genutzt.

Warum ist Mobilität so wichtig für die Menschen?

Da sind viele Einzelpersonen, die durch uns Bürgerbusfahrer wieder das Gefühl hatten: Ich brauche keinen anderen mehr. Ich kann alleine einkaufen fahren. Ich weiß genau, da ist man in sicheren Händen im Bürgerbus. Die machen auch mehr, als notwendig ist.

Worum geht es denn noch, wenn nicht nur um Beweglichkeit?

Im Bürgerbus ist der persönliche Kontakt automatisch gegeben durch die begrenzte Zahl der Fahrgäste. Manchmal geht es auch recht lustig im Bürgerbus zu. Die Menschen, die alleine sind, haben auch das Bedürfnis, sich auch mal zu äußern.

Schließt das den Fahrer als Gesprächspartner ein?

Wir geben Auskunft.

Müssen Sie auch schon mal Seelentröster sein?

In gewissem Sinne schon. Man bekommt einige Krankheitsgeschichten im Bürgerbus schon mit. Es gibt auch Fahrgäste, die plötzlich nicht mehr da waren. Dann hört man die Schicksale dahinter – gestorben, in einem Heim, nicht mehr mobil.

Gibt es eine Situation, die Sie als Bürgerbusfahrer besonders bewegt hat?

Eine Dame, die leider im vorigen Jahr verstorben ist, hat mir mal zu Weihnachten Socken gestrickt. Und die passten sogar. Das hat mich sehr bewegt. Sie war eine sehr treue Kundin von uns und hat uns ab und zu auch mal mit einer Zuwendung unterstützt.

500 Fahrten – das hat viel Zeit gekostet. War Ihnen das beim Beginn Ihres Engagements im Verein bewusst?

Mir war von vorneherein klar, dass man eine gewisse Zahl von Stunden opfern musste. Wenn man sich für diesen Schritt entscheidet und auf den Fahrersessel will, muss sicherlich auch ein bisschen Herzblut dabei sein.

Haben Sie auch Extra-Touren gefahren, Stadtrundfahrten etwa oder Touren zum Impfzentrum des Kreises?

Ich habe nur die Linienfahrten gemacht. Unser Vorsitzender Eberhard Dickow hat die meisten Impffahrten nach Ennepetal übernommen.

Sie waren Kfz-Meister. Welcher Platz ist Ihnen eigentlich lieber – der am Steuer oder der unterm Motor?

Zu „unter dem Motor“ habe ich keine Beziehung mehr.

Und wenn was klackert, denken Sie dann nicht, da müsste ich jetzt mal ran?

Ab und zu konnte man schon mal wertvolle Tipps geben. Es bleibt ja nicht aus, dass bei der Vielzahl der Fahrstunden und den teils sehr schlechten Straßen bei dem Bus auch mal plötzlich ein Achsgeräusch zu hören war oder ein anderer Fehler.

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