Herdecke. Die Autobahn GmbH will den Krach von der A1 im Abschnitt Hagen für Herdecke lindern. Analysen sollen zeigen, was konkret passieren könnte.
Über Jahrzehnte versuchten Herdecker, Lärmschutz-Verbesserungen für das Schulzentrum Bleichstein und die darüber liegenden Wohngebiete zu erreichen. Vergeblich bemühten sich Bürger, Politiker und Vertreter der Stadt um Maßnahmen auf der Autobahn, damit vom entsprechenden Abschnitt der A1 in Hagen weniger Krach über die Ruhr herüberschallt. Nun scheint endlich Linderung in Sicht.
Kirsten Peveling und Samuel Freund von der Autobahn GmbH kündigten nun in einem Fachausschuss an, dass Herdecke Anspruch auf Optimierungen habe. „In welcher Form und wann genau, das wird sich nach den derzeit noch laufenden Untersuchungen zeigen.“
Änderung bei Auslösewerten
Der Paradigmenwechsel hängt mit zwei Faktoren zusammen. Da wären einerseits veränderte Richtlinien für den Lärmschutz an Straßen. Die nun gültige Verordnung RLS-19 legt im Vergleich zu vorigen Ausführungen– vereinfacht gesagt – niedrigere Auslösewerte zugrunde. Zuletzt lagen die Messdaten für Herdecke knapp über der gesetzlich festgelegten Grenze, so dass sich nichts verändern musste. Jetzt aber reicht die Geräuschkulisse sowohl tagsüber als auch nachts aus, um Anspruch auf Schutzmaßnahmen geltend machen zu können.
Obendrein plant die Autobahn GmbH, den rund fünf Kilometer langen A1-Abschnitt zwischen Hagen-Nord und der Unterführung Nöhstraße nahe des Friedhofs in Vorhalle zu sanieren. Bei der Gelegenheit, die wohl frühestens 2023 oder eher 2024 zu konkreten Bauarbeiten führt, sollen Lärmschutz-Aspekte eine wichtige Rolle spielen.
Kirsten Peveling, Bauingenieurin und bei der Autobahn GmbH Westfalen für Planung/Lärmschutz zuständig, listete einige Möglichkeiten für Lärmschutzverbesserungen auf. Geschwindigkeitsbegrenzungen, neuer Fahrbahnbelag (eines lärmmindernder Asphalt), Schallschutz durch höhere Wände oder Verkleidungen an Tunneln. Diese so genannten aktiven Maßnahmen lassen sich auch kombinieren. Was davon auf der A1 Linderung für Herdecke bringe, untersuchen Fachleute noch. Daher schlug Peveling auch vor, zunächst die Wirkung dieser Neuerungen abzuwarten und erst danach an andere Aktivitäten wie zum Beispiel Austausch von Fenstern an Häusern zu denken. Dafür könnte es Fördergeld geben. Aber nicht, wenn durch Neuerungen die Werte eingehalten werden.
Vielbefahrener Abschnitt, hohe Betroffenheit
Peter Gerigk von den Grünen, lange Lehrer am Friedrich-Harkort-Gymnasium, hat nach 30 Jahren nun das Gefühl, dass endlich was passiert. „Hervorragend!“
Laut Autobahn GmbH passieren derzeit täglich 115.000 bis 120.000 Fahrzeuge die A1-Strecke zwischen den Anschlussstellen Hagen-Nord und Volmarstein. Bei der lärmtechnischen Untersuchung gehe es aktuell um weitere Parameter auf diesem Abschnitt.
„Wir müssen die Maßnahmen dem Bund begründen, dem unsere Prüfergebnisse und Kostenschätzungen übermitteln. Der hat nach unseren Empfehlungen dann das letzte Wort bei dieser freiwilligen Leistung und schaut sich das Kosten-Nutzen-Verhältnis an“, erklärte Peveling, als sie den weiteren Ablauf und das Thema Finanzen ansprach. „Wir sehen hier in Herdecke eine große Betroffenheit. Da es sich aber darüber hinaus um einen recht langen Abschnitt der A1 in Hagen handelt, ist das ein komplexes Verfahren“, ergänzte Samuel Freund, Abteilungsleiter Planung bei der Autobahn GmbH in Dillenburg. „Wir müssen berechnen, welche Vorzugsvariante zum Tragen kommen soll.“ Zum transparenten Vorgehen gehöre beispielsweise die Erläuterung, ob sich der Lärmpegel allein durch höhere Wände mindern lasse oder nicht. Freund geht davon aus, dass im Sommer 2022 Entwürfe zur weiteren Diskussion vorliegen.
Lücke auf Volmebrücke schließen
Aus den Reihen der Herdecker Politik und der Stadtverwaltung folgten Hinweise, doch unbedingt die Volmebrücke an der Bundesstraße 54 miteinzubeziehen. An diesem Überweg fehle im Gegensatz zum daneben liegenden A1-Abschnitt eine Lärmschutzwand. „Von dieser Lücke schwappt viel Lärm herüber“, sagte Daniel Matißik. Doris Voeste (CDU) und Peter Gerigk von den Grünen stimmten dem Leiter des Bau- und Planungsamtes zu. Samuel Freund erwiderte, dass das Bauwerk über der Volme wie die direkte A1-Straßenumgebung nur einen neuen Fahrbahnbelag erhalte. „Daher stellt sich die statische Frage, ob die Brücke größere Lasten wie eine Lärmschutzwand tragen könnte. Das müssen wir prüfen, ich kann nichts versprechen.“
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Matißik appelliert, synchron die Themen Lärm und Brückenarbeiten anzugehen. Zugleich sollten Fachleute in dem Zusammenhang auch ermitteln, was eine womöglich neu zu bauende und vorgelagerte Schutzwand mit eigenständiger Gründung bringen könnte. Das würde wahrscheinlich auch die „Bauchschmerzen“, die Peter Gerigk bei dem Gedanken an die lückenhafte Brücke habe, lindern. Zudem regte Doris Voeste an, auch das Teilstück am Tunnel vor der Ausfahrt Hagen-West mit seinem „Tröten-Effekt“ besser abzudichten.