Herdecke. Fast fünf Monate gab’s in Herdecke ein Ehrenamtsbüro besonders für Ukraine-Flüchtlinge. Jetzt schließt das Büro. Flüchtlingsarbeit gibt es weiter.

Die Betroffenheit im März war groß beim ersten Infoabend der Stadt über Ukraine-Flüchtlinge auch in Herdecke. Gleich mehrere Bürgerinnen und Bürger boten ihre Hilfe an. Die Stadtverwaltung war froh, gab es hier doch schon die Idee, eine feste Anlaufstelle für die Geflohenen zu schaffen. Nun macht das schließlich im Mai eröffnete Ehrenamtsbüro wieder zu. Mangels Nachfrage. Arbeit für die Helfer aber bleibt.

Ob Pate für eine Flüchtlingsfamilie, Übersetzungshilfe oder gezielte Spenden: Fast fünf Monate lang waren die Ehrenamtlichen des Ehrenamtsbüros in den Räumen des DRK am Kampsträter Platz wichtige Vermittler für geflüchtete Menschen und diejenigen, die ihnen helfen möchten. Zuletzt nahm die Zahl der Beratungsanfragen jedoch deutlich ab, sodass die Stadtverwaltung in Abstimmung mit dem Verein zur Förderungs christlicher Sozialarbeit (VCS) beschlossen hat, das Ehrenamtsbüro zu schließen. Meist gab es Anrufe und keine direkten Besuche, zuletzt aber klingelte auch das Telefon nicht mehr so oft.

Mit Lena Groß, Hermann Kinder, Rainer Seifart und Rolf Schulte kümmerten sich vier Bürgerinnen und Bürger zu den Öffnungszeiten um alle eingehenden Fragen. „Unser Dank geht an Sie, weil Sie Ihre Freizeit zur Verfügung gestellt haben“, sagte die städtische Beigeordnete Bettina Bothe bei der offiziellen Schließung des Ehrenamtsbüros, „dank Ihnen war es möglich, den Geflüchteten eine Anlaufstelle zu bieten.“ Die Erfahrungen aus dem Jahr 2015 hätten gezeigt, wie groß der Beratungsbedarf der Geflüchteten sei.

Möbellager des VCS sucht Helfer

„Es hat sich jedoch herausgestellt, dass die Menschen, die aus der Ukraine zu uns gekommen sind, bereits sehr gut vernetzt sind und vieles eigenständig organisieren“, so Bothe weiter. Daher sei der Beratungsbedarf tatsächlich nicht so groß gewesen wie zunächst angenommen. Am häufigsten kamen zuletzt Anfragen nach Möbeln für die Unterkünfte – diese können über das Möbellager des VCS jedoch gut organisiert werden. „Hier klappt die Zusammenarbeit sehr gut“, so Sozialamtsleiterin Kerstin Jakob.

Das Möbellager des VCS liegt im Gahlenfeld. Im Büro in Ende gibt es eine lange Liste mit Angeboten von Möbeln, die gerne für die Kriegsflüchtlinge abgegeben würden – wäre da nicht ein personeller Engpass: Die Umzugsgruppe arbeite bis zum Umfallen, berichtet VCS-Geschäftsführerin Barbara Degenhardt-Schumacher. Die Gruppe müsste aber doppelt so stark sein, um alle Möbel abzuholen, die dann von den Bedürftigen ausgewählt werden.

Dank ans Deutsche Rote Kreuz

Zur Schließung des Ehrenamtsbüros dankte Bettina Bothe ausdrücklich dem Roten Kreuz für die Bereitstellung der Räume, deren zentrale Lage die Kontaktaufnahme erleichterte. „Wir haben das gerne gemacht und sind jederzeit wieder dazu bereit, wenn Bedarf besteht“, sagte Uwe Klein, Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Herdecke, der von Bettina Bothe im Namen der Stadt einen Spenden-Scheck über 100 Euro als kleines Dankeschön entgegennehmen konnte.

Ukrainer in Herdecke

Aktuell hat die Stadt Her­decke Kenntnis von 221 Ukraine-Flüchtlingen im Stadtgebiet.

Die Zahl könnte aber durchaus höher sein.

Zum Schuljahresende gab es 76 ukrainische Schülerinnen und Schüler in Herdecke.

Auch interessant