Wetter/Herdecke. EN-Wohnen hat hunderte Wohnungen in Wetter. Welche Folgen der Grundsteuerreform Geschäftsführer Dyck fürchtet

Schon die Angaben fürs eine, geliebte Eigenheim bringen Hausherren oder Eigentümerinnen ins Schwitzen. Was aber, wenn gleich für mehr als 1400 Wohnungen entsprechende Formulare am Rechner auszufüllen sind? EN-Wohnen mit Sitz in Schwelm und den meisten Wohnungen im Stadtgebiet von Wetter hat die derzeit laufende Erfassungsphase nicht überrascht. Die Reform der Grundsteuer sorgt hier schon länger für Vorüberlegungen und Arbeit.

„Das Thema ist für uns nicht neu“, stellt Alexander Dyck, Geschäftsführer von EN-Wohnen fest. Spätestens mit dem Urteil des Verfassungsgerichts zum Korrekturbedarf bei der Grundsteuer von 2018 war für ihn klar: „Da kommt etwas Gewaltiges auf uns zu.“ Mit uns meint Dyck seine Wohnungsgesellschaft, aber auch die Gesellschaft im Allgemeinen. Und gewaltig ist der zu betreibende Aufwand.

Gleichzeitig hält sich die Extra-Arbeit bei EN-Wohnen in Grenzen. Zuständig für die Umsetzung der Grundsteuerreform ist Bilanzbuchhalterin Gabi Steinbrink. Zusätzliche Mitarbeiter sind ihr nicht zur Seite gestellt. Höchstens ein bisschen Umorganisation habe es gegeben, so Alexander Dyck. Das Geheimnis in der wundersamen Abwicklung des Großauftrages: Die nötigen Daten fürs Finanzamt sind zu hundert Prozent erfasst. Die Bestände sind aktuell und gepflegt. „Wir müssen schließlich jeden Tag damit arbeiten“, so Alexander Dyck. Auf Knopfdruck spuckt die Technik alle benötigten Angaben aus, so der Geschäftsführer. Allein: „Die Daten entsprechen nicht der Struktur der Finanzamt-Vorlage.“ Wollte EN-Wohnen den Transfer für jedes einzelne Haus selbst leisten, müsste an die Verwaltungsräume in Schwelm wohl angebaut werden, scherzt Dyck. Stattdessen hat er den Steuerberater seines Verbandes bemüht. Der bekommt nun die aufbereiteten Daten in Form von Excel-Tabellen und kann die Angaben passgenau eingeben. Das trägt zwar Kosten nach außen, sorgt aber intern für Entlastung.

Problem gelöst? Nicht ganz. „Wir stehen für bezahlbares Wohnen“, sagt Alexander Dyck über die Wohnungsgesellschaft, zu der sich mehrere Städte im Ennepe-Ruhr-Kreis zusammen geschlossen haben. Nun hat Dyck die Befürchtung, dass am Ende der Grundsteuerreform weitere Belastungen auf das Unternehmen und damit letztlich auch auf die Mieterinnen und Mieter zukommen.

Mieter besorgt

Das neue Gesetz sagt zwar, dass es in den einzelnen Städten durch die Reform unter dem Strich nicht zu einer Erhöhung der Grundsteuer kommen soll. Aber klar ist auch, dass es Verlierer und Gewinner durch die künftigen Bemessungsgrundlagen geben wird. Alexander Dyck befürchtet, dass die Hauptlast dieser Steuerform künftig verstärkt auf die Masse verteilt wird – „und wir gehören zur Masse.“ Lange schon sei vom Anstieg der zweiten Miete, also den Nebenkosten, die Rede. Gerade treiben die gestiegenen Energiepreise die Kosten in die Höhe. Und auch die Grundsteuer ist umlagefähig.

Mieterinnen und Mieter müssen die Bögen fürs Finanzamt nicht ausfüllen. So war die Grundsteuerreform bislang auch noch nicht Thema etwa in der Mieterzeitung oder auf den Internetseiten der Wohnungsgesellschaft. Auch persönliche Schreiben an die Kundschaft sind nicht rausgegangen. Aus der Sicht von Alexander Dyck ist das auch nicht nötig. Der Kundenservice sei gut aufgestellt, „wir sind immer erreichbar, haben immer ein offenes Ohr.“ An das dringt selten eine Nachfrage zur Grundsteuereform, aber oft die Sorge, die Wohnung werde nicht weiter bezahlbar bleiben.

HGWG gut vorbereitet

Die Reform der Grundsteuer macht auch der Herdecker Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (HGWG) Arbeit. Allerdings hat die Verwaltung schon früh mit der Vorbereitung auf die Erfassungsphase angefangen. Bereits im März/April waren Listen mit den geforderten Daten vorhanden.

„Die nötigen Daten haben wir fast alle“, sagt Klaus-Dieter Gördes, Geschäftsführer der HGWG, sie müssen nur noch auf dem Finanzamtsportal eingegeben werden. Gördes geht davon aus, dass sein Team das selbst gestemmt bekommt. Für 290 Häuser sind Angaben zu machen. Ein Steuerberater werde nicht gebraucht.

In den Häusern werden 374 Wohnungen mit Fernwärme geheizt. Auch ohne persönliche Anschreiben nach den vierteljährlichen Erhöhungsmitteilungen von MarkE als Lieferant hält er die Mieter für gut informiert über Engpässe und Preiserhöhungen beim Gas, das Grundlage der Fernwärme in Herdecke ist.

Hilfestellung

Möglichkeiten der Abgabe sind:

• Vordrucke online ausfüllen und abschicken mit ELSTER: www.elster.de. ELSTER bedeutet „El ektronische St euer er klärung“. Das Programm, mit dem sich auch Einkommensteuererklärungen machen lassen, wird von den Finanzbehörden kostenlos zur Verfügung gestellt.

• Zur Nutzung von ELSTER ist eine Registrierung erforderlich.

• Oder elektronisch abgeben über andere Software-Anbieter, die diesen Service anbieten.

• Nur, wenn die Online-Abgabe nicht möglich ist: Vordrucke handschriftlich ausfüllen und abgeben. Papier-Vordrucke gibt es im Finanzamt Witten, Ruhrstr. 43.

Infos

• Check-Listen, Ausfüllanleitungen für ELSTER und Erklär-Videos zum Grundsteuerportal: www.grundsteuer.nrw.de

• Hotline in Witten 02302 921-1959 (Mo. - Fr. 9 - 18 Uhr).

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